Motocross: Trauer nach tödlichem Unfall

Exklusive Leseprobe: Bikeberufene – Frauen im Racing

Von Suse Mühlemeier und Esther Babel
Das Buch von Suse Mühlemeier über Frauen aus der Welt Motorsports ist noch nicht erschienen, auf SPEEDWEEK.com gibt es das erste Kapitel als Kostprobe. Es handelt von Superbike-Reifentechnikerin Marta de Pfaff Ganduxer.

Anne Mühlemeier, Schwester der Autorin Suse Mühlemeier, war als Fahrwerkstechnikerin im Auftrag von alpha Racing unterwegs und begleitete unter anderem Markus Reiterberger zu seinen Einsätzen in der Asiatischen Superbike-Meisterschaft ARRC. Im Sommer 2023 verlor sie bei einem Motorradunfall ihr Leben – und ihre Schwester machte sich auf, hinter die Kulissen der Motorsport-Welt zu blicken. Mit dem Fokus auf Frauen.

Exklusiv bei SPEEDWEEK.com werden schon vor dem offiziellen Starttermin des Buches einige Kapitel von Suse Mühlemeier veröffentlicht.

Marta de Pfaff Ganduxer– alle Dinge passieren aus einem Grund, und immer aus einem guten

Ich habe mir in meinem Leben immer die intellektuelle Herausforderung gesucht und mich weiter gepusht. Der perfekte Job für mich ist, wenn ich abends schlafen gehe und mein Gehirn absolut platt ist. Glücklicherweise bringt mein aktueller Job genug Challenges mit sich, dass ich mich sicher nicht langweilen muss. Ich bin Reifen-Performance-Ingenieurin bei HRC Racing in der World Superbike Series. Ein Performance-Ingenieur arbeitet eher ‚wissenschaftlich‘ und datengetrieben. Ich bin also ständig mit der Datenanalyse und -modellierung beschäftigt, um die Reifenperformance zu verstehen und zu verbessern. Und die richtigen Reifen zum richtigen Zeitpunkt einzusetzen.

Ich habe in Spanien Industrieingenieurin studiert und mir dann einen Ingenieursmaster gesucht, der im Rennsport spezialisiert ist. Das hat mich nach Oxford, UK, gebracht, in die Region, in der viele der großen Formel 1- und FormulaE-Teams sitzen. Ich habe in der Formula E mit dem Team Nio 333 und Jaguar eine großartige Zeit gehabt, mit den besten Leuten zusammenarbeiten dürfen und bin mit ihnen immer noch befreundet. Mein Traum war es aber immer, in den Motorradrennsport zu gehen.

Ich habe schon als Kind immer MotoGP geguckt und bin mit meinem Bruder zu den Rennen gefahren. Noch heute können wir stundenlang diskutieren: Mein Bruder mit dem historischen Wissen und ich mit dem technischen Know-how. Ich selbst fahre aber kein Motorrad. Für mich ist es die Herausforderung der Physik, die mich so fasziniert. Aber auch der große Respekt für die Leute, die dort arbeiten. Und die Leidenschaft, all die Emotionen, das Adrenalin. Ich kann die Leidenschaft so richtig physisch fühlen. Und ich wollte mich jeden Tag meines Lebens so fühlen. Noch heute denke ich, wenn ich in der Box stehe: «Genau hier gehöre ich hin».

Der Autorennsport und der Motorradrennsport sind Männerwelten, klar. Daher brauchst du als Frau ein bisschen ein dickeres Fell gegen manche Sprüche oder Witze. Aber das stört mich nicht. Wenn einer austeilt, dann gebe ich zurück. Gleichzeitig bekommt man als Frau aber auch viel Aufmerksamkeit. Ich finde hingegen, wenn man als Frau sogar mehr Aufmerksamkeit bekommt als die Männer in den gleichen Jobs, dann ist das erstens unfair den männlichen Kollegen gegenüber und zweitens kontraproduktiv, da man nicht für seine Leistung, sondern für sein Geschlecht bekannt ist. Wenn, dann möchte ich Aufmerksamkeit, weil ich verdammt nochmal eine Poleposition erreicht habe und meine Arbeit richtig gemacht habe - und nicht, weil ich eine Frau bin. Und am Ende des Tages muss jeder, egal ob Mann oder Frau, sich ins Team einfügen.

Meine größte Herausforderung im Leben war aber nicht professioneller, sondern privater Natur. Es sind in meiner Familie sehr große Schicksalsschläge passiert und ich bin zwei Jahre lang am Rand meiner Ressourcen gelaufen, wie im Autopiloten. Aber ich habe es geschafft, das Positive daraus zu ziehen. Ich sage immer: «Alle Dinge passieren aus einem Grund, und zwar aus einem guten, selbst die schlimmsten Dinge». Wenn ein Schicksalsschlag dich schon nur dazu bringt, bescheidener zu sein, dann ist es schon wertvoll. Am Ende ist der der glücklichste, der am wenigsten braucht und nicht der, der am meisten hat. Außerdem habe ich gelernt, mein Leben in die Hand zu nehmen. Schicksalsschläge kann man sich nicht aussuchen, wohl aber wie man darauf reagiert. Letztendlich ist es nicht entscheidend, was im Leben passiert, sondern wie du darauf reagierst. Freunde, Familie, Kollegen können kommen und gehen, was dir aber immer bleibt, ist dein eigener Jimmy Cricket. Deswegen habe ich mir den auch als Tattoo stechen lassen.

Wer mehr über die Frauen im Motorsport erfahren möchte, kann sich auf der Website von Suse Mühlemeier umsehen oder gleich die Bestellung fürs Buch abgeben.

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