KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

«Die Konstanz ist das Ziel»

Von Markus Lehner
Lüthi (re.) zu Teamchef Epp: «Woran liegt's?»

Lüthi (re.) zu Teamchef Epp: «Woran liegt's?»

Der Schweizer Aprilia-250-Werkspilot Thomas Lüthi hat einen ganzen Monat in den USA im Gelände trainiert und will 2009 den Durchbruch schaffen.

Der Schweizer 125er-Weltmeister von 2005, Thomas Lüthi (22), schloss die vergangene Saison auf dem für ihn und das Team Emmi-Caffè-Latte unbefriedigenden elften Rang ab. In der kommenden 250er-Saison will Lüthi konstant in die Top-6 fahren.
 
Im November 2008 reiste Lüthi in die USA und trainierte einen Monat lang intensiv im Gelände. SPEEDWEEK traf den WM-11. der 250er Klasse des Vorjahres im Wellness-Hotel Feusisberg hoch über dem Zürichsee.
 
War die Handverletzung vom Sturz in Indianapolis die schwerste Verletzung deiner Karriere?
Ich hatte zwar schon einige Knochenbrüche in meiner Karriere, aber diese Verletzung an der Hand hat mich am meisten Zeit gekostet. Zwei Operationen, zwei Rennen out, dann angeschlagen wieder zurück. Das was eine schwierige und harte Zeit. Jetzt ist aber alles wieder okay, ich spüre keine Behinderung mehr.
 
Die beiden letzten Rennen warst du wieder dabei. Aber die Ränge 9 und 10 in Sepang und Valencia waren kaum mehr als Schadensbegrenzung.
Zuschauen war bitter. Ich habe den Fernseher zwischendurch ausgeschaltet. Aber dann habe ich ihn doch wieder angeknipst, es hat mich zu stark interessiert, was abgeht. Ich setzte mir zum Ziel, zum Saisonende noch ein Highlight zu setzen, aber es gelang mir nicht. Der Kopf wollte, aber der lädierte Körper hat mich eingebremst.
 
2007 hast du dein erstes 250er-Jahr mit 133 Punkten als WM-8. abgeschlossen. Das gab berechtigte Hoffnungen auf mehr. Doch 2008 hast du mit nur einem Punkt in Katar begonnen, dann kam der Ausfall in Jerez. Danach folgte ein guter vierter Platz in Estoril, dann in Shanghai wieder ein Ausfall. Hast du dir zu viel Druck gemacht?
Druck war viel da, sicher, aber nicht zu viel. Das ist normal, damit muss ich umgehen können. Es ging einfach unglücklich los. Es gab dann gute Rennen, zwei Podestplätze, aber die Konstanz hat ganz klar gefehlt. Das beschäftigt mich seit Saisonende am meisten.
 
Lief in der physischen und psychischen Saisonvorbereitung etwas schief?
Nein. Es lief alles optimal. Diesen Winter habe ich das Ganze noch intensiviert und will alles noch besser machen.
 
Bleiben wir bei 2008. Die Saisonmitte war gut. Platz 3 in Mugello, Rang 5 in Barcelona und Donington, Platz 2 in Assen, siebter Rang auf dem Sachsenring. Hast du da an den Durchbruch geglaubt?
Ja, ich hatte den Rhythmus gefunden. Aber dann ging es wieder schief und wir machten Fehler.
 
Es folgte der Ausfall in Brünn, der siebte Platz in Misano, dann der Sturz im Indianapolis-Training. Was war passiert?
Ich weiss es auch nicht genau. Im Rückblick betrachte ich die Saisonmitte kritischer. Die Platzierungen waren gut, doch wir sind im Training und Rennen immer hinterher gehinkt. Wir waren am Limit. Wenn alles gepasst hat, ging es gut, aber schon der kleinste Fehler hat uns weit zurückgeworfen. Wir müssen diese Schwankungen in den Griff kriegen.
 
