Formel 1: Ein ungeklärter Mordfall

Ducati nicht das teuerste Bike in der Superbike-WM?

Von Sebastian Fränzschky
Ducati reagiert auf Vorwürfe, die Panigale V4R sei in der Superbike-WM wegen des hohen Serienpreises im Vorteil. Doch die Unterschiede sind geringer als erwartet und die Rennversion nicht einmal das teuerste Bike.

Immer wieder wird kritisiert, dass Ducati in der Superbike-WM durch das teure Serienmotorrad einen Wettbewerbsvorteil habe. Die Mitbewerber beanstanden, dass Ducati deshalb in einer seriennahen Meisterschaft klar im Vorteil ist und seine besondere Marktstellung ausnutzt. Kein anderer Hersteller findet derart spielerisch Kunden für hochpreisige Sportmotorräder.

Marco Zambenedetti, Technikkoordinator bei Ducati, widerspricht dieser Annahme deutlich und erklärt: «Es wird immer behauptet, dass die Ducati teuer ist. Doch ich bevorzuge, zu sagen, dass die Ducati einen höheren Wert hat. Es steckt sehr viel Technologie im Motorrad. Zudem hat die Marke Ducati einen sehr hohen Wert. Das Erlebnis, eine Ducati zu besitzen, ist besonders. Es ist etwas Einzigartiges.»

Tatsächlich zeigt ein Vergleich der Serienpreise der Superbikes, dass die Differenzen kleiner sind, als oft angenommen wird. So kostet die Ducati Panigale V4R 43.999 Euro – vergleichbar mit der Bimota KB998 Rimini, die in Deutschland für ebenfalls 43.990 Euro angeboten wird. Die beiden italienischen Edel-Superbikes orientieren sich an der im Reglement vorgeschriebenen Preisobergrenze.

Andere Mitbewerber wie BMW (36.300 Euro für die M-Version), Yamaha (35.399 Euro für die R1M), Honda (29.100 Euro für die SP-Version) oder Kawasaki (29.995 Euro für die ZX-10RR) liegen zum Teil deutlich darunter.

Doch entscheidender als der Preis der Serienmaschine ist laut Zambenedetti die Nähe der Rennversion zum Serienbike. «Wir sind der Hersteller, bei dem das Rennmotorrad am engsten mit dem Serienmotorrad verwandt ist. Das liegt am wirklich hohen Niveau unserer Serienmaschine. Wir bringen die Technologien aus dem Rennsport in die Serie, um das Level der Serienmaschine zu verbessern.»

Entgegen der landläufigen Meinung ist die Rennversion der Ducati Panigale V4R möglicherweise nicht einmal das teuerste Bike im Superbike-Feld. «Ich vermute, dass viele der Konkurrenz-Motorräder teurer sind. Die BMW und die Honda sind vermutlich die teuersten Motorräder im Feld», erklärt Zambenedetti im Exklusiv-Interview mit SPEEDWEEK.com. Der Grund: «Sie unterscheiden sich stark von ihren Serienablegern. Das ist nicht unsere Philosophie. Wir versuchen ständig, das Niveau der Serienversion anzuheben.»

Dass andere Hersteller immer wieder die hohen Preise der Serien-Ducati kritisieren, versteht Zambenedetti nicht: «Mit Blick auf die Nachhaltigkeit sollte man den Preis der Serienmaschine nicht ausblenden, aber es spielen viele andere Faktoren eine Rolle.»

Auf die Frage, ob es nicht sinnvoller wäre, den Preis der Rennversion zu begrenzen, antwortet er pragmatisch: «Das wäre sinnvoll, doch ich kann mir nicht vorstellen, wie es in der Praxis funktionieren soll. Im Rennsport gibt es viele Möglichkeiten, das zu umgehen.» So könnten Kosten etwa verschleiert werden, indem man höhere Beträge für Ingenieure abrechnet.

Als Lösungsansatz schlägt Zambenedetti vor, die Regeln der Superbike-WM stärker an die nationalen Meisterschaften anzupassen: «Warum nicht? Ich denke, dass die FIM diesen Weg einschlagen wird, um den nationalen Verbänden zu helfen. Wichtig wäre zudem, mehr Seriennähe zu haben.»

Ein weiterer Vorschlag des Technikkoordinators betrifft die Aerodynamik-Regeln: «Ich würde mir wünschen, dass wir die tatsächliche Form der Verkleidung verwenden und nicht die aktuelle Regel, die bis zu 30 Millimeter Toleranz erlaubt. Warum nicht die Form der Serienverkleidung verwenden oder die Toleranz auf 10 Millimeter verringern? Dann wären alle plötzlich 3, 4 oder 5 km/h langsamer. Wir würden die Performance reduzieren, was für die Sicherheit nicht schlecht ist. Ich sehe keinen Grund, der dagegen spricht. Meiner Meinung nach wäre es smarter, es über derartige Änderungen zu vollziehen.»

Zambenedetti liefert damit nicht nur eine klare Antwort auf die Kritik an Ducati, sondern gibt auch Impulse für eine nachhaltigere und gerechtere Kostenstruktur in der Superbike-WM.

Die Preise der für die Superbike-WM homologierten Serienversionen (in Deutschland):
Ducati Panigale V4R: 43.999 Euro
Bimota KB998 Rimini: 43.990 Euro
BMW M1000RR: 36.300 Euro
BMW S1000RR: 20.890 Euro
Yamaha R1M: 35.399 Euro
Yamaha R1: 26.399 Euro
Yamaha R1 Race: 26.199 Euro
Honda CBR1000RR-R Fireblade SP: 29.100 Euro
Honda CBR1000RR-R Fireblade: 25.000 Euro
Kawasaki ZX-10RR: 29.995 Euro
Kawasaki ZX-10R: 20.695 Euro

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