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Lukas Höllbacher: Favoritenschreck beim «SIC Day»

Von Günther Wiesinger
Lukas Höllbacher? Der Supermoto-Weltklassefahrer aus dem Innviertel brachte die Stars wie Andrea Dovizioso beim «SIC Day» in Misano ins Grübeln. Der Husqvarna-Pilot gewann das erste Flat-Track-Rennen seines Lebens.

Der 20-jährige Österreicher Lukas «Luki» Höllbacher sorgte am Samstag und Sonntag beim «SIC Day» in Misano für eine gewaltige Überraschung: Der deutsche Supermoto-Meister von 2015 und WM-Dritte gewann das erste Flat-Track-Rennen am Samstag vor Mattia Pasini (4. Dovizioso) und landete am Sonntag hinter Thomas Chareyre, Andrea Dovizioso und Ivan Lazzarini auf dem vierten Rang.

Der Name Höllbacher ist im österreichischen Motorsport ein Begriff: Onkel Sepp Höllbacher war jahrelang Entwicklungs-Ingenieur bei KTM, er arbeitet jetzt bei Beta in Italien.

Lukas, wie kommt man als Innviertler Supermoto-Fahrer zu einem Auftritt beim Flat-Track-Event beim SIC Day?

Ich bin letztes Jahr schon eingeladen gewesen. Aber da war es noch ein Supermoto-Wettbewerb. Es waren mehrere Supermoto-Piloten eingeladen, deshalb war ich 2014 das erste Mal dabei.
In diesem Jahr wurde ein Flat-Track-Rennen durchgeführt. Die Veranstalter der Supermoto-WM arbeiten mit dem SIC-Day-Promoter ein bisschen zusammen. Deshalb war ich wieder dabei.
Der Flat-Track-Fahrer Johann Schruf hat mir mit speziellen Fahrwerksteilen geholfen, die Bremsen und die Räder habe ich von der italienischen Firma Cobra bekommen. Wir haben natürlich ein bisschen einen Aufwand betrieben.
Aber ich habe das Flat-Track-Fahren vorher nie probiert. Ich bin einfach mitgefahren. Im Grunde ging es ja um das Gedenken an Marco Simoncelli und um einen guten Zweck für die Stiftung.

Wie unterscheidet sich ein Flat-Track-Bike von einem Supermoto-Motorrad?

Das Fahrwerk ist noch einmal extrem gekürzt im Vergleich zum Supermoto-Fahrwerk; du hast auch sehr wenig Federweg. Dazu verwendet man hinten und vorne 19-Zoll-Räder mit speziellen Profilreifen. Normalerwiese werden keine Bremsen angebaut. Aber in Misano war das kein Oval, sondern eine Flat-Track-TT-Piste, also auch mit Rechtskurven, das kann man mit einer Kart-Strecke auf Dreck vergleichen. Ähnlich wie auf der Ranch von Rossi.

In Amerika gibt es eine Disziplin, die heisst «TT Steeplechase», da sind auch Sprünge drinnen. Aber ihr hattet keine Sprünge, deshalb heisst es Flat-Track?

Genau. Normal sind manchmal Sprünge auch drinnen. Aber bei uns gab es nur Links- und Rechtskurven.
Es war für mich auf jeden Fall Neuland.

Hast du speziell für Flat-Track trainiert?

Nein, ich habe gar nichts fürs Flat-Track trainiert. Ich habe mir nur Videos angeschaut.

Und als du die Piste gesehen hast: War dir sofort klar, dass du da Chancen auf einen Spitzenplatz hast?

Ja, sicherlich, denn ich bin vom Supermoto und Motocross das Driften auf losem Untergrund gewöhnt. Das habe ich ja schon oft gemacht. Ich fahre alle Disziplinen...
Ich habe mich gleich im ersten Training gut zurecht gefunden. Es wurden dann Gruppen eingeteilt, es gab Vorläufe. Da habe ich schon gemerkt, dass ich mit den guten Piloten mithalten kann. Das ist natürlich ein Wahnsinn gewesen.

Du hast einen 450-ccm-Motor von Husqvarna verwendet. Einen Werksmotor?

Nein, leider nicht... Aber ich hatte ein neues 2016er-Modell von Husqvarna mit 450 ccm. Der Standardmotor hat gereicht; ich habe nur den Auspuff getauscht.
Natürlich ist das Material auch mitentscheidend. Aber im Grunde musst du das Gefühl für die Drifts finden beim Flat-Track.

Du könntest jetzt auch beim Dirt-Track-Superprestigio am Samstag in Barcelona gegen Marc Márquez antreten?

Ich bin nach dem Sieg am Samstag für das Superprestigio eingeladen worden... Ich hätte einen Startplatz bekommen, nachdem ich in Misano so aufgezeigt habe. Aber das Problem war, dass mir das zu viel Stress gemacht hätte.
Ich weiss auch nicht, ob es beim SIC Day 2016 wieder ein Flat Track-Rennen gibt oder ob sie wieder Supermoto machen.

Du bist Supermoto-WM-Dritter 2015 und dazu deutscher Meister. Und trotzdem Amateur?

Ja, ich kann den Motorsport nicht als Profi betreiben. Ich arbeite daheim in Ranshofen in der Klosterbäckerei meiner Familie mit. Ein Traditionsbetrieb.

Als Bäcker hast du mit Ex-Cross-Weltmeister Heinz Kinigadner etwas gemeinsam?

Bäcker und Motorsport, ja.

Was war das für ein Gefühl, plötzlich Rad an Rad gegen Fahrer wie Andrea Dovizioso, Bagnaia und Pasini zu kämpfen statt wie üblich gegen die besten Supermoto-Piloten?

Ein gewaltiges Gefühl natürlich. Weil es ein Supergefühl ist, wenn man gegen solche Leute dann im Zweikampf gewinnen kann.
Andrea Dovizioso ist jedem Motorsportler bekannt. Das war cool. Die Gegner haben wirklich was drauf gehabt. Sie haben auch viel mehr Flat-Track-Training gehabt als ich. Deshalb waren sie voll begeistert, als ich das in so kurzer Zeit ins Gefühl gekriegt habe. Der Sieg am Samstag im amerikanischen Finale, in dem in jeder Runde die Letzten ausgeschieden sind, war ein Wahnsinn.

Die italienischen Zuschauer haben dir nicht übel genommen, dass du am Samstag am Schluss noch Pasini auf Platz 2 verwiesen hast?

Nein, das hat ihnen allen voll getaugt. Im Grunde geht es ja um die Show. Wenn der Pasini vorne allein wegfährt, das mag keiner sehen. Wir haben eine gute Show gemacht, wir sind richtig auf Kontakt gefahren. Das hat den Zuschauern gefallen. So muss es sein.

Wie knapp war der Fight gegen Pasini? Du hast ihn erst in der letzten Runde von Platz 1 verdrängt?

Ja, genau. In der letzten Runde. Es war in der engsten Kurve. Wir sind miteinander reingefahren, ich war dann in der Kurve vorne. Dadurch habe ich gewonnen.

Nächstes Jahr fährst du wieder die Supermoto-WM?

Ja, 2016 fahre ich wieder die S1-Weltmeisterschaft. Dazu die Deutsche Meisterschaft. In der Supermoto-IDM fahre ich mit dem 380-ccm-Zweitakter von Husqvarna bei Teamchef Jochen Jasinski. In der WM trete ich wieder mit der 450-ccm-Husqvarna an. Ich möchte nächstes Jahr um den WM-Titel kämpfen.

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