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Stiehlt Tim Gajser dem HRC-Werksteam die Show?

Von Thoralf Abgarjan
Tim Gajser siegte in Katar vor den HRC-Werksfahrern

Tim Gajser siegte in Katar vor den HRC-Werksfahrern

Von Außen betrachtet, war das Wochenende für Honda mit einem Doppel-Podium ein Riesenerfolg. Doch hinter den Kulissen brodelt es, wenn das Werksteam von einem Satelliten-Team in den Schatten gestellt wird.

Das Team HRC steht unter Druck - nicht nur wegen des technischen Defekts von Gautier Paulin im zweiten Lauf von Katar.

Gautier Paulin galt im letzten Jahr als der best-dotierte Fahrer im Paddock, als ihn HRC von Kawasaki abgeworben hatte. Zu jenem Zeitpunkt war Max Nagl noch Teamkollege von Evgeny Bobryshev bei HRC. Diskretion war bei HRC ein Fremdwort. Bereits während der laufenden Saison kristallisierte sich heraus, dass der Deutsche seinen Platz für Paulin räumen und er sich nach einem anderen Team umsehen muss. Alle Hoffnungen lagen bei Paulin, dem neuen Honda-Shooting-Star. Der Franzose war auserkoren, den ersten MXGP-Weltmeistertitel für die Roten zu holen. Für dieses Ziel nahm HRC viel Geld in die Hand. Den letzten WM-Titel der Klasse bis 250ccm gewann Frederic Bolley. Das war im Jahre 2000.

Jean-Michel Bayle wurde als 'personal Trainer' für Paulin engagiert, doch aus den Titelträumen wurde nichts. Von Beginn an wirkte Paulin auf der Honda etwas deplatziert, als wäre die Maschine viel zu klein für den groß gewachsenen Hünen. So sprangen 2015 magere 3 Laufsiege heraus. Immerhin aber wurde der 25-Jährige Vizeweltmeister. Doch für Platz 2 wurde er nicht angeheuert. Die Show hatte ihm ein Rookie gestohlen, der noch dazu sein Landsmann war: Romain Febvre. Beim Motocross der Nationen in Erneé war auch Febvre der Liebling des heimischen Publikums, trotz der Tatsache, dass Paulin seinen Anteil am Sieg des Teams 'tricolore' abgeliefert hatte.

Beim Saisonauftakt 2016 in Katar sah sich das HRC-Werksteam einer noch kritischeren Situation ausgesetzt: Ausgerechnet Tim Gajser siegte in beiden Läufen. Ein Rookie, der sein erstes MXGP-Rennen bestreitet und prompt gewinnt! Gajser ist aber kein offizieller Honda-Werksfahrer! Werkspilot Paulin kam im ersten Lauf über Rang 10 nicht hinaus. Das ist mageres Mittelfeld. Im zweiten Lauf kam es noch ärger: Paulin katapultierte sich an die Spitze des Feldes, doch bereits in der Anfangsphase streikt sein Werksbike, während Gajser mit seinem Nicht-Werksbike zu seinem zweiten Laufsieg stürmt.

Ein technischer Ausfall im ersten Grand-Prix - das ist harter Tobac. Eine alte Regel lautet: Man kann im ersten Rennen nicht den Titel gewinnen, man kann ihn aber verlieren. Hat Paulin noch eine Chance gegen den 'Jungen Wilden' aus dem eigenen Lager? «So etwas sollte nicht passieren, aber ich muss wohl damit leben», murrte Paulin kleinlaut aber sichtlich frustriert. «Trotzdem ich gebe niemals auf. Ich fühlte mich so gut vorbereitet auf die Saison. Doch ich muss die Situation so akzeptieren wie sie ist und kann nichts anderes tun, als nach vorn zu schauen.»

Die Honda wirkt wie maßgeschneidert für den wendigen und leichten Gajser. Er bewegt sein Arbeitsgerät mit einer spielerischen Leichtigkeit, dagegen wirken die Werkspiloten fast schon etwas hölzern. Evgeny Bobryshev zeigte sich schon bei den Vorsaisonrennen der italienischen Meisterschaft wie ausgewechselt: Mit seinem neuen Trainer hat er an seinem Fahrstil gearbeitet - mit sichtbarem Erfolg. Der Russe hatte das Qualifying gewonnen, doch im Rennen fand er kein Mittel gegen den forschen Gajser. Auf der Strecke war das Überholen abseits der Ideallinie nicht einfach, darüber klagten viele Fahrer. Doch für den jungen Gajser war das vielleicht ein Grund, aber längst kein Hindernis. Mit welcher fahrerischen Reife der Slowene auf der MXGP-Maschine agiert, dürfte den HRC-Managern zu denken geben. Für den jungen Gajser war das Überholen dennoch möglich. Das sind die kleinen aber wichtigen Unterschiede.

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