KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

Mika Kallio (KTM): «Top-10, Top-15? Das weiß keiner»

Von Frank Aday
Mika Kallio mit der MotoGP-KTM RC16

Mika Kallio mit der MotoGP-KTM RC16

In Valencia wird Mika Kallio für das MotoGP-Werksteam von KTM den ersten Wildcard-Einsatz mit der RC16 in der Königsklasse absolvieren. Die Erwartungen sind hoch, weiß der Finne.

Beim Grand Prix von Valencia, der von 11. bis 13. November stattfindet und die MotoGP-Saison 2016 abschließt, wird Testfahrer Mika Kallio die KTM RC16 erstmals in einem Rennen einsetzen. Die MotoGP-Maschine wurde 2016 ausgiebig von Kallio, Randy de Puniet, Karel Abraham und Tom Lüthi getestet.

«Dieses Jahr war für mich ganz anders. Ich war seit 2002 im MotoGP-Fahrerlager und mehr oder weniger hatte ich einen klaren Plan, was die Rennen anging. Jetzt habe ich dieses Jahr für KTM getestet, das hat für mich einiges verändert. Ich bin soweit ganz zufrieden und mit KTM läuft es sehr gut. Ich kenne das Werk gut, denn ich habe mit ihnen eine lange Zusammenarbeit in der 125er- und 250er-WM gehabt. Es hat mich also richtig gefreut, wieder in der KTM-Familie zu sein. Das Highlight des Jahres in Valencia rückt immer näher, es ist nur noch ein paar Wochen hin. Wir haben dafür das ganze Jahr über intensiv gearbeitet. Ich hoffe, dass wir dort die Ergebnisse erzielen können, die wir wollen», erklärte Kallio gegenüber «motogp.com».

Wie groß sind die Fortschritte, die KTM in den letzten Monaten machen konnte? «Die ersten Runden mit der KTM fuhr ich vor ungefähr einem Jahr – das Projekt und das Motorrad sind daher sehr neu, immer noch. Die ersten Runden, die ich mit dem Motorrad gedreht habe, waren letztes Jahr im November und danach haben wir noch viel getestet, auf vielen unterschiedlichen Strecken. Wir haben jetzt viel Erfahrung und Informationen über das Motorrad. Wenn ich mir überlege, wie es sich angefühlt hat, als ich das Motorrad zum ersten Mal gefahren bin, und wie es sich jetzt anfühlt, dann kann ich sagen, dass wir einen wirklich guten Job gemacht haben dieses Jahr. Die Entwicklung, die wir wollten, haben wir geschafft. Ich denke, dass das Level des Motorrades im Moment schon ziemlich gut ist, denn die Maschine ist erst ein Jahr alt, aber wir müssen natürlich realistisch bleiben. Wir können derzeit nicht sagen, dass wir auf einem Top-Level sind, denn das Motorrad ist erst ein Jahr alt, wir können uns daher nicht mit den Top-Teams vergleichen. Aber was mich als Fahrer angeht: Ich fühle mich sehr wohl mit dem Motorrad.»

Nachdem Kallio beim ersten direkten Schlagabtausch mit der MotoGP-Konkurrenz beim Spielberg-Test im Juli schneller unterwegs war als Aprilia-Pilot Alvaró Bautista, sind die Erwartungen an KTM hoch. «Wir müssen uns einfach auf unser eigenes Team konzentrieren. Ich denke, dass es besser ist, uns nicht mit irgendwem zu vergleichen. Wir gehen einfach nach Valencia, konzentrieren uns dort auf uns selbst und versuchen, unser eigenes Ding durchzuziehen. Natürlich gibt es sehr hohe Erwartungen, denn alle wissen, dass wenn KTM auch gewinnen will, wenn sie in eine Klasse einsteigen. In diesem Werk gibt es diese Mentalität und sie pushen alle ans Limit und versuchen, alles so gut es geht zu erledigen – und das ist genau der richtige Weg, ich mag das. Aber wir müssen realistisch sein. Die Stimmung ist gut und wir sind auf einem guten Level, ich fühle mich auf dem Motorrad wohl. Aber realistisch gesehen, gehen wir sicher nicht nach Valencia, um das Rennen zu gewinnen. Aber ich denke, dass wir sicher kämpfen können. Ich weiß nicht, ob in den Top-15 oder den Top-10. Das weiß im Moment niemand, denn wir waren fast immer allein auf der Strecke. Es wird also für mich besonders interessant sein zu sehen, was unser Level ist.»

