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Eugene Laverty über BMW: «Es wurden Fehler gemacht»

Superbike-Veteran Eugene Laverty fordert von BMW mehr Mut bei der Entwicklung. Der Nordire spricht über Fehler, die bei der Entwicklung der M1000RR gemacht wurden, und was er ändern würde.

2019 kehrte BMW werksseitig in die Superbike-WM zurück. Das Ziel war damals klar definiert: Man wollte schrittweise zur Spitze aufschließen und um den Titel kämpfen. Fünf Jahre danach ist der bayrische Hersteller davon weit entfernt und erlebt eine schwierige Saison 2023. Als bester BMW-Fahrer ist Scott Redding (ROKiT BMW) nach 18 Rennen in der Weltmeisterschaft auf Platz 13 zu finden, sein derzeit verletzter Teamkollege Michael van der Mark auf Rang 16. Der seit Donington ebenfalls verletzte Ersatzfahrer Tom Sykes ist 18. Die beiden Bonovo-Piloten Garrett Gerloff und Loris Baz befinden sich auf den Plätzen 14 und 17.

Eugene Laverty fuhr selbst viele Jahre in der Superbike-WM, heute ist der Nordire Teilhaber des Teams Bonovo action BMW und als Riding-Coach für Garrett Gerloff und Loris Baz tätig. Für BMW fuhr der Nordire im Werksteam (2020), im kurzlebigen Team RC Squadra Corse (2021) und in seiner letzten Saison für Bonovo action BMW (2022). Er kennt die M1000RR sehr gut und hat die Entwicklung über die letzten Jahre begleitet. Mit SPEEDWEEK.com sprach der 37-Jährige offen über Fehler, die seiner Meinung nach bei BMW gemacht wurden, und über seine Ideen zur Verbesserung des Motorrads.

Die BMW-Piloten klagen immer wieder über wenig Grip beim Herausbeschleunigen aus den Kurven. Laut Scott Redding ist ein großer Teil dieses Problems darauf zurückzuführen, dass es sich beim Motorenkonzept der M1000RR um einen Screamer handelt. Laverty dazu: «Ich würde gerne einmal eine andere Motorkonfiguration ausprobieren. Das ist für mich der größte Nachteil, nachdem ich das Bike drei Jahre lang gefahren bin. Wir haben nie viel verändert. Dieses Projekt ist jetzt im fünften Jahr, BMW investiert viel in diese Meisterschaft. Für jede zukünftige Evolution oder Revolution bei der M1000RR wünsche ich mir Tests, bei denen wir wirklich Dinge probieren können. Die Ingenieure und Fahrer spekulieren immer, sie würden gerne dies und das wissen. Aber wir haben es nie auf die Strecke gebracht.»

Laverty war in der Superbike-WM auf fünf Fabrikaten unterwegs – Yamaha, Aprilia, Ducati, Suzuki und BMW –, er kennt also die unterschiedlichen Konzepte sehr gut. Als Serienbike wird die S1000RR oder M1000RR gerade wegen des Screamer-Aggregats sehr geschätzt. Würde eine so einschneidende Modifikation wie die Änderung des Motorcharakters nicht einen negativen Einfluss auf das Serienbike haben? Am Ende des Tages möchte BMW schließlich möglichst viele Motorräder verkaufen.

«Das Frustrierende daran ist, wir wissen es nicht. Es gibt viele Dinge, die man ändern kann – die Materialien, unterschiedliche Gewichte und alle Komponenten des Motors. Ich möchte ein wirkliches Verständnis dafür bekommen. Dieses Bike ist ganz anders im Vergleich zu denen der anderen Hersteller.»

Dass die M1000RR viel Potenzial hat, bestreitet der Vizeweltmeister von 2013 nicht: «Was mir im vergangenen Winter Zuversicht gab und den Glauben an das Bike stärkte, waren die Trainings-Sessions in Portimao mit Rinaldi, Bassani und Bradley Smith. Diese Jungs waren mit ihren Trainings-Ducati und -Yamaha unterwegs. Ich hatte ein reines Serienbike mit Slicks zur Verfügung. Wir hatten Spaß und ich war der Schnellste. Da dachte ich mir, das ist ein sehr gutes Bike. In der Serienkonfiguration ist es unglaublich gut, aber es ist schwer daraus ein Superbike zu machen. Dann brauchst du mehr Power und damit kommen die Schwierigkeiten wie mangelnder Grip.»

In seiner Funktion als Riding-Coach arbeitet Laverty eng mit Garett Gerloff und Loris Baz zusammen. Er beobachtet immer dieselben Schwachpunkte an der BMW, einer davon ist der fehlende Seitengrip beim Herausbeschleunigen aus den Kurven.

«Am Kurvenausgang haben wir viel Spinning. Und ohne Grip ist es ein Desaster. Da wurden in den letzten eineinhalb Jahren bei der Entwicklung Fehler gemacht. Phillip Island war besonders hart für die Jungs, denn dort kam ein zweites Problem dazu, das wir sonst nirgendwo hatten: Am Kurveneingang, vor allem bei schnellen, welligen Kurven, verloren sie den Grip am Hinterrad. Wenn ich daran zurückdenke, als ich das Bike vor ein paar Jahren das erste Mal gefahren bin, war das die größte Stärke des Motorrads. Also wurde die Stärke zu einer Schwäche gemacht. Phillip Island war in der Vergangenheit immer eine gute Strecke für die BMW. Vor allem am Kurveneingang war es das Bike, das mir am meisten Vertrauen vermittelte. Tom (Sykes) war diesbezüglich fantastisch, besonders in der Superpole, wenn er den Grip hatte und darauf vertrauen konnte. Irgendwo auf unserem Weg haben wir das verloren. Das ist enttäuschend und wir müssen die Ursache für dieses Problem finden. Aber bei den meisten Strecken liegt unser Problem beim Herausbeschleunigen aus den Kurven.»

Was würde Laverty an der M1000RR ändern, wenn er die freie Wahl hätte?

«Gute Frage. Ich denke, beim Bike vor zwei Jahren waren viele Dinge besser. Wir müssen verstehen, wo die Fehler passiert sind. Das große Problem ist die Elektronik, die sehr kompliziert ist und die Power des Motors, welche wir reduzieren müssen. Zudem müssen wir den Fahrern die Kontrolle und das Gefühl zurückgeben. Ich bin letztes Jahr deshalb so schlecht gefahren, weil mir das Motorrad nicht erlaubte in meinem natürlichen Stil zu fahren. Das Bike wurde in den letzten eineinhalb Jahren so entwickelt, dass es auf Knopfdruck funktionieren soll, das ist nicht der richtige Weg.»

Für die Entwicklungsarbeit sind Tests enorm wichtig – vor allem im Hinblick auf die nächste Evolutionsstufe und ein neues Homologationsmodell. «Deshalb wäre ein Testteam eine großartige Idee. Dieses könnte uns sehr helfen, ganz ohne den Leistungsdruck, dem die Rennfahrer ausgesetzt sind», fordert Laverty.


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