Formel 1: Aus für Perez bei Red Bull Racing

Mit Roczen auf dem Podest

Kolumne von Harald Englert
Team Deutschland mit Ken Roczen und Harald Englert.

Team Deutschland mit Ken Roczen und Harald Englert.

Wie es dazu kam, dass Ken Roczen zusammen mit meiner Wenigkeit einen Sieg für Deutschland errang.

«Vom eigenen Teamkollegen», hörte ich noch von der Seite rufen, als mein Elektrokart bereits wieder Fahrt aufnahm und ich mich auf die Ideallinie der nächsten Kurve konzentrieren musste. «Oh nein», dachte ich mir. «Das war’s Harry, jetzt hast du’s versaut!»

Vorausgegangen war der prekären Situation ein souveräner Auftritt des deutschen Teams beim Kartrennen der Nationen. Veranstaltet von Red Bull und Youthstream im Rahmen des MXON. Na gut, einige der Gegner würden mich vielleicht im Nachhinein als «dirty rider» bezeichnen, doch was soll’s? Was zählte, war, dass wir uns von den Startplätzen 7 und 8 schon bis auf 3 und 4 nach vorne gearbeitet hatten.

Obwohl Ken in der Quali schneller als ich war, durfte ich in der Startaufstellung vor ihm Platz nehmen. «Pressebonus» dachte ich mir, und ging beherzt in die ersten Kurven. Schon nach einer Runde hatte ich mit ein bisschen Drücken und Schieben ein paar Plätze gut gemacht und Hoffnung auf ein Podium keimte auf. In einer langgezogenen Rechtskurve setzte ich mich mit Elan neben Antti Pyrhonen. «Es muss ja weiter nach vorne gehen», dachte ich mir. Der Finne bemerkte mein Ansinnen jedoch und wollte die Tür zumachen. Da ich rechts neben mir die Bande und am Kart einen Rammschutz hatte, gab es nur eine Lösung: Vollgas.

Ich hatte Glück, Pyrhonen drehte sich und ich ging an ihm vorbei. Doch auch ich kam dabei ein wenig ins Straucheln und wurde überholt. «Jawohl, so läuft es prima», schoss es mir durch den Kopf, als ich sah, dass es mein Teamkollege Ken Roczen war, der gerade an mir vorbeigerauscht war. Jetzt wollte ich mich natürlich nicht lumpen lassen und kniff die Arschbacken extra fest zusammen. Nach zwei, drei Runden hinter dem Teenager war ich bestimmt eine halbe Sekunde schneller als vorher. Hatte ich doch von ihm gelernt, dass die lange Linkskurve im hinteren Streckenteil auch Vollgas geht.

Wir waren auf Podiumskurs, so viel war mir klar, als ich meine Runden mit zirka 25 cm Abstand zu Kennys Kart drehte. Selbstverständlich war mir auch bewusst, dass dies eine gefährliche Fahrweise war. Doch was sollte ich machen? Von hinten war Steve Ramon in einigen Kurven drauf und dran mich anzuschieben. In einer engen Rechts passierte es dann: Ken kam auf der Hinterachse ins Rutschen, ich konnte nicht mehr ausweichen und schubste ihn in einen Dreher!

Womit wir wieder am Beginn meiner kleinen Geschichte wären - doch zum Glück ist auf Ken Roczen Verlass. Egal auf welchem Fahrzeug er gerade sitzt! In Windeseile brachte er sein Elektro-Vierrad wieder in Fahrtrichtung und schaffte es auf mir unerklärliche Art und Weise nur von Ramon passiert zu werden.

Damit rettete er nicht nur unseren Gesamtsieg, sondern auch meine Reputation als Amateur-Racer. Oder glauben Sie, ich hätte diese Zeilen geschrieben, wenn ich den eigenen Teamkollegen abgeschossen und damit unseren Triumph verhindert hätte?

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