«Ich denke, dass es für KTM der bestmögliche Zeitpunkt ist, um in die MotoGP-Klasse einzusteigen. Einige Regeln wurden geändert und die Michelin-Reifen sind neu – vieles hat sich auf der technischen Seite geändert, es ist also der beste Zeitpunkt für KTM. Wenn du so nah wie möglich an den Top-Teams dran sein willst, ist jetzt der richtige Zeitpunkt, denn alle mussten sich anpassen, wie sie das Motorrad entwickeln. Zudem sind für alle Teams die Reifen und die Elektronik 2016 neu. Wir hatten technisch also keinen so großen Rückstand. Ich denke auch, dass KTM sich daher dazu entschieden hat, das Motorrad jetzt zu entwickeln und nächstes Jahr am Start zu stehen. Wir werden in Valencia sehen, wie viel Arbeit uns noch bleibt.»

Kallio selbst würde gerne als aktiver Rennfahrer in die MotoGP-WM zurückkehren. «Mir fehlen die Rennen, ganz sicher. Das ist für mich im Moment das Schwerste. Ich habe richtig Spaß, dieses MotoGP-Motorrad zu fahren, wir haben im Moment eine großartige Crew und tolle Jungs, die mit mir arbeiten, aber wir fahren noch keine Rennen. Das ist das wichtige Puzzle-Teil. Ich würde auch gern in Zukunft wieder Rennen fahren und denke, dass diese Test-Saisons etwas sind, die ich machen muss. Ich hoffe, dass ich später irgendwann wieder in der Startaufstellung stehe.»

«Als Fahrer habe ich Ziele – jeder Fahrer hat eine Reihe von Zielen. Das wird aber mein erstes MotoGP-Rennen seit einer langen Zeit, 2010 war ich da das letzte Mal in dieser Klasse unterwegs. Das wird für mich auch ein besonderer Moment, daher werde ich alles geben, was ich kann, um das Motorrad ans Limit zu führen und zu sehen, wo unser Level ist. Ich werde hundert Prozent geben und auch zeigen, dass KTM und ich auf diesem Level mithalten können, dem höchsten Level der Welt gegen die besten Fahrer der Welt. Mein Können reicht für die MotoGP-Klasse aus», ist der 33-jährige Moto2-WM-Zweite von 2014 überzeugt. «Von KTM her gibt es im Moment keinen Druck und wir sollen es bis ins Ziel schaffen. Wir haben noch nicht darüber gesprochen, aber ich habe persönliche Ziele, die ich erreichen will. Aber wie schon gesagt: Im Moment kann niemand sagen, wo unser Level auf technischer Seite ist und wie nah wir an der Spitze dran sein können.»

Wie stellst du dir deine Zukunft vor? «Als ich vor einem Jahr über meine Zukunft nachgedacht habe, habe ich mich mit KTM wohlgefühlt, schon wegen unserer gemeinsamen Geschichte. Ich habe gedacht: ‹Ok, teste ich mal für sie und dann geht es zurück in die MotoGP.› Vielleicht ist das nicht der klassische Weg, aber ich bin viel in der Moto2-Klasse gefahren und auch dort waren meine Ergebnisse sehr gut. Ich hatte aber nicht die Chance, mit einem guten Motorrad in die MotoGP-Klasse zurückzukommen. Das ist aber meine Vorstellung und mein Ziel.»

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