Toprak in der MotoGP: Rea kennt die Bedenken

Toprak in der MotoGP: Rea hätte es gleich gemacht

Von Ivo Schützbach
In der MotoGP 2026 werden wir seit langer Zeit mal wieder einen Superbike-Weltmeister in der Startaufstellung sehen. Rekordchampion Jonathan Rea erzählte SPEEDWEEK.com im Exklusiv-Interview, was er davon hält.

Ben Spies hatte einen internationalen Aufstieg, wie wir ihn seit damals nicht mehr erlebten. 2006, 2007 und 2008 wurde der Texaner in den USA Superbike-Champion und ging anschließend in die Weltmeisterschaft – welche er im Yamaha-Werksteam auf Anhieb gewann. Ab 2010 fuhr er vier Saisons MotoGP und beendete die ersten beiden Jahre als Gesamtfünfter und -sechster. Sechsmal schafft es Spies aufs Podium, am 25. Juni 2011 gelang ihm in Assen sein einziger Grand-Prix-Sieg.

Ab 2015 gewann Jonathan Rea die Superbike-WM sechsmal in Folge, er hält alle wichtigen Rekorde. Doch in der MotoGP war er nur zweimal zu sehen: 2012 im Honda-Werksteam statt dem verletzten Casey Stoner. In Misano wurde der Nordire Achter und in Aragon Neunter.

In den Jahren danach gab es immer wieder Gespräche, doch Rea zog es vor bei den Superbikes ein Protagonist zu sein, anstatt für ein zweitklassiges MotoGP-Team um zehnte Plätze zu kämpfen.

Seither hat sich in der Königsklasse viel verändert, die Leistungsdichte unter den Motorrädern, Teams und Fahrern war noch nie so hoch. Deshalb rechnet sich Toprak Razgatlioglu für seinen Wechsel in die MotoGP-WM 2026 und zum Pramac-Team Chancen auf gute Platzierungen aus. Denn die Satelliten-Truppe von Yamaha verfügt über identisches Material wie das Werksteam und die Mannschaft hat ihr Können mit dem Gewinn des WM-Titels 2024 mit Jorge Martin und Ducati eindrucksvoll unter Beweis gestellt.

«Die Leute reden immer davon, dass ich nie in die MotoGP ging», erzählte Jonathan Rea SPEEDWEEK.com im Exklusiv-Interview. «Aber bei meinem Herz und meinen Händen: Ich hatte null Möglichkeiten, ein gutes MotoGP-Bike zu bekommen. Ich hätte eine Open-Class-Honda fahren können – die war schrecklich und hätte meine Karriere gekillt. Einmal hatte ich mit Aprilia recht fortgeschrittene Gespräche, sie entschieden sich aber für eine andere Richtung. Hätte ich eine MotoGP-Chance gehabt, hätte ich sie ergriffen.»

Somit ist klar, welchen Ratschlag der 119-fache Laufsieger seinem Freund Razgatlioglu bezüglich Karriereplanung gab. «Es kann dir gefallen oder nicht», hielt Johnny fest. «Ich habe sechs WM-Titel und wurde in der MotoGP trotzdem nicht in Betracht gezogen. Toprak hat zwei Titel und den Leuten ist bewusst, dass er viel Talent besitzt. In der MotoGP muss er aber bei null beginnen. Er hatte in der Vergangenheit einen Test mit Yamaha. Ich vermute, wäre dieser damals supergut gelaufen, würde er bereits auf einem MotoGP-Bike sitzen. Superbike-Piloten bekommen aus dem GP-Paddock nicht den gleichen Respekt wie Fahrer, die dort groß werden.»

«Wenn wir zurückblicken, hatten Colin Edwards, Ben Spies und Cal Crutchlow einigen Erfolg in der MotoGP», überlegte Rea. «Sie kamen vom Superbike und fuhren in der MotoGP aufs Podium oder gewannen sogar Rennen. Toprak hat eine Möglichkeit und die nötigen Ambitionen. Wollte er eine Superbike-Legende werden, könnte er in diesem Fahrerlager bleiben und so viele Rennen gewinnen, wie er will – denn er ist ein herausragendes Talent. Aber wenn er Ambitionen hat, dann kann ich ihm nur raten, es in der MotoGP zu versuchen. Wenn er die Chance ergreift, wird er am Ende seiner Karriere glücklicher sein. Er ist jetzt 28, das ist nicht mehr jung.»


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