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Bitteres Jahr: Drei Tote auf Bahnen ohne Airfences

Von Rudi Hagen
Sind Kurven ohne Airfences gefährlicher als mit?

Sind Kurven ohne Airfences gefährlicher als mit?

Mit Wolfgang Henselak, Florian Niedermeier und Peter Maurer hatte die große Bahnsportfamilie 2023 drei Tote zu betrauern. Alle im Rennverlauf auf der Bahn gestorben. Airfences waren nicht vorhanden.

Am 14. Mai 2023 starb Wolfgang Henselak bei einem Rennen der Veteranen-Klasse auf der Sandbahn in Mulmshorn, nachdem er am Kurvenausgang in die Bande geprallt war. Florian Niedermeier hatte als Beifahrer von Marco Hundsrucker am 20. August beim «Master of Sidecars» in Eenrum (NL) keine Chance, als das Gespann in die Holzplanke krachte. Auch Peter Maurer, Beifahrer von Fabian Müller, ließ sein Leben, nachdem er am 3. Oktober im Rahmen der Deutschen Meisterschaft in Herxheim im Seitenwagen in die Bahnbegrenzung gerast war.

Auf allen drei Bahnen waren keine Airfences angebracht.

Aber: In Mulmshorn ist die Auslaufzone allerdings relativ groß. Außerdem wären an der Stelle des Aufpralls wohl sowieso keine Luftkissenpolster vorgesehen gewesen. Und die Herxheimer Sandbahn galt bisher aufgrund der riesigen Rasenfläche zwischen Bahn und Planke ohnehin als sehr sicher. Anders in Eenrum, hier kann man von Auslaufzone nicht wirklich sprechen.

Welches Fazit kann man angesichts der tragischen Ereignisse ziehen? Niemand kann mit wirklicher Sicherheit sagen, dass die Unfälle mit Airfences glimpflicher ausgegangen wären. Aber die Wahrscheinlichkeit ist hoch.

Wer beim Langbahn-GP 2022 in Scheeßel dabei war und den Unfall von Stephan Katt miterlebt hat, der wird zustimmen, dass ihm die Airfences in der Startkurve sehr wahrscheinlich das Leben gerettet haben, ihn aber zumindest vor weiteren als den erlittenen Schäden bewahrt haben. Gott sei Dank.

Wir könnten an dieser Stelle eine ganze Reihe weiterer Vorfälle auf Sand- und Grasbahnen sowie beim Speedway aufzählen, wo die Airfences die Rennfahrer und Rennfahrerinnen vor schlimmen Verletzungen geschützt haben oder wo sie fast unversehrt wieder daraus hervorgekommen sind.

Möglich ist allerdings auch, dass die Airfences zu mehr Leichtsinnigkeit auf Seiten der Aktiven führen. Man hat vielleicht im Hinterkopf, durch die Luftkissenpolster besser geschützt zu sein. Möglicherweise erhöht sich da bei manch einem die Risikobereitschaft.

Anders gesagt oder gefragt: Sind keine Airfences vorhanden, fährt man bewusst oder unbewusst etwas vorsichtiger?

Alle wissen, was für ein Risiko Motorsport und gerade der Bahnsport mit sich bringt. Alle, die hier aktiv sind, müssen sich darüber klar sein, dass es auch um Leib und Leben geht. Risikominimierung ist hier angesagt. So müssen die Veranstalter für eine angemessene Sicherheit der Strecke sorgen. Entweder per Airfences oder durch Schaffung ausreichender Auslaufzonen in den Kurven mit zusätzlicher Absicherung der Pfosten, an denen die Holzplanken montiert sind.

Aber die Aktiven in den Solo- und Seitenwagenklassen sollten darüber hinaus auch selbst für ihre Sicherheit sorgen.

Daniel Spiller aus Vilsheim sagt dazu: «Ich versuche das Risiko für mich möglichst gering zu halten. Airfences tragen zu einer Verringerung des Risikos bei, genauso tut es aber auch hochwertige Sicherheitsausrüstung, zum Beispiel Helme, Protektoren und so weiter. Ein gewisses Risiko wird es aber immer geben.»

Das Tragen einer Airbagweste ist bei Spiller Pflicht. «Der Großteil der Veranstalter fährt mit Airfences und selbstverständlich bin ich dankbar dafür. Primär ist es aber meines Erachtens die Verantwortung des Fahrers, möglichst viel für seine eigene Sicherheit zu tun. Ich fahre, wie auch einige, aber leider nur wenige andere, mit einer Airbagweste, die bei Verlassen des Motorrads aufgeht. Sie schützt den Brustbereich und Rücken und ist ein bisschen wie Airfences direkt am Körper. So wird das Verletzungsrisiko der Wirbel und inneren Organe enorm verringert.»

Und weiter: «Unser Sport ist teuer und es wird sehr viel Geld in Material investiert. Wieso dennoch nur wenige mit solch hochwertiger Sicherheitsausrüstung fahren, kann ich leider nicht verstehen.. Ich finde es sogar etwas bedenklich, dass so wenige ausgiebig auf ihre Gesundheit achten. Wieso dieses Thema nicht diskutiert wird, ist mir ein Rätsel.»

Auch die verschiedenen Verbände könnten sich noch mehr dem Thema Sicherheit zuwenden. Vielleicht könnten Schulungen in Theorie und Praxis hier etwas bringen?

Was bleibt? Hoffnung Und: Wir gedenken der Toten. Ruhet in Frieden Wolfgang, Florian und Peter.

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