BMW-Einkauf Petrucci: «Toprak von anderem Planeten»

Danilo Petrucci: Stolz und glücklich über seinen BMW-Vertrag
Wenn Toprak Razgatlioglu nach dieser Saison bei BMW seine Koffer packt und für 2026 und 2027 in die MotoGP und zu Yamaha wechselt, dann wird er seinem Nachfolger Danilo Petrucci gewaltige Fußstapfen hinterlassen. In seinen bislang 54 Rennen für den deutschen Hersteller hat der Türke 33 Mal gewonnen und stand 47 Mal auf dem Podium. Im Vorjahr gewann er die Weltmeisterschaft mit 43 Punkten Vorsprung auf Ducati-Werksfahrer Nicolo Bulega, obwohl er verletzungsbedingt in sechs Rennen nicht dabei war. Zur Sommerpause dieser Saison liegt Toprak vor dem letzten Saisondrittel 26 Zähler vor dem talentierten Italiener und führt die Gesamtwertung erneut an.
Am 8. August bestätigte BMW, was regelmäßige Leser von SPEEDWEEK.com seit dem 23. Juli wissen: Den Platz von Razgatlioglu wird der 34-jährige Petrucci einnehmen, derzeit WM-Dritter.
BMW hat seine überragenden Erfolge in den vergangenen eineinhalb Jahr dem herausragenden Razgatlioglu zu verdanken. Doch ohne das nötige Arbeitsgerät kann auch der 28-Jährige nicht Weltmeister werden, wie wir 2022 und 2023 sahen, als er mit der Yamaha gegen Alvaro Bautista auf der Ducati nicht ankam.
Petrucci ist sich der Schwierigkeit seiner nächstjährigen Aufgabe bewusst. «Ich bin stolz und sehr glücklich, dass ich wieder ein Werksfahrer sein werde», erzählte der Mann aus Termi im Exklusiv-Interview, der als Einziger mindestens ein Rennen in der MotoGP- und Superbike-WM sowie eine Etappe bei der Rallye Dakar gewann und auch in den Klassen Superstock 1000 und MotoAmerica siegreich war. «BMW war einerseits eine leichte, andererseits eine schwierige Wahl. Leicht war es, weil man zu einem Werksteam nicht nein sagen kann, schon gar nicht zur Weltmeistermaschine. Dieses Bike ist mit Toprak extrem schnell – wenn ich auf den Gesamtstand schaue, dann ist ein Motorrad besser als meines, das ist die BMW.»
Der Evergreen weiter: «Die sichere Wahl für mich wäre gewesen, bei Barni zu bleiben. Ich mochte Herausforderungen aber schon immer. Ich muss diesen Schritt machen, um nach vorne zu kommen. Ich will versuchen, mit diesem Motorrad konkurrenzfähig zu sein und um den WM-Titel zu kämpfen. Dieses Jahr bin ich Dritter, liege aber weit hinter den Top-2. Ich will sehen, ob ich ein Titelanwärter sein kann. In der MotoGP ist das Werksmotorrad das Gleiche, wie es die Satellitenteams haben. Di Giannantonio hat das gleiche Bike wie Marc Marquez und Bagnaia. In der Superbike-WM sieht die Realität so aus, dass ein Privatteam alles kaufen muss, es ist ein Kunde von Ducati. Du kannst dir zwar alles von ihrer Liste aussuchen, sie werden dir aber nicht alles verkaufen, wenn sie etwas Besseres haben. Du weißt nie, was sie im Werksteam nutzen, sie entwickeln laufend und probieren neue Teile.»
«Meine Erwartung ist, dass ich meine Leistungen verbessern kann», fasste Petrucci zusammen. «Das wird hart – eine der größten Herausforderungen meines ganzen Lebens. Es erinnert mich an Ende 2019, als ich als Ersatz für Jorge Lorenzo in Ducatis MotoGP-Werksteam kam. Das war auch sehr schwierig. Ich will meine Leistungen aus diesem Jahr verbessern, weiß aber auch, dass Toprak erstaunliche Arbeit macht. Er fährt auf einem anderen Planeten, wie er in Ungarn erneut gezeigt hat. Das macht mich neugierig, dieses Bike zu fahren. Um zu sehen, wie schnell ich damit sein kann. Vielleicht wird es sehr schwierig und hart für mich, aber ich will um den WM-Titel kämpfen.»