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Milliardär John Paul DeJoria: Weshalb er BMW sponsert

Von Ivo Schützbach
John Paul DeJoria (re.) mit BMW Motorsport Direktor Sven Blusch

John Paul DeJoria (re.) mit BMW Motorsport Direktor Sven Blusch

Seit 2023 ist die Firma ROKiT Hauptsponsor des BMW-Werksteams in der Superbike-WM. SPEEDWEEK.com traf sich mit Eigentümer John Paul DeJoria, der eine sehr außergewöhnliche Lebensgeschichte hat.

John Paul DeJoria, geboren 1944 in Los Angeles im Südwesten der USA, hat es in seinem Leben weit gebracht: Er ist Mitgründer von John Paul Mitchell Systems (Haarkosmetik) und Patron Tequila und die Verkörperung des amerikanischen Traums – er wurde vom Obdachlosen zum Milliardär.

Als Sohn italienischer und griechischer Einwanderer diente er in der US-Marine und arbeitete später als Hausmeister, im Einzelhandel, als Vertreter sowie im Marketing. Ab 1971 ging es in seinem Leben steil aufwärts, bei Redken (Haarpflege) arbeitete er sich bis ins nationale Management nach oben.

So lernte er den Friseur Paul Mitchell kennen, mit dem er 1980 das Unternehmen John Paul Mitchell Systems auf die Beine stellte. 1989 gründete DeJoria gemeinsam mit Martin Crowley eine Spirituosenfirma, die den bekannten Patron Tequila herstellt und 2018 für 5,1 Milliarden US-Dollar an Bacardi verkauft wurde.

DeJoria spendet einen großen Teil seines Vermögens für wohltätige Zwecke und ist in Projekte für den Natur- und Tierschutz sowie soziale Gerechtigkeit involviert. Über seine Engagements sagt er: «Erfolg, den man nicht teilt, ist ein Misserfolg.»

Neben seiner sozialen Ader hat der inzwischen 81-Jährige eine große Passion für den Rennsport, seine Tochter Alexis (47) fährt auf höchstem Niveau Dragster-Rennen in der Funny-Car-Klasse und gilt als schnellste Frau der Welt.

Seit einige Jahren engagiert sich DeJorias Firma ROKiT in diversen Rennserien, unter anderem seit 2023 als Hauptsponsor des BMW-Werksteams in der Superbike-WM. Die Zusammenarbeit zwischen ROKiT und dem deutschen Hersteller wird in Zukunft sogar noch ausgebaut, wie beide Unternehmen Ende Mai mitteilten.

Unter dem Schirm von ROKiT sind unzählige Marken aus sehr verschiedenen Geschäftsbereichen vereint. Zusammen mit BMW wird derzeit ROKiT OFF in den Vordergrund gerückt, eine Produktlinie für die Motorradpflege.

SPEEDWEEK.com traf sich mit dem charismatischen DeJoria, von allen «JP» genannt, zum Exklusiv-Interview.

«Als ich aufwuchs, hörte ich von BMW-Motorrädern, habe aber nie eines gesehen», erinnerte sich der Pferdeschwanzträger an seine Jugendzeit in Kalifornien. «Ich sah nur alte Harleys und Indians, bis ich Ende 20 war. Als ich dann die erste BMW sah, war das Highend für mich. Als ich aus der Schule kam, kaufte ich mir ein Motorrad, eine Cushman Eagle. Die meisten Typen, die damals Motorrad fuhren, waren bei den ‚Satan’s Slaves’ oder ‚Hell’s Angels‘. Ich bin nie einer Gang beigetreten, weil ich zum Arbeiten musste. Aber sie mochten mich und ließen mich mit ihnen fahren. Das waren alte Motorräder, nicht zu vergleichen mit denen, die es heute gibt.»

«Als mir mein Partner Jonathan Kendrick aus der ROKiT-Gruppe vor einigen Jahren von der Möglichkeit erzählte etwas mit BMW zu machen, dachte ich mir, dass das extrem cool wäre», grinste DeJoria. «Meine Produktlinien, die ich entwickelt habe, wie John Paul Mitchell Haircare oder Patron, waren qualitativ das Beste, genauso wie BMW. Als ich das Werk in Berlin besuchte, und gesehen habe, wie präzise sie arbeiten, war mir klar, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe. Es geht für mich um das Prestige, das mir diese Möglichkeit eröffnet. Zusammen mit BMW entwickeln wir einzigartige Pflegeprodukte, das ist sehr aufregend. Im Vorjahr haben wir zudem eine Weltmeisterschaft gewonnen – das war ein kleiner Bonus. Außerdem sind das gute Leute – hochklassige, gute Leute.»

In der Vergangenheit war ROKiT der Name der Firma, unter dessen Schirm viele Marken vereint waren. Inzwischen gibt es auch immer mehr Produkte, die unter ROKiT firmieren.

«Damit haben wir erst begonnen», verdeutlichte DeJoria. «Ich bin der Investor, wir haben damit gewartet, bis die Firma breit genug aufgestellt war. Nehmen wir das Beispiel BMW. Sie promoten unsere Marke im gesamten europäischen Raum und in den USA. Bewirbst du eine Marke, bevor der Vertrieb steht, dann ist das Vergeudung. Wir haben also auf den richtigen Zeitpunkt gewartet.»

John Paul DeJoria reist zwar im Privatjet und hat laut Forbes ein Privatvermögen von über drei Milliarden US-Dollar, ist aber immer mit beiden Füßen auf dem Boden geblieben. Er ist ausgesprochen höflich, freundlich, zuvorkommend und nahbar – ein Kumpeltyp und Gentleman.

«Ich danke Gott jeden Tag dafür, dass er mir diese Möglichkeiten eröffnet hat und mich dieses Leben leben lässt», betont er demütig. «Wenn du nichts hattest und solche Boni bekommst, dann macht dich das extrem dankbar. Ich habe auch nie aufgehört so zu denken, nicht einen Tag. Viele Leute sagen, dass wenn sie ein paar Millionen Dollar hätten und ihre Rechnungen bezahlt sind, dann wären sie die glücklichsten Menschen – aber das ist nicht wahr. Priorität im Leben muss sein, glücklich zu sein. Das ist die Nummer 1. Nummer 2 ist Gesundheit. Alles andere steht hinten an. Ich kenne einige andere Milliardäre, die keine glücklichen Menschen sind. Die größte Veränderung in meinem Leben war, dass ich abends zu Bett gehen kann, ohne mir den Kopf darüber zerbrechen zu müssen, dass ich meine Rechnungen bezahlen kann. Als ich meine erste Firma John Paul Mitchell startete, war das anders – da konnte ich nicht ruhig schlafen.»


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