Bimota-Motor zu schwach: Druck auf Kawasaki wächst
Die in der Serie etwa 44.000 Euro teure Bimota KB998 Rimini bereichert in diesem Jahr das Feld der Superbike-WM. Mit ihrem hohen Verkaufspreis spielt die neue Bimota in einer Liga mit der Ducati Panigale V4R und punktet mit ihrem guten Handling. Doch in einem Bereich hat das neue Bimota-Superbike klar das Nachsehen: Der von Kawasaki beigesteuerte Reihen-Vierzylinder spielt nicht in der gleichen Liga wie der in Bologna konstruierte V4-Motor.
«Es ist offensichtlich, dass der Motor der entscheidende Bereich ist», machte Bimota-Crewchief Pere Riba die Schwäche der neuen Bimota unmissverständlich klar, als wir ihn im Vieraugengespräch zur aktuellen Situation befragt haben. «Verglichen mit Ducati und BMW haben wir eine schwache Motorleistung. Die Entscheidung liegt beim Kawasaki-Management. Es ist nicht einfach, wie man sich vorstellen kann.»
«Es kostet viele Millionen, einen neuen Motor zu entwickeln», bemerkt Riba, der davon ausgeht, dass das Potenzial mit dem aktuellen Triebwerk limitiert ist. «Klar, mit dem aktuellen Motor können wir uns im Laufe der Saison sicher noch ein bisschen verbessern und bessere Ergebnisse erreichen, aber wir liegen klar zurück.»
Die Geschichte hat gezeigt, dass nicht immer das leistungsstärkste Motorrad gewinnt. Yamaha feierte in der MotoGP jahrelang große Erfolge, obwohl Honda und Ducati potentere Motoren einsetzten. «Natürlich ist ein Motorrad mit 10 PS mehr schwieriger zu kontrollieren. Doch damit holt man auf den Geraden im fünften und sechsten Gang leicht viel Zeit heraus. Das ist eine einfache Rechnung», kommentierte Riba gegenüber SPEEDWEEK.com.
«Die Motorleistung ist einer der wichtigsten Bereiche. Darauf sollten wir den Fokus richten. Kawasaki stellt Überlegungen an und denkt darüber nach», deutete Riba einen potenziellen neuen Kawasaki-Superbike-Motor an.
In der Vergangenheit feierte Riba mit Kawasaki und Rekord-Weltmeister Jonathan Rea große Erfolge. Aktuell ist Bimota von Siegen weit entfernt. Beim Heimspiel in Cremona schaffte man es in keinem der Rennen in die Top-8.
Kawasaki unter Zugzwang: Die Rufe nach einem neuen Motor werden lauter
Der Druck auf die Verantwortlichen in Japan wächst. Die Experten sind sich einig, dass Kawasaki einen modernen Motor entwickeln muss, wenn man im Rennsport wieder zu alter Stärke finden möchte. «In meinen Berichten schreibe ich ständig, dass wir mehr Motorleistung benötigen», erklärte Riba.
«In den Kalkulationen erkennen wir, was wir auf den Geraden verlieren. Und wenn man an zwei Stellen jeweils 0,2 Sekunden verliert, dann sind das pro Runde 0,4 Sekunden. Und wo ist man, wenn man 0,4 Sekunden zurückliegt?», verwies Riba auf das momentan sehr hohe Niveau in der seriennahen Meisterschaft.
«Diese Zeit muss man irgendwo gutmachen – am Kurveneingang, beim Bremsen. Das ist nicht einfach. Zudem kann man nicht so gut überholen. Auf den Geraden ist es praktisch unmöglich. Wenn man beim Anbremsen überholen will, dann muss der Fahrer sehr nah ans Limit gehen. Das hat zur Folge, dass er die Reifen stärker belastet. Das ist nicht gut», so Riba.
«Leisten fantastische Arbeit»: Riba mit Lobgesang für Ducati
Wie man es besser macht, zeigt die Konkurrenz aus Borgo Panigale. «Die Ducati ist das Motorrad mit der besten Balance», bestätigte Riba und lobte die Arbeit der Ducati-Rennabteilung: «Ich muss anerkennen, dass sie richtig gearbeitet haben. Sie haben wirklich fantastische Arbeit geleistet. Sie zeigen in der MotoGP und in der Superbike-WM richtig gute Leistungen.»
«Im Moment haben sie die richtige Gruppe an Leuten. Zudem verfolgen sie den richtigen Ansatz. Im Rennsport sind sie im Moment vor allen. Das ist offensichtlich. In der Superbike-WM sieht man, dass sie nicht nur einen schnellen Fahrer haben. Das zeigt, dass das Motorrad die beste Balance hat», applaudierte der Bimota-Crewchief den Kollegen aus Bologna.
Wie hoch das Niveau der Ducati ist, wird laut Riba deutlich, wenn man sich Scott Reddings Ergebnisse anschaut, der im Winter von BMW zu Ducati zurückkehrte: «Redding hat mit der BMW nichts gezeigt und ist mit der Ducati plötzlich schnell. Das zeigt, dass sie das konkurrenzfähigste Motorrad besitzen. Der Motor ist kräftig, die Elektronik arbeitet gut und das Chassis hat eine gute Balance. Es ist das beste Bike.»
«BMW hat einen starken Motor. Doch es ist Toprak, der die Ergebnisse sicherstellt. Er macht den Unterschied aus», bewertete Riba die Performance der BMW M1000RR. «Yamaha arbeitet ebenfalls hart, doch auch bei ihnen ist der Motor die offensichtliche Schwäche», stellte der Bimota-Crewchief nüchtern fest.
Ein Blick auf die Herstellerwertung verdeutlicht die Situation: Ducati führt nach einem Drittel der Superbike-WM mit 227 Punkten vor BMW mit 166 Zählern. Yamaha liegt mit 128 Punkten auf der dritten Position vor Honda mit 78 Zählern. Auf den beiden finalen Positionen folgen Bimota mit 63 und Kawasaki mit 19 Punkten.