Gerloff kontert Anklage: «Das Gegenteil ist der Fall»

Von Ivo Schützbach
In der Kritik: Garrett Gerloff

In der Kritik: Garrett Gerloff

Bereits dreimal war Garrett Gerloff in kontroverse Vorfälle verwickelt, die teilweise zu Stürzen von Gegnern führten. Einige etablierte Superbike-WM-Piloten werfen dem Texaner vor, dass er zu ungestüm ans Werk geht.

Der 25-jährige Garrett Gerloff (GRT Yamaha) gehört zu den größten Superbike-Talenten, wie seine vier Podestplätze und der vor Misano sechste WM-Rang belegen. Und das in seiner erst zweiten WM-Saison! Garrett fackelt nicht lange, wenn er eine Lücke sieht. So aggressiv und kompromisslos wie er agieren nur wenige im Superbike-Feld.

Wer im Grenzbereich fährt riskiert – und polarisiert. Wir erinnern uns an Magny-Cours im Oktober 2020, als Gerloff in der ersten Kurve eine Lücke sah wo keine war und die BMW-Piloten Tom Sykes und Eugene Laverty ins Kiesbett beförderte.

Eine ähnliche Aktion erlebten wir im zweiten Hauptrennen in Aragon Ende Mai, als sich der Texaner in der dritten Runde am führenden Weltmeister Jonathan Rea innen vorbeipressen wollte – auch dieses Mal war kein Platz für ihn. Glück für Rea: Er rumpelte ohne negativen Einfluss auf sein Ergebnis durchs Kiesbett, während Gerloff stürzte und trotzdem noch Siebter wurde.

In Estoril krachte Gerloff Ducati-Werksfahrer Michael Ruben Rinaldi vor Kurve 6 ins Heck, beide Fahrer stürzten spektakulär. Dieses Mal zeigte das FIM WorldSBK Stewards Panel keine Gnade und brummte dem Amerikaner eine harte Strafe auf: Das erste Hauptrennen in Misano am Samstagnachmittag muss er aus der Boxengasse starten.

Am Samstagvormittag stürzte Gerloff auf dem Misano Circuit in der Superpole und kam auf keine gezeitete Runde, er qualifizierte sich also sowieso nur für den letzten Startplatz. Das Superpole-Desaster hat aber auch zur Folge, dass er im Sprintrennen am Sonntagmorgen ebenfalls von ganz hinten losfahren muss.

Nach den ganzen Vorfällen und Stürzen werden die Stimmen unter den Gegnern immer lauter, die sagen, dass er sich zusammenreißen und weniger heißblütig fahren soll. Vor allen Michael Rinaldi ließ nach der Kollision in Estoril kein gutes Haar an Gerloff.

«Die letzten zwei Wochen war ich nicht viel auf Social-Media», gestand Gerloff gegenüber SPEEDWEEK.com im Fahrerlager von Misano. «Das ist wahrscheinlich besser so. Ich habe also nicht alles mitbekommen, was nach Estoril geschrieben wurde. Ich verstehe, dass einige Leute wegen mir frustriert waren, ich will niemanden in meine Fehler hineinziehen. Ich war auch nicht glücklich, was mir da passiert ist. Als das Motorrad sich aufschaukelte, war ich nur noch Passagier. Ich bremste etwas früher als sonst, dann wurde es seltsam. Ich möchte das hinter mir lassen und etwas daraus lernen.»

Den Vorwurf, er würde unüberlegt fahren, will sich Gerloff nicht gefallen lassen. Für seine Fehler in Estoril und Aragon hat er sich öffentlich und persönlich bei den Betroffenen entschuldigt.

«Ich bin in Estoril nicht durchgedreht», unterstrich der Yamaha-Pilot. «Ich fühlte mich fein, war ruhig und in einer guten Position. Das sagte ich mir selbst, als ich über den Startstrich fuhr. Ich sagte mir das schon in der Runde vor dem Unfall. Ich glaube, dass der Unfall überhaupt nur deshalb geschah, weil ich mich immerzu ermahnte, ruhig zu bleiben. Deshalb bremste ich früher und sanfter als normal. Normal habe ich den höchsten Bremsdruck direkt zu Beginn des Bremsmanövers. Weil ich zu Beginn weicher bremste, musste ich in der mittleren Bremsphase stärker bremsen und das Hinterrad stieg in die Luft. Von außen sah es so aus, als wäre ich übermütig gewesen, aber das Gegenteil ist der Fall. Das frustriert mich an der ganzen Sache am meisten. Ich habe Aragon nicht vergessen, ich denke immer noch daran.»

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