Temposünder

Kolumne von Eckart Rösinger
Eckart Rösinger und Andreas Kolloch

Eckart Rösinger und Andreas Kolloch

Zwischen den Läufen zur International Sidecar Trophy gönnten wir uns einen Start zum Niederländischen Meisterschaftslauf in Assen.

Wir haben uns Anfang des Jahres entschlossen, dieses Rennen zu fahren. Wir wollten die lange Pause zwischen den Sidecar-Trophy Läufen nutzen, um uns in Sachen Fahrwerkstechnik weiter zu entwickeln. Ohne Meisterschaftsdruck lassen sich leichter verschieden Komponenten ausprobieren. Bei der entspannten Anfahrt am Freitag machten wir schon fast traditionell in Maastricht Halt,, um dort auf dem Wochenmarkt lecker frittierten Fisch zu essen. Wir hatten Glück. Auf unserem Parkplatz war die Schranke defekt, da war dann das Parken mit Anhänger kostenlos. Das dort gesparte Geld soll im weitern Verlauf des Wochenendes noch eine Rolle spielen. Im Laufe der etwa 530 km langen Anfahrt sank die Aussentemperatur um 12 Grad nach unten von 27 auf 15 Grad. Im Sommer losgefahren, im frühen Frühling angekommen! Aber niedrige Temperaturen sind wir ja dieses Jahr bei den Rennen gewöhnt. Aufgebaut mit der nötigen Routine, konnten wir uns bald darauf mit dem Team Schmitz/Lehnerts, die «Krötenwanderung aus Mettendorf» (Kulturhaupstadt von Rheinland Pfalz), den noch angenehmeren Dingen widmen. Das erste Training am Samstag fand um erst um 11.30 Uhr statt.

Für Assen habe ich eigentlich eine gute Abstimmung. Nach ein paar wenigen Runden hatten wir aber Aussetzer. Ausserdem war das Fahrwerk vorne viel zu weich, vor allem beim Bremsen schlug es durch.. Hinten gab es mir das Gespann gar kein Gefühl, einfach nur schwammig. Wir fuhren an die Box um das Zusatzgerät abzuklemmen, aber die Aussetzer sind geblieben. Nach einer weiteren Runde brachen wir das Training ab. Trotzdem kamen wir fast an unsere Zeit (1:58,6) von 2009 heran. Im Gegensatz zu dem Rennen der Holländer im April, wurde die alte Streckenvariante gefahren. So konnten wir die Zeiten direkt miteinander vergleichen. Die geänderte superschnelle Schikanenvariante bleibt uns für einen nächsten Besuch in Assen vorenthalten. In Sachen Fahrwerk entschlossen wir uns, mit der Federvorspannung an den Stossdämpfern zu arbeiten und diese entsprechend zu ändern. Während der Aussetzer war ein Schalten unmöglich. Wir sahen darin den Quickshifter-Schalter (ermöglicht Schalten unter Volllast) als das Übel. Da wir nicht ganz sicher waren, haben wir das Anschlusskabel so verlegt, dass wir an der Box, wenn nötig, direkt die Verbindung kappen können, und den Schalter so ausser Funktion zu setzen. Dies war auch nötig. Nach der ersten Runde des zweiten Trainings an die Box, Stecker gezogen und direkt wieder zurück auf die Strecke. Die Aussetzer waren weg, das Fahrwerk um Welten besser. Nur musste ich jetzt wieder beim Hochschalten das Gas zurückdrehen, daran musste ich mich erst wieder gewöhnen. Wir konnten als schnellste Rundenzeit eine 1:57,206 verbuchen. Die schnellste Rundenzeit die ich je in Assen gefahren bin.

Nach dem Training wurde ich direkt zur Rennleitung zitiert. Zweimal zu schnell in der Boxengasse! Statt der geforderten 60 km/h bin ich 72 km/h gefahren. Die Rennleiterin nahm mein Entschuldigung an und reduzierte die fällige Strafe von erst 150 Euro auf 50 Euro. Immer noch viel Geld, aber immerhin war es das erste Mal für mich, dass ich auf einem Rennen zu schnell war. Die anderen Teams waren gewarnt, dass die Rennleitung durchgreift. ( Das gesparte Geld vom Parkplatz in Maastricht war natürlich wieder futsch...) Das Fahrverhalten war zwar besser, vor allem beim Bremsen, aber das Heck war in Linkskurven immer noch zu weich. Wir entschlossen uns darauf hin zum Warm up an der «Low Compression» zu drehen. Dies bewirkt ein stabileres Heck, so war es jedenfalls in der Anleitung der Stossdämpfer beschrieben. Vorne entschlossen wir uns auf einen Avon Reifen zu setzen. Irgendwie kommen die Yokohama Reifen der vergangenen Jahr in Sachen Grip da nicht mehr mit. Andy musste sich auch daran gewöhnen in der letzten Rechtskurve der Trippel Rechts Kombination schön runter in den Seitenwagen zu rutschen und sich klein zu machen. Das geht, kostet aber am Anfang viel Überwindung. Ich kenne dies aus eigener Erfahrung. Aber der geringere Luftwiderstand gibt mir etwa 200 Umdrehungen mehr bis zur nächsten Kurve, und die nehme ich mit. Es ist immer lustig, denn durch dieses Manöver bringt man die Teams hinter sich aus dem Rhythmus. «Wie, ist die Kurve schon vorbei? Was macht denn der da vorne, das kann nicht gut gehen, und so weiter.» Unsere Ladies, Konni und Astrid Schmitz haben für den Abend ein gemeinsames Grillen beider Teams geplant. Bei dem dazu nötigen Sekt haben die Beiden ein leckeres Mal vorