Kopfsache: Wie Razgatlioglu zu alter Stärke fand

Toprak Razgatlioglu schaut selbstkritisch zurück
Für Toprak Razgatlioglu begann die Titelverteidigung in der Superbike-WM 2025 unerwartet schwierig. Der Weltmeister musste beim Saisonauftakt in Australien nicht nur die Enttäuschung über das Verbot des sogenannten Super-Concession-Chassis verdauen, sondern auch mit einer unklaren Zukunft umgehen. Diese Kombination erwies sich als Gift für die Konzentration des BMW-Stars.
«Ich habe ständig darüber nachgedacht, dass die Regeln zu spät geändert wurden. Das war nicht normal. Und dann habe ich immer wieder über diese Regeländerungen nachgedacht, darüber, dass sich das Motorrad geändert hat, dass wir nicht schnell und nicht stark genug sind», erklärte Razgatlioglu selbstkritisch. «Ich habe viel geredet, das ist eigentlich gar nicht mein Stil. Aber das war ein Fehler von mir.»
Die Folge: Der Türke war mental nicht bei der Sache. Erst als er die Grübelei stoppte und sich voll auf die Arbeit konzentrierte, kam die Wende. «Was sich geändert hat? Ich denke, mein Kopf hat sich geändert. Als ich aufgehört habe, zu reden und mich einfach auf meinen Job konzentriert habe, hat sich alles verändert. Wir haben den richtigen Weg gefunden, das passende Setup. Ich habe mich auch besser an das Motorrad angepasst, herausgefunden, wie ich es fahren muss. Und wie gesagt, jetzt bin ich einfach voll auf meinen Job fokussiert», so der WM-Führende.
Von Juni bis September legte Razgatlioglu dann eine atemberaubende Serie hin: 13 Siege in Folge machten ihn endgültig wieder zum Maß der Dinge in der WM. Gefragt nach dem Schlüssel zu dieser Formexplosion antwortet er knapp: «Ich bin jetzt glücklich.»
Dass hinter dieser Zufriedenheit mehr steckt als nur technische Fortschritte, macht der BMW-Pilot deutlich: «Seit ich meinen MotoGP-Vertrag unterschrieben habe, fahre ich entspannter. Ich weiß, dass ich auch nächstes Jahr einen Platz habe, und dadurch ist mein Kopf freier. Ich genieße es, wenn ich auf dem Motorrad sitze, und das ist sehr wichtig. Nicht nur das Motorrad ist entscheidend – wenn dein Kopf frei ist, fährst du automatisch besser.»
Auch wenn die BMW M1000RR deutlich verbessert wurde, sieht Razgatlioglu noch Nachholbedarf beim Fahrverhalten. Doch an Kritik will er sich nicht mehr aufreiben: «Seit ich aufgehört habe, über Motorrad, Regeln oder Chassis zu reden, fahre ich auch besser. Ich konzentriere mich nur auf meinen Job, das motiviert auch das Team, und alle arbeiten extrem hart. Dieses Jahr haben wir wirklich gute Arbeit geleistet. Wir sind nicht gut gestartet, aber jetzt werden wir immer besser», stellte Razgatlioglu fest.
Vor dem Saisonendspurt der Superbike-WM 2025 führt Razgatlioglu die Fahrerwertung mit 36 Punkten auf Herausforderer Nicolo Bulega an. Bereits beim kommenden Wochenende in Estoril kann sich Razgatlioglu vorzeitig seinen dritten WM-Titel sichern.