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Leon Camier: «Schwerste Entscheidung meines Lebens»

Von Ivo Schützbach
Eines der letzten Bilder von Leon Haslam im Honda-Dress

Eines der letzten Bilder von Leon Haslam im Honda-Dress

Seit Juli 2018 ist Leon Camier mehr oder weniger dauerverletzt, vor wenigen Tagen hat er seine Karriere nach 223 Rennen in der Superbike-WM beendet und ist jetzt Honda-Teammanager. Kein einfacher Schritt.

100-prozentig fit war Leon Camier letztmals vor seinem Sturz in Suzuka im Juli 2018, damals brach er sich mehrere Rückenwirbel. Es folgten weitere Stürze und schwere Verletzungen, sein letztes Rennen fuhr der Engländer am 26. Oktober 2019 in Katar auf Honda.

Auf die Saison 2020 musste er wegen seiner lädierten rechten Schulter verzichten, diese ist bis heute nicht soweit hergestellt, dass er damit ein Superbike auf Weltklasseniveau steuern könnte.

Kein Wunder war er empfänglich, als Alberto Puig im Namen der Honda Racing Corporation auf ihn zukam und fragte, ob er neuer Teammanager im Superbike-Werksteam für Alvaro Bautista und Leon Haslam werden möchte.

«Dass ich aufhöre Rennen zu fahren, war die schwierigste Entscheidung meines Lebens», erzählte Camier während des Jerez-Tests. «Aber die letzten Jahre hatte ich viele Verletzungen, es lief nicht so gut, wie ich mir das vorgestellt hatte. Trotzdem ist aufhören eine Riesensache, mein ganzes Leben war dem Rennsport und dem Training dafür gewidmet. Mein Fokus lag darauf, mich zu verbessern und Leistung zu bringen. Damit aufzuhören ist eine viel größere Sache, als ich je erwartet hätte. Dass ich diese Chance von Honda bekomme, hat mir dabei geholfen. Jetzt kann ich mich darauf konzentrieren, der Umstieg fiel mir leicht. Das wird ein interessantes Jahr für mich. Ich habe viel zu lernen, bin aber auch aufgeregt loszulegen.»

«Ich weiß, was sich die Fahrer wünschen», hielt der Nachfolger des Spaniers Jaume Colomb fest. «Viele Dinge hinter den Kulissen sorgen dafür, dass Fahrer Vertrauen haben, motiviert sind und immer weiter pushen. Als Fahrer bekommst du gar nicht mit, wie sehr sich die Leute um dich herum anstrengen, um Erfolg zu haben. Du gehst davon aus, siehst aber lange nicht alles. Das war die bisher größte Überraschung für mich.»

Eine Seltenheit im Paddock: Teammanager Camier ist mit 34 Jahren nicht nur jünger als Haslam (37) und Bautista (36), er fuhr 2019 auch noch gegen beide. «Mit Haslam fuhr ich Rennen, seit ich 13 Jahre alt war», schmunzelte Camier. «Ihn kenne ich schon sehr lange. Als ich mit dem Rennsport anfing, gewann er die Britische 125er-Meisterschaft. Uns verbindet eine lange Freundschaft, ich hoffe, dass ich ihm helfen und den Unterschied ausmachen kann. Alvaro kenne ich noch nicht so gut, er scheint aber ein sehr netter Typ zu sein. Er hat meine Ankunft sehr positiv aufgenommen, das sind aufregende Zeiten.»

Was können wir 2021 vom Honda-Werksteam erwarten? Vergangene Saison belegten Bautista und Haslam die WM-Ränge 9 und 10. «Diese Frage ist schwer zu beantworten», überlegte Camier. «Ich bin die ersten Tage mit dem Team an der Strecke und lerne ständig. Fest steht, dass Hondas Ziel ist zu gewinnen. 2020 war kein einfaches Jahr, um das neue Motorrad einzuführen, Covid-19 hatte auch in Japan große Auswirkungen. Jetzt verfügt das Team über mehr Erfahrung, um am Motorrad zu arbeiten und es zu verbessern. Wir werden sicher Fortschritte sehen, einfach ist die Situation aber nach wie vor nicht.»

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