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Edwards gegen Bayliss: Die Luft war zum Schneiden

Von Gordon Ritchie
Colin Edards und Troy Bayliss

Colin Edards und Troy Bayliss

Das Finale der Superbike-WM 2021 zwischen Toprak Razgatlioglu (Yamaha) und Jonathan Rea (Kawasaki) erinnerte an das legendäre Duell von Colin Edwards und Troy Bayliss in Imola 2002. Der US-Amerikaner erinnert sich.

Das Saisonfinale der Superbike-WM 2002 in Imola ging in die Geschichte der seriennahen Weltmeisterschaft ein. Es ist ein Klassiker, von dem noch heute viele Fans schwärmen. Die beiden Werkspiloten Colin Edwards (Honda) und Troy Bayliss (Ducati) waren nur um einen WM-Punkt getrennt. Sowohl für den US-Amerikaner und den Australier ging es um den zweiten WM-Titel.

Beide Rennen waren hart umkämpft, auf dem Zielstrich trennte die Kontrahenten jeweils weniger als eine Sekunde. Edwards holte sich beide Laufsiege und krönte sich zum Weltmeister. 18 Jahre später sind die Erinnerung an Imola 2002 bei Colin Edwards so präsent wie damals. Das erzählte der 48-Jährige SPEEDWEEK.com.

«Ich erinnere mich an fast jedes Detail – wie könnte ich nicht? Und ich erinnere mich auch an die Rennsiege davor. Ich erinnere mich so gut, weil wir einen großen Rückstand hatten. Nachdem wir neue Teile bekommen hatten, konnte ich Bayliss in Oschersleben überholen. Bis Assen konnte ich ihn ansonsten nur unter Druck setzen und versuchen, ihn in Fehler zu treiben – was mir auch gelang. Dann kam es beim Saisonfinale in Imola zur Entscheidung. Meine Taktik drehte sich hauptsächlich darum, sein Selbstvertrauen zu schwächen.»

«Wir waren auf der Heimreise von Assen, als mich mein Teammanager Neil Tuxworth anrief und einen eintägigen Test in Imola vorschlug. Ich sagte: Verdammt, ich kann umdrehen! Also fuhren wir nach Imola und zogen diesen Test durch, um zumindest einen Vorteil bei der Abstimmung zu haben. Ich wusste bereits, dass der Vorderreifen funktioniert und wir mit dem Hinterreifen nur noch etwas arbeiten mussten. Das war unsere Basis.»

«Am Rennwochenende waren meine gesamte Crew, meine Schwiegereltern und viele andere zur Unterstützung gekommen. Die Luft war zum Schneiden dick. Das habe ich auch Troy gesagt. Wir verstehen uns großartig und waren immer Freunde. Auf der Rennstrecke ging es zwischen uns hart zur Sache, aber wir hatten gegenseitigen Respekt. Gewinnen oder verlieren war egal. Es war einfach cool, ein Teil dieses Spektakels zu sein. Die Atmosphäre war elektrisierend, man konnte es spüren. Jeder spürte es, weil uns in der Meisterschaft nur ein Punkt trennte.»

«Ich habe mich in Imola nicht als Außenseiter gefühlt, das ist mal sicher. Ich kam seit 1995 nach Italien und hatte dort viele Fans, während Bayliss erst seit 2000 dort war. Obwohl er auf einer Ducati saß, fand ich, dass es ziemlich ausgeglichen zwischen uns war. Ich hatte sogar das Gefühl, dass die Mehrheit auf meiner Seite war. Ich hatte das Gefühl, dass es für die meisten Menschen dort egal war, wer gewann; Sie kamen, um gute Rennen zu sehen und haben uns angefeuert.»

«Ich führte das erste Rennen an, dann wurde es abgebrochen und neu gestartet. Sieger war der mit der schnellsten Gesamtzeit. Ich hatte einen Zeitvorteil gegenüber Troy und wusste, dass ich ihm einfach nur auf den Fersen bleiben musste und dann gewinnen würde. Aber ich spürte, dass ich hätte härter pushen können, wenn es nötig gewesen wäre – das war es aber nicht. Also habe ich meine Kräfte für den zweiten Lauf gespart.»

«Das erste Rennen habe ich gewonnen und hatte dann sechs Punkte Vorsprung auf Troy. Ich musste also nicht zwingend gewinnen. Aber er hatte im ersten Rennen dazugelernt und mir war klar, dass er schneller als vorher sein würde. So war Troy, ein Kämpfer! Er hatte sich meine Linienwahl abgeschaut und wusste, wo ich und wo er schneller war. Ich kannte seinen Plan. Er wollte mich einbremsen, damit Xaus oder jemand anders mich überholen kann. Bei einer chaotischen letzten Runde sollte ich Dritter und er Weltmeister werden.»

«Ich konnte Troy nicht davonfahren. Er folgte mir wie ein Schatten. Wir haben uns dann ein paar Mal überholt, dann wurde er langsamer. Wir fuhren vorher 1:48 min und niedrige 1:49 min, dann aber nur noch 1:50 min. Das Spiel begann und ich sah auf meinem Pitboard, wie Xaus immer näher kam. Ich dachte: Das war es! Mein Plan war dann, ihn zu überholen und wenn ich stürze, ihn mit ins Verderben reißen. Es war einfach: Wäre ich gestürzt, hätte ich ihn mitgenommen und würde trotzdem die Meisterschaft gewinnen – weil ich einen E-Starter hatte und er nicht!»

«Ich habe aber keine waghalsigen Überholmanöver gemacht. In der letzten Runde wusste ich nicht, dass Xaus ein Problem hatte und zurückfiel. Ich hatte aber schon drei Runden vor dem Ende entschieden, dass ich das Rennen gewinnen werde. Und es gab nur eine Möglichkeit, das zu schaffen. Ich kam gut aus der Acque Minerali und wusste, dass ich bei den folgenden Rechtskurven den Berg hinauf in Richtung der Variante-Alta-Schikane schneller war. Und ich wusste, dass ich bei den Rivazzas besser war. Ich wusste also, dass ich auf der letzten halben Runde schneller bin. Solange ich vor ihm in die Acque Minerale ging, konnte er mich nicht mehr überholen.»

«Wahrscheinlich ist Imola 2002 eines der wenigen Rennen, an die ich mich erinnern kann. Während der Überholvorgänge ist man meistens auf der Bremse, der Motor wird leiser: dann hörte man die johlende Menge! Während man sich zu konzentrieren versuchte, sah man, wie die Menschen auf der Tribüne ausflippten und mit allem, was sie greifen konnten, uns anfeuerten. Es ist eines der wenigen Rennen, wo man die Zuschauer so gut hören und die Intensität spüren konnte.»

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