Balaton Park zu gefährlich? Nicht jeder sieht das so
Mit der Superbike-WM fand vergangenes Wochenende erstmals ein großes internationales Motorradrennen auf der neuen Rennstrecke nahe des Plattensees in Ungarn statt.
Vorab gab es viel Kritik wegen brüchigem Asphalt, dem Streckenlayout und der damit verbundenen Sicherheit. Vier Kurven wurden zwei Wochen vor der Veranstaltung frisch asphaltiert, weil sich der Belag bei den Track-Days mit Superbike- und MotoGP-Piloten Ende Juni aufgelöst hatte. Der neue Asphalt hielt, die Strecke bot auch bei Regen guten Grip.
Das Thema Sicherheit wird aber noch öfter auf den Tisch kommen. «Das ist keine Strecke, auf der wir Rennen fahren sollten, diese Strecke ist nicht sicher», hatte Honda-Werksfahrer Iker Lecuona vorab gesagt, brach sich prompt beim Massencrash im ersten Hauptrennen am Samstag unverschuldeterweise den linken Unterarm und wird deswegen das Suzuka Eight Hours am kommenden Wochenende verpassen. «Wir sagen immer, dass die Sicherheit an erster Stelle steht, hier ist es für uns aber nicht sehr sicher.»
Am Freitag vor dem Rennwochenende gab es eine Sitzung der SBK Safety Commission, dort wurde über mögliche Verbesserungen für die Zukunft gesprochen. Dass bereits vor dem MotoGP-Wochenende 22.–24. August erneut umgebaut wird, durch die höheren Geschwindigkeiten der Prototypenmaschinen steigen die Gefahren, ist nicht umsetzbar.
«So, wie die Strecke vor dem ersten Umbau war, wäre es unmöglich gewesen, Rennen zu fahren», hielt der dreifache Weltmeister Alvaro Bautista im Gespräch mit SPEEDWEEK.com fest. «In vielen Bereichen standen die Mauern zu nahe und wurden nach den Vorgaben der FIM angepasst. Jetzt hängt alles davon ab, wie viel die Streckenbetreiber investieren wollen, um Verbesserungen zu erzielen. Für die großen Motorräder sind die Schikanen eigentlich zu langsam, letztlich brauchen wir aber alle Arten von Strecken im Kalender. Es ist gut, dass wir sehr schnelle, aber auch sehr langsame Strecken haben. Wichtig ist nur, dass sie sicher sind.»
Der Balaton Park Circuit verfügt über die für die MotoGP vorgeschriebene Grad-A-Homologation, manch einer fragt sich, wie viele Augen beim Motorrad-Weltverband FIM dafür zugedrückt wurden.
Doch es gibt auch andere Stimmen. «Für mich ist das keine unsichere Strecke», sagte Routinier Danilo Petrucci. «Das Problem ist, dass es unsichere Fahrer gibt. Es stimmt, die ersten Kurven sind eng. Aber denken wir an Monza oder Most, der Charakter der Strecke ist eben so. Nach dem Start kommen wir in der ersten Kurve im zweiten Gang an, in Most im vierten, in Monza fast im sechsten. Es gibt viele Strecken, auf denen du mit sehr hoher Geschwindigkeit in der ersten Kurve ankommst. Es ist ein Fakt, dass die erste Kurve eng ist, aber das ist auf vielen Strecken so.»
Der Italiener glaubt nicht, dass sich die MotoGP-Piloten noch deutlich mehr als einige Superbike-Fahrer beschweren werden? «Schau dir Buriram oder Mandalika an, diese Strecken sind nicht arg anders», entgegnete der 34-Jährige aus Termi. «Sie haben alles unternommen, damit wir in Balaton Rennen fahren können. Vielleicht ist es bezüglich Layout nicht die beste Strecke in unserem Kalender, aber für mich ist es gut, dass wir die Superbike-WM zu neuen Plätzen bringen. Als ich in diesem Paddock meine ersten Rennen fuhr, starteten wir in Brands Hatch und niemand beschwerte sich. Klar, die Sicherheit muss immer weiter verbessert werden, weil die Bikes immer schneller und schneller werden. Aber die Superbike-WM sollte dort fahren, wo man sie haben möchte. Ich glaube, dass Balaton gut ist für die Superbike-WM.»