Maria Herrera: Stichelei gegen langsame Ana Carrasco

Werden keine Freunde mehr: Ana Carrasco (li.) und Maria Herrera
Ana Carrasco wurde 2018 in der Klasse Supersport 300 Champion und im Vorjahr in der damals neuen Frauen-Weltmeisterschaft. Ihre Verdienste um den Motorsport sind unbestritten, sie hat das Thema weit über die Szene hinaus populärer gemacht und als erfolgreiche Frau für viel Aufmerksamkeit gesorgt.
Für 2025 nahm sie die sportliche Herausforderung an, unterschrieb bei Honda France und startet als Teamkollegin von Corentin Perolari in der Supersport-WM. Beim Auftakt in Australien fehlte das Team, es bestreitet nur die Europa-Events. In Portimao und Assen kam die Spanierin auf den Positionen 30, 26, 24 und 23 ins Ziel. Der suggerierte Aufwärtstrend täuscht: Carrasco qualifizierte sich in Portugal als 31. von 34 Teilnehmern und sah als Letzte und Drittletzte die Zielflagge. In den Niederlanden stand sie auf dem letzten Startplatz, mit 3,861 sec Rückstand auf die Pole-Zeit von Can Öncü (Yamaha), in den Rennen wurde sie Vorletzte und Letzte.
Als Rookie in dieser Klasse muss sich Carrasco mit den Aufsteigern Aldi Mahendra und Loris Veneman messen lassen. Der Indonesier, im Vorjahr 300er-Weltmeister, kämpfte im zweiten Rennen in Assen tapfer in der Spitzengruppe, wurde zweimal Achter und brauste in sechs Rennen viermal in die Punkte. Veneman, der im Team EAB Ducati immer wieder mit technischen Problemen zu kämpfen hatte, kam nie über Rang 18 hinaus, war aber immer vor Carrasco.
Natürlich verfolgen die anderen Frauen im SBK-Fahrerlager mit viel Interesse, wie sich Carrasco schlägt. Vizeweltmeisterin Maria Herrera fuhr zwischen 2019 und 2021 selbst 29 Rennen in der Supersport-WM und schaffte es immerhin siebenmal in die Punkte, mit einem 12. Platz in Aragon als Vorzeigeergebnis. Die Leistungsdichte heute ist allerdings deutlich höher.
«Die Honda ist nicht schlecht, Perolari fährt um Platz 10», betonte Herrera gegenüber SPEEDWEEK.com. «Sie ist keine richtige Weltmeisterin, ich erwarte gar nichts von ihr. Ich weiß noch genau wie es war, als ich mit ihr zusammen Moto3 fuhr, da war sie Letzte. Sie hatte Glück, dass sie die Frauen-WM gewann.»
Das Argument, Frauen wären gegenüber Männern in diesem Sport körperlich benachteiligt, lässt Herrera nicht gelten. «Man braucht keine Muskeln, um schnell zu sein, sondern die richtige Technik. Ich weiß, dass wir nicht dieselben Muskeln haben wie Männer, ich bin realistisch. Aber ich fuhr MotoE, das Motorrad wog 240 Kilogramm, im ersten Jahr 260 kg. Und ich schaffte es damals in zwei Rennen in die Top-6.»