Wie war die Stimmung gegen Saisonende im Team? Haben dich die Techniker wie Mauro Noccioli, der schon mit Loris Capirossi gearbeitet hat, kritisiert? War das Material immer noch top vorbereitet?
Das Team hat auch in der schwierigen Zeit einen guten Job gemacht. Ich habe da schon anderes erlebt. Ich habe jetzt die Leute um mich herum, die ich immer gewollt habe, der Zusammenhalt war tadellos. Kritik muss da sein. Wenn mich mein eigenes Team nicht kritisieren würde, wäre etwas nicht gut.
 
Mit wem und wo hast du in den Staaten trainiert?
In der Nähe von Los Angeles, zusammen mit Alex Hofmann und Luke Johnson, dem 16-jährigen Sohn von Ricky Johnson. Alex war zwei Wochen da, zwei Wochen war ich alleine.
 
Kam das intensive Training direkt nach Saisonende auf Druck von Teamchef Daniel Epp zustande?
Nein, das kam von mir aus. Ich wollte schon immer etwas von Amerika sehen und konnte nun das Berufliche mit dem Privaten verbinden. Natürlich hat auch Daniel Epp gesagt, dass wir jetzt etwas machen müssen. Ganz klar.
 
Die jahrelange Zusammenarbeit mit deinem Riding Coach Andy Ibbot wurde Anfang der Saison 2008 beendet. Was waren die wahren Gründe für die Trennung?
Er hatte mir alles gezeigt, was er wusste. Die mit ihm gesammelten Erfahrungen muss ich jedoch selber umsetzen. Der Zeitpunkt der Trennung war deshalb richtig. Auch im Rückblick.
 
Alex Hofmann wohnt ebenfalls in der Schweiz und arbeitet 2009 für Aprilia als Superbike-Testfahrer und fürs DSF als GP-Kommentator. Ist der letzte deutsche MotoGP-Pilot dein neuer Riding Coach?
Er ist mein Trainingspartner über den Winter. Das funktioniert super. Von seiner Erfahrung kann ich viel profitieren, denn Alex hat wie ich auch schwierige Zeiten erlebt.
 
In den Trainingspausen redet ihr sicher auch über Hofmanns Aprilia-Engagement. Reizt dich das Thema Superbike?
Zurzeit nicht. Ich fahre 250er und will irgendwann in die MotoGP-Klasse aufsteigen. Darauf konzentriere ich mich.
 
Hoffst du auf einen Aufstieg über die neuen Moto2-Viertakter oder willst du direkt in die MotoGP-Klasse?
Schwierig zu sagen. Ich will MotoGP fahren. Das ist das Ziel. Ob er über die Moto2-Klasse führt, wird sich zeigen.
 
Gibt es Änderungen im Team?
Die grösste Änderung ist der Weggang von 125er-Fahrer Sandro Cortese zu Aki Ajo. Bei uns wird nur der Reifen- und Benzintechniker im Team ausgewechselt, der Rest ist wie gehabt.
 
Welches sind die stärksten Gegner 2009?
Dieselben wie dieses Jahr. Simoncelli, Bautista, Barbera, Pasini und all die andern Jungs.
 
Fühlt man sich als 18-jähriger Weltmeister durch das immense Medieninteresse zu sehr als Superstar und arbeitet nicht mehr genug an seinen Schwächen?
Es ist sicher nicht einfach, wenn dir von einem Tag auf den andern die Medien die Türe einrennen. Aber es war kein Problem für mich, auf dem Boden zu bleiben. Das Problem war zu Beginn, dass der zeitliche Aufwand enorm war. Aber das bekamen wir im Team schnell in den Griff. Jetzt steht mir genügend Zeit und Raum für das Wesentliche zur Verfügung.
 
Im Unterschied zu Italien, Spanien oder England werden die landeseigenen Fahrer in der Schweiz nie oder nur zaghaft kritisiert. Wie gehst du mit Kritik um?
Kritik ist wichtig, aber nur, wenn sie von den richtigen Leuten kommt und fachlich korrekt ist.
 
Du hast dich früher immer heftig gegen den Titel «Bergbauernbub» gewehrt. Stören dich solche Bemerkungen heute noch?
Ich habe mich immer dagegen gewehrt, weil es ganz einfach nicht stimmt. Wenn das jemand wieder schreiben will, kann ich es nicht ändern.

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