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Superbike-Pisten: Luftschlösser und Leichtgläubigkeit

Die Liste der gescheiterten Superbike-WM-Veranstalter ist lang, der Bau vieler Pisten wurde nie verwirklicht oder fertiggestellt. Balatonring, Goiania, Brasilia, Kyalami, Welkom, Circuit of Wales – lauter Hirngespinste.

Asien und Südamerika sind die wichtigsten Wachstumsmärkte, dort Rennen aufzuziehen ist wegen undurchschaubarer Zollbestimmungen, politischer Wirren und Korruption aber oft schwierig.

Seit zwei Jahren gastiert die Superbike-WM in Malaysia, 2015 kam Thailand hinzu. 2017 sehen wir erstmals Rennen in Indien, womit es bereits drei Asien-Destinationen gibt.

Alle Hersteller wünschen sich zudem einen WM-Event in Indonesien. Der Sentul Circuit bei Djakarta soll modernisiert und 2017 in den MotoGP-Kalender gehievt werden. Aber bisher gibt es keine Anzeichen, dass die Bauarbeiten rechtzeitig fertig werden. Bezüglich Superbike-WM gibt es Interessebekundungen.

In Südamerika ist ein Superbike-WM-Event in weite Ferne gerückt. An Argentinien haben die Hersteller sowie Reifen-Alleinausrüster Pirelli kein Interesse, meistens brauchten die Möchtegern-Veranstalter die Dorna-Verträge nur, um auf Geldsuche zu gehen, die Bemühungen versickerten meistens ergebnislos.

Das war auch vor zwei Jahren in Chile so. Dorna-Chef Carmelo Ezpeleta war von den Verantwortlichen in Chile beeindruckt. Sie ließen sich beim ersten Las-Termas-GP blicken und hatten immerhin eine einsatzbereite Rennstrecke vorzuweisen. Aber es gab keine Genehmigungen dafür, sie war illegal errichtet worden, aus dem geplanten Superbike-Rennen 2016 wurde nichts.

Die von den Sponsoren und Motorradwerken gewünschte Expansion nach Südamerika ist somit gescheitert. Denn auch die Pläne in Goiania oder der Neubau des verwahrlosten Ayrton-Senna-Circuits in Brasilia sind ins Wasser gefallen. In Brasilien hatten die Fußball-WM und die Olympischen Spiele Vorrang; die korrupten Politiker konnten sich daneben kein weiteres Großprojekt leisten.

Seit Jahren arbeitet die Dorna an einer Rückkehr der Superbike-WM nach Südafrika, doch die Rennstrecke in Kyalami ist ebenso baufällig wie jene in Welkom.

Zweifelhafte Promoter

Einige Projekte haben sich als Luftschlösser herausgestellt. In den letzten zehn Jahren sind viele Pläne gescheitert, oft war die Dorna zu gutgläubig, sie wurde von zwielichtigen Rennstreckenbauern und zweifelhaften Promotern hinters Licht geführt. Oft waren sogar renommierte Politiker im Spiel, die vor Wahlen illustren Versprechungen machten – und dann ein paar Monate später gar nicht mehr im Amt waren.

Jüngstes Beispiel: Die Dorna machte in Großbritannien einen Fünf-Jahres-Vertrag mit den euphorischen Hintermännern des «Circuit of Wales»; der erste MotoGP-Lauf im Norden von Ebbw Vale hätte schon 2015 stattfinden sollen. Doch Michael Carrick, Chef der Valleys Development Company, ist bisher in erster Linie durch scheinheilige Beteuerungen und durch eine meisterhafte Verzögerungstaktik aufgefallen. In Wirklichkeit wurde bisher noch nicht einmal ein Spatenstich vorgenommen.

Einen ähnlichen Reinfall erlebte die Dorna vor rund sieben Jahren mit dem Ungarn-GP. Windschiefe spanische Investoren sollten den Balatonring in der ungarischen Tiefebene errichten, der Grand Prix stand für 20. September 2009 sogar fix im Kalender, Gabor Talmacsi als 125-ccm-Weltmeister galt als Galionsfigur. Aber die Motorsportarena in der Puszta kam über das Planungsstadium und eine Art Rohbau (nach den Erdarbeiten schlief alles ein) nie hinaus.

Nicht viel anders erging es den GP-Absichten der Manager des Crimea Circuits auf der Halbinsel Krim, die inzwischen von Russland annektiert wurde. Der Crimea Circuit wurde zwar irgendwann fertiggestellt, aber das Geld der fragwürdigen Investoren reichte nicht aus, um eine WM-würdige Infrastruktur auf die Beine zu stellen.

Aus Istanbul und Moskau hat sich die Dorna nach wenigen Jahren wieder zurückgezogen, weil das Interesse der Zuschauer und der Industrie zu wünschen übrig ließ – trotz des türkischen Superstars Kenan Sofuoglu, der beim letzten Supersport-Rennen 2013 die 50.000 Fans mit seinem Sieg in Verzückung versetzte.

Viele Rennstrecken-Projekte in exotischen Ländern haben sich als Hirngespinste erwiesen. Deutlich mehr Hand und Fuß hat das Konzept der Finnen mit dem Kymi Ring, der für 2017 fertig sein könnte und die Homologation für Superbike-WM und MotoGP erhalten soll.

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