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Null Chance: Weshalb Ducati trotzdem protestierte

Von Ivo Schützbach
Das FIM WorldSBK Stewards Panel stufte die Kollision zwischen Jonathan Rea und Alvaro Bautista im zweiten Superbike-Hauptrennen in Magny-Cours als Rennunfall ein. Rechtlich lässt sich daran nicht rütteln.

Nach dem Rempler von Jonathan Rea (Kawasaki) gegen Alvaro Bautista im zweiten Superbike-Rennen in Frankreich, wegen dem der Spanier im Kiesbett landete, war die Schuldfrage eindeutig und unstrittig.

Anders sieht es mit der Behauptung von Ducati und Bautista aus, Rea hätte die Kollision absichtlich herbeigeführt, es stecke also Vorsatz dahinter. Das hätte erheblichen Einfluss auf das Strafmaß gehabt.

In so einer Situation lässt sich Vorsatz kaum nachweisen, die Einschätzung liegt in den Händen der drei Mitglieder des FIM WorldSBK Stewards Panels, die zeitnah entscheiden. In diesem Fall brummten sie Rea eine Long-Lap-Strafe auf, die den Nordiren zirka 2,5 sec kostete – er wurde trotzdem noch Fünfter.

Bautistas Team Aruba.it Ducati bewertete diese Strafe als viel zu gering und legte nach dem Rennen Protest ein. Jetzt beginnt der schwierige Teil, denn das Reglement der drei SBK-Klassen sieht dafür keine erfolgversprechende Möglichkeit vor.

Paul Duparc, Mitglied der FIM-Kommission für die Rundstrecke, erklärte unserem Kollegen Marc Sériau von Paddock-GP die Vorgehensweise der Rennleitung.

«Die Entscheidung, Jonathan Rea zu bestrafen, wurde während des Rennens von den Stewards getroffen. Sie haben den Vorfall aus unterschiedlichen Perspektiven analysiert und eine Entscheidung getroffen. Das nennt man eine Tatsachenfeststellung», zitiert Paddock-GP den FIM-Funktionär. «Da die Entscheidung in Eile getroffen wird und das Rennen beeinflusst, ist sie nicht anfechtbar. Die Strafe wird ausgesprochen, und egal, ob sie zu schwer oder zu leicht ist, sie wird getroffen: Es ist wie ein Elfmeter im Fußball.»

Obwohl es laut Regelbuch nicht erforderlich ist, ließen sich die FIM-Stewards später die Daten von Jonathan Reas Motorrad zeigen. Es stellte sich heraus, dass der Kawasaki-Pilot in der betreffenden Kurve an der gleichen Stelle und mit dem gleichen Druck wie in den Runden zuvor bremste. Außerdem wurde festgestellt, dass der Rekordweltmeister in der Vergangenheit noch nie wegen unsportlichem oder unverantwortlichem Verhalten bestraft wurde. Der Vorfall in Magny-Cours war der erste dieser Art und wurde mit der Long-Lap-Strafe geahndet.

Ducati legte nach dem Rennen Protest ein, kommentierte aber nicht, wie dieser aussah.

«Vor den FIM-Institutionen gibt es keine Möglichkeit, Berufung einzulegen. Sie können den Fall vor den CAS bringen, aber sie werden nicht gewinnen», betonte Duparc gegenüber Paddock-GP. «Das Gericht wird immer nach Recht und Gesetz urteilen. Sie werden also prüfen, ob es ein Problem mit der Auslegung oder der Anwendung der Regeln gibt. Vor etwa zehn Jahren gab es ein Urteil, dass die Richter die sportliche Entscheidung der Offiziellen nicht infrage stellen.»

SPEEDWEEK.com sprach mit Aruba-Teammanager Serafino Foti und bat um Erklärung der Vorgehensweise.

«Nach dem Unfall ging ich zur Rennleitung, ich war in Rage», erzählte der Italiener. «Während eines Rennens ist das aber nicht erlaubt, die Stewards baten mich, den Raum zu verlassen – okay. Als Jonathan die Long-Lap absolviert hatte, ging ich ein zweites Mal zur Rennleitung, weil er wahrscheinlich die weiße Linie berührt hatte. Und weil es ein gefährliches Manöver war, wie er auf die Strecke zurückkehrte – er kam Loris Baz sehr nahe. Sie ermahnten mich erneut, den Raum zu verlassen, ich soll nach dem Rennen wiederkommen. Das tat ich. Ich wollte unsere Sicht der Dinge schildern, was den Unfall und die Long-Lap betrifft.»

«Das Problem ist, dass sie vor einigen Jahren die Regeln geändert haben», ergänzte der 55-Jährige, der selbst 53 Rennen in der Superbike- und 25 in der Supersport-WM bestritt und es mehrfach in die Punkte schaffte. «Heute ist es so, dass in den Regeln steht, dass du gegen die Entscheidung der Stewards nicht in Berufung gehen kannst. Die einzige Möglichkeit ist, per E-Mail einen Protest bei den Stewards gegen deren Entscheidung einzureichen, das wars.»

Dass die Stewards ihre eigene Entscheidung aufgrund eines Protests ändern, ist sehr unwahrscheinlich. Dass Richter sich selbst überwachen, war noch nie Gerechtigkeit verheißend. In diesem Fall ist diese Regelung aber sinnvoll, weil es sonst nach jedem Rennen eine Protestflut gegen die Stewards-Entscheidungen gäbe und es wochenlang ginge, bis Rennergebnisse bestätigt oder korrigiert wären.

«Das ist die Prozedur für einen Protest», stöhnte Foti. «Wir hätten auch einen Protest beim CAS einreichen können, aber da gewinnst du 100-prozentig nicht.»

Für einen Einspruch beim Internationalen Sportgerichtshof CAS gibt es eine Frist von fünf Tagen, diese ließ das Team Aruba.it Ducati mangels Aussicht auf Erfolg verstreichen.

«Die Geschichte ist beendet», hielt Foti fest. «Wir wollten mit dem Protest ein Zeichen setzen. Es geht auch um die Sicherheit und Vorbildfunktion für junge Fahrer. Für mich gehören die Regeln geändert, weil die Entscheidungen der Stewards zu identischen Ereignissen so unterschiedlich ausfallen.»

Ergebnisse Superbike-WM Magny-Cours, Rennen 2:

1. Razgatlioglu, Yamaha, 21 Runden
2. Rinaldi, Ducati, + 2,024
3. Bassani, Ducati, + 4,742
4. Lowes, Kawasaki, + 5,084
5. Rea, Kawasaki, + 10,679
6. Redding, BMW, + 11,955
7. Locatelli, Yamaha, + 15,188
8. Gerloff, Yamaha, + 15,443
9. Baz, BMW, + 16,870
10. Lecuona, Honda, + 18,367
11. Öttl, Ducati, + 25,740
12. Mahias, Kawasaki, + 33,872
13. Bernardi, Ducati, + 38,188
14. Tamburini, Yamaha, + 41,389
15. Nozane, Yamaha, + 42,657
16. Ponsson, Yamaha, + 50,863
17. Gutierrez, Kawasaki, + 54,487
18. König, Kawasaki, >+ > 1 min
19. Syahrin, Honda, + > 1 min
DNF Laverty, BMW
DNF Vierge, Honda
DNF Van der Mark, BMW
DNF Mercado, Honda
DNF Bautista, Ducati

Ergebnisse Superbike-WM Magny-Cours, Sprintrennen:

1. Razgatlioglu, Yamaha, 10 Runden
2. Bautista, Ducati, + 1,891 sec
3. Rea, Kawasaki, + 2,040
4. Lowes, Kawasaki, + 3,983
5. Redding, BMW, + 5,019
6. Bassani, Ducati, + 5,690
7. Rinaldi, Ducati, + 6,713
8. Gerloff, Yamaha, + 11,797
9. Baz, BMW, + 12,194
10. Locatelli, Yamaha, + 13,092
11. Lecuona, Honda, + 13,794
12. Öttl, Ducati, + 14,285
13. Van der Mark, BMW, + 14,413
14. Mahias, Kawasaki, + 16,345
15. Bernardi, Ducati, + 23,491
16. Nozane, Yamaha, + 25,030
17. Syahrin, Honda, + 26,046
18. Laverty, BMW, + 28,588
19. Tamburini, Yamaha, + 28,675
20. Mercado, Honda, + 28,837
21. Ponsson, Yamaha, + 29,338
22. Gutuerrez, Kawasaki, + 29,476
23. König, Kawasaki, + 34,839
DNF Vierge, Honda

Stand nach 20 von 36 Rennen:

1. Bautista, 332 Punkte. 2. Razgatlioglu 302. 3. Rea 285. 4. Rinaldi 167. 5. Locatelli 166. 6. Bassani 151. 7. Redding 145. 8. Lowes 145. 9. Lecuona 140. 10. Vierge 82. 11. Gerloff 76. 12. Baz 75. 13. Öttl 53. 14. Mahias 41. 15. Bernardi 27. 16. Tamburini 25. 17. Laverty 18. 18. van der Mark 15. 19. Nozane 13. 20. Fores 12. 21. Mykhalchyk 10. 22. Ponsson 8. 23. Syahrin 4. 24. Haslam 4. 25. Mackenzie 3. 26. Hickman 2. 27. Mercado 2.

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