Spies auf Durchreise

Kolumne von Gordon Ritchie
Ben Spies ist längst ein Star

Ben Spies ist längst ein Star

Jeder Fahrer aus jeder Ecke dieser Welt träumt davon, einst Champion in der MotoGP-Klasse zu werden, auf der höchsten Stufe, die es im Zweiradsport gibt. Daran besteht kein Zweifel.

Eher zweifelhaft ist, ob wirklich nur die Besten der Besten je in eine Position gelangen, die ihnen eine jahrelange Unterstützung durch ein Werk bis zum Aufstieg in die Königsklasse garantiert. Talent allein genügte bisher selten als Schlüssel für das Tor zur MotoGP-Klasse.

Vor diesem Hintergrund erhalten Bedeutung und Status der einzelnen Rennserien ausserhalb der MotoGP-Klasse grösste Wichtigkeit.

Es gab immer Leute, die ihre eigene Landesmeisterschaft qualitativ höher eingestuft haben als die Superbike-WM, vorwiegend die Amerikaner und Briten. Angesichts der Erfolge von Ben Spies kann man der AMA-Superbike-Meisterschaft diese Bewertung nicht grundsätzlich verwehren.

[* Person Ben Spies *] (25) gewann drei Mal die US-Superbike-Meisterschaft, bevor er in die Superbike-WM wechselte und wie ein Tornado deren Gefüge durcheinander brachte. Neun Mal holte er bis und mit Imola die Pole-Position und gewann 12 der 24 Rennläufe. Ob er gleich im ersten Anlauf auch den WM-Titel abräumt, oder ob sich der erfahrene [* Person Noriyuki Haga *] (35) doch noch mit der Werks-Ducati durchsetzt, werden die letzten Rennen zeigen.

Spies würde die WM-Tabelle heute mit grossem Vorsprung anführen, wäre er nicht durch technische Defekte oder Fehler seiner Betreuer-Crew in einigen Rennen eingebremst worden. Trotzdem ist er immer noch an der Spitze dabei.

Bei näherer Betrachtung setzt sich das Phänomen Ben Spies aus enormem Talent, ebenso grossem Arbeitswillen, riesigen Erwartungen an sich selbst, einer schlagkräftigen Yamaha YZF-R1 und einem erfahrenen Team zusammen. Die Herkunft aus der AMA ist nicht von erstrangiger Bedeutung.

Hinzu kommt, dass viele Toppiloten der Superbike-Szene entweder aufgehört (Troy Bayliss) haben, ins MotoGP-Lager abgewandert sind (die baldigen Rückkehrer James Toseland und Chris Vermeulen), ständig von Verletzungen geplagt werden (Noriyuki Haga) oder auf noch nicht ganz ausgereiftem neuen Maschinen unterwegs sind (Max Biaggi oder Troy Corser).

Wer seinerzeit wie Ben Spies in der AMA auf einer Werks-Suzuki, mit den besten Dunlop-Reifen und für ein entsprechend finanzstarkes Team unterwegs war, hatte beste Chancen, ständig ganz vorne im Klassement zu stehen.

Doch wo stand die komplette AMA im Vergleich zur Superbike-WM damals? Und wo steht sie heute? Ganz sicher gibt es in der AMA auch heute einige wirklich starke Fahrer, aber keinen, den man gleich als neuen Superbike-Weltmeister erwarten würde.

Kommen wir zur BSB, der Britischen Superbike-Meisterschaft. Dort herrschte während Jahren eine sehr grosse Rivalität zwischen den nationalen Serienbetreibern und GP-Promoter Dorna. Die Dorna übernahm sogar für ein paar Jahre mit einer eigenen Abteilung die Kontrolle der BSB.

Viele australische Fahrer sind mit Erfolg via BSB in die GP-Szene oder die Superbike-WM gekommen. Oft mit viel Erfolg. Das aktuelle Problem der BSB ist, dass praktisch alle Topfahrer bereits in die Superbike- und Supersport-WM abgewandert sind oder noch abwandern werden.

Und wie in der AMA Suzuki mit Mat Mladin beherrscht 2009 in Britannien ein einziges Team die Szene klar: GSE-Racing mit der Airwaves-Yamaha R1 und Leon Camier im Sattel. Die Konkurrenz ist angesichts der erfolgten Abwanderungen mager, bei der geringsten sich bietenden Gelegenheit hauen die nationalen Fahrer sofort in die Supersport- oder Superbike-WM ab.

Noch einmal zurück zu Ben Spies. Hätten wir statt ihm Shayne Byrne auf der Werks-Yamaha und den Amerikaner auf der nicht fertig entwickelten, von Finanzsorgen gebeutelten Sterilgarda-Ducati gesehen, sähen die Dinge anders aus. Byrne hätte meiner Ansicht nach regelmässig Rennen gewonnen, Spies sicher nicht so oft.

Doch Spies ist trotz aller erwähnten Vorbehalte ohne Zweifel eine Ausnahmeerscheinung. Dass er 2010 seine Chance im MotoGP verdient hat, ist genauso sicher wie die Tatsache, dass er die Superbike-WM von der ersten Sekunde an nur als Durchgangsstation für den Aufstieg in den MotoGP-Olymp betrachtet hat.

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