Dorna hat vorgesorgt
Melandri (Platz 2 in Le Mans): Wackelkandidat
Müssen wir uns Sorgen machen um die MotoGP-Weltmeisterschaft in Zeiten der Finanzkrise?
Nein, nicht ernsthaft. Denn die Dorna hat als Serien-Promoter die Weichen richtig gestellt. Dorna-Chef Carmelo Ezpeleta hat nach dem Ausstieg der grossen Zigarettenfirmen reagiert und lässt rund 38 Millionen Euro der Einnahmen aus TV-Rechten, Bandenwerbung, GP-Namensrechten, VIP-Village und dem Verkauf der Programmhefte an Kundenteams wie Tech3-Yamaha, Pramac Ducati, Grupo-Hernando-Ducati, Scot-Honda, Gresini-Honda und LCR-Honda weiterfliessen.
Dazu erhält jedes MotoGP-Team 700 Paddock-Gästekarten pro Saison, ein 250-ccm-Rennstall nur 200. Ein Anreiz, der so manches Team und so manchen Sponsor über den Einstieg in die Königsklasse nachdenken lässt.
Ausserdem enthüllte die neue Motorsport-Wochenzeitschrift SPEEDWEEK in ihrer jüngsten Ausgabe (jetzt am Kiosk) einen erstaunlichen Plan der Dorna: 2011 sollen die Privatteams wie Tech3-Yamaha, Scot-Honda, LCR-Honda, Gresini-Honda, Pramac-Ducati und Grupo Francisco Hernando-Ducati Einheitsmotoren kaufen können, die bei einer Engineering-Firma wie Ilmor entwickelt werden könnten. Ausweichlösung: Die Privatteams dürfen dann mit gezähmten 1000-ccm-Triebwerken gegen die 800-ccm-Raketen der Werke antreten.
Was zu Zeiten der Formel-1-Auseinandersetzung um Geld und technische Regeln ebenfalsl von Bedeutung ist: Zerwürfnisse zwischen Teams und Sporthoheit sind im MotoGP-Sport unvorstellbar. Denn Ezpeleta lässt den Herstellern bei den technischen Vorschriften jedes erdenkliche Mitspracherecht.
2010 sollen mehr als die heute üblichen 18 MotoGP-Maschinen am Start stehen. Jorge Martinez will endlich ein Team in der Königsklasse haben. Er redet mit Ducati, Yamaha und Honda und empfindet die heikle Italienerin (mit ihr ist nur Stoner schnell) als Notlösung. Alvaro Bautista wäre ein Fahrerkandidat. Wenn das Budget ausreicht, ist sogar ein zweiter Fahrer vorstellbar.
Das würde der Dorna behagen, denn das Hayate-Racing-Team mit Kawasaki bleibt ein Wackelkandidat. Bisher erhielt Teammanager Andrea Dosoli keine positiven Signale aus Japan erhalten, die auf einen Rückzug vom Rückzug hindeuten. Dann würde das Motorrad von Melandri aus dem Startfeld verschwinden.
Die Idee, 2010 in der MotoGP-Klasse auf Ersatzmaschinen zu verzichten, wird verworfen. Denn erstens werden dadurch die Leasingkosten (1,8 bis 2 Millionen Euro im Jahr pro Fahrer) nicht nennenswert geringer. Zweitens müssten die Motorräder bei flag-to-flag-races bis zu 2,5 Minuten in der Box stehen, um auf ein Regen- oder Trocken-Setup umgerüstet zu werden.
Und der Lorenzo-Crash in der Besichtigungsrunde von Mugello hat den GP-Verantwortlichen zusätzlich die Augen geöffnet. Denn ohne Ersatzbike hätte der Fiat-Yamaha-Star als Trainingsschnellster das Rennen aus der Box beobachten müssen. Keine reizvolle Vorstellung für den spanischen TV-Sender TVE, welcher der Dorna viele Millionen Euro für die TV-Rechte bezahlt.