Sidecarcross Kamp-Lintfort: Verpasstes DM-Prädikat

Niederländische Dominanz: Wijers/van Hal (#418) vor Hermans/van den Bogaart (#8), dahinter Hengster/Jahn (#914) und Lagemaat/Blume (#99)
Koen/Hermans/Ben van den Bogaart, Stephan Wijers/Han van Hal, Gert Gordejev/Rodolphe Lebreton sowie die meisten deutschen Spitzenteams waren diesmal am Eyller Berg vertreten. Da wäre es für das Traditionsrennen förderlich gewesen, wenn die Läufe für die Deutsche Meisterschaft gewertet worden wären. Doch der DMSB sah das anders.
Ursprünglich sollten die Gespannrennen nicht im Rahmen der DM stattfinden, weil direkt am folgenden Wochenende der WM-Auftakt im niederländischen Oss geplant war. Bei gestandenen Sidecar-Crossern stieß die Argumentation ohnehin auf Unverständnis. Die nutzten solch eine zusätzliche Trainingseinheit früher dankend – auch im Hinblick auf Zeit und Kosten. Schließlich ist es bis in die Niederlande ein Katzensprung.
Als dann der GP von Oss endgültig abgesagt war, hätte der DMSB die Gespannläufe nachträglich in den DM-Kalender aufnehmen können. Schließlich zeichnete sich ab, dass einige deutsche Spitzenteams und auch Formationen aus dem Nachbarland in Kamp-Lintfort starten. Aber nach den aktuellen Richtlinien der Frankfurter Föderation sollen nationale Meisterschaftsserien auf acht Veranstaltungen beschränkt sein.
Was für die Solisten noch Sinn haben mag, da diese nicht nur ein Prädikat bestreiten können. Doch für die Gespannfahrer gibt es auf oberster nationaler Ebene nur die Deutsche Meisterschaft. Umso dankbarer sind die meisten Top-Teams – vor allem die mit WM-Ambitionen – für jede Startmöglichkeit. So nutzten einige von ihnen trotz weiter Anreise sogar schon das Training in Kleinhau am letzten März-Samstag. Die meisten traten dann in Kamp-Lintfort an, um von dort aus nach Geisleden weiterzureisen, wo am 3./4. Mai ein offenes Rennen stattfindet – eine optimale Gelegenheit für letzte Vorbereitungen zum GP im tschechischen Kramolin am Wochenende danach. Wenn Tim Prümmer/Jarno Steegmans beide Rennen auslassen, ist das übrigens kein Gegenargument, sondern internen Strategien geschuldet.
Für dieses Jahr ist die Sache nun – dumm – gelaufen. Doch für 2026 sollte der DMSB seine Planungen besser auf die Wünsche der Veranstalter und Teams abstimmen. Aber dazu muss man diese Wünsche hören wollen und in Sonderfällen, wie dem aktuellen, flexibel reagieren. Die derzeitige Limitierung auf acht DM-Rennen ist aus Sicht aller Beteiligten jedenfalls nicht zur Förderung des Gespannsports geeignet. Und im Hinblick auf die neue Kooperation mit dem DAMCV wird sich gewiss eine Lösung finden lassen, bei der die Belange der Teams ausreichend berücksichtigt werden.
Wie abzusehen dominierten Hermans/van den Bogaart das Geschehen. Den ersten Lauf kontrollierten die letztjährigen WM-Vierten vom Start weg. Im zweiten Durchgang hatten sie etwas Mühe, ihre schneller gestarteten Landsleute Stephan Wijers/Han van Hal einzufangen. Aus deutscher Sicht brillierten die Weinmann-Brüder Joshua und Noah im ersten Lauf mit einer starken Aufholjagd. Adrian Peter/Joel Hoffmann sahen in beiden Durchgängen vor Thom van de Lagemaat die Zielflagge. Der Niederländer wurde vom Deutschen Meister Justin Blume unterstützt, mit dem er auch die nächsten Rennen bestreiten wird.
Im Mittelfeld lieferten sich André Knübben/Florian Plettke, Patrick Hengster/Celina Jahn und Jan Hoormann/Andy Schlinnertz teils packende Kämpfe. Die Lokalmatadoren stürzten beim zweiten Start nach einer Kollision, konnten aber noch auf Rang zehn vorfahren. Bleibt zu erwähnen, dass Clemens Eicker/Tobias Gellings mit ihrem 990er-KTM-Twin im Eigenbau-Chassis beide Male in die Punkteränge fuhren – Respekt! Doch auf der anderen Seite wurde einmal mehr offenkundig, dass derartige Rennen mangels schnellem Nachwuchs mittlerweile eine Dreiklassen-Gesellschaft widerspiegeln. Zwischen WM-Fahrern wie Hermans und den DAMCV-Protagonisten liegen Welten. Dazwischen agieren die DM-Spitzenteams.
Ob sich mit solch einem extrem uneinheitlichen Ensemble das bislang noch geneigte Publikum auf Dauer an die Strecken locken lässt, ist fraglich. Jedenfalls muss man sich ganz oben in der Hierarchie intensive Gedanken zur Attraktivitäts-Steigerung des Gespanncross machen. Eigentlich nicht so schwer, da die Klasse ohnehin viel spektakuläres Potential hat.
Resultate Motocross-Gespann-DM Kamp-Lintfort/D:
1. Lauf: 1. Hermans/van den Bogaart (NL), WSP-Mega. 2. Wijers/van Hal (NL), VMC-Zabel. 3. J.Weinmann/N.Weinmann (D), VMC-AMS. 4. Gordejev/Lebreton (EST/F), WSP-Husqvarna. 5. Peter/Hoffmann (D), VMC-Husqvarna. 6. T.van der Lagemaat/Blume (NL/D), VMC-Mega. 7. Ebben/van Dommelen (NL), VMC. 8. A.Knübben/Plettke (D), WSP-KTM. 9. Hengster/Jahn (D), VMC-KTM. 10. J.Hoormann/Schlinnertz (D), VMC-Zabel.
2. Lauf: 1. Hermans. 2. Wijers. 3. Weinmann. 4. Peter. 5. Van de Lagemaat. 6. A.Knübben. 7. Hengster. 8. Seifert/Kinder (D), VMC. 9. E.Herz/H.Herz (D), VMC. 10. Hoormann.