Manzi demütig: Supersport-WM rettete seine Karriere
Als Stefano Manzi 2022 in die Supersport-WM wechselte, war das für den Italiener mehr als nur ein weiterer Karriereschritt – es war seine letzte Chance, auf internationalem Niveau im Motorradsport zu bleiben. Nach schwierigen Jahren in der Moto2-Klasse und einem immer kleiner werdenden Kreis an Optionen war klar: Entweder gelingt der Neustart – oder das Kapitel Motorrad-Profi ist beendet.
«Es ist nicht immer die Entscheidung des Fahrers allein», erklärt Manzi rückblickend. «Als ich damals in dieses Fahrerlager kam, war das für mich meine letzte Chance. Ich hatte keine Möglichkeit mehr, in der Moto2 oder irgendwo anders im Grand-Prix-Paddock zu fahren. Also war die Supersport-WM meine einzige Chance, um auf WM-Niveau weiterhin Rennen zu fahren.»
Dabei hatte der Weg des 26-jährigen Italieners aus Rimini vielversprechend begonnen. 2015 und 2016 fuhr Manzi in der Moto3-WM, doch schon bald wurde klar, dass er körperlich zu groß für die kleinen 250er-Viertakter war. 2017 folgte der Aufstieg in die Moto2-WM – ausgerechnet mit Valentino Rossis VR46-Team. Doch die Saison verlief enttäuschend, und auch die anschließenden Jahre bei Forward brachten mehr Rückschläge als Erfolge.
Mit der Suter- und später der MV-Agusta-Maschine sammelte Manzi zwar wertvolle Erfahrung, doch die Resultate blieben aus – auch wenn er 2020 in Valencia mit einer sensationellen Pole-Position überraschte und damit ein Stück Geschichte schrieb. Sein letztes Moto2-Jahr 2021 bei Pons endete ohne zählbare Highlights, 2022 folgten noch drei Einsätze für das VR46-Master-Camp-Team.
Erst der Wechsel in die Supersport-Weltmeisterschaft brachte die Wende. «Natürlich kenne ich Fahrer wie Iker (Lecuona), der aus der MotoGP direkt in die Superbike-WM gegangen ist – er war ja auch vorher Moto2-Fahrer. Oder Xavi, der direkt in die Superbike-WM gewechselt ist. Aber das lag nicht in meiner Hand», so Manzi weiter. «Wenn sich für mich damals die Chance ergeben hätte, direkt in die Superbike-WM zu gehen, hätte ich das natürlich gemacht – aber es gab schlicht keinen Platz. So wie bei Nicolo (Bulega) auch – keine freie Maschine in der Superbike-WM, also blieb nur die Supersport-WM.»
Mit Triumph begann Manzis Neustart, doch erst der Wechsel zu Ten-Kate-Yamaha machte ihn zum Titelanwärter. Nach zwei Vizetiteln 2023 und 2024 krönte sich der Italiener 2025 zum Supersport-Weltmeister – und steigt 2026 in die Superbike-WM auf. «Im Nachhinein war das für mich genau richtig – auch wegen meines Alters. Ich bekam die Chance, in der Supersport-WM um den Titel zu kämpfen, und konnte dann als Champion aufsteigen.»
Auf die Frage, ob die Supersport-WM eine bessere Schule für die Superbike-WM sei als die Moto2, antwortet Manzi überlegt: «Mehr oder weniger ist es dasselbe. Früher war es oft so: Wenn man in der Moto2 keine guten Ergebnisse hatte, ging man in die Supersport-WM, weil es dort leichter war, Rennen zu gewinnen. Heute ist das anders. Wenn du von der Moto2 in die Supersport-WM kommst, erwarten alle, dass du sofort gewinnst – und das macht es schwierig. Viele tun sich schwer, regelmäßig Rennen zu gewinnen oder aufs Podium zu kommen.»
Seine Geschichte zeigt: Erfolg im Motorsport verläuft selten geradlinig. «Ich glaube, es gibt im Motorradsport kein richtig oder falsch», sagt Manzi. «Schau dir zum Beispiel Quartararo an: Er hat in der Moto2 den Titel nicht gewonnen, nur zwei Rennen, und wurde dann in der MotoGP Weltmeister. Andere haben den Moto2-Titel geholt und nie in der MotoGP gewonnen – oder umgekehrt. Also gibt es da keine allgemeingültige Wahrheit.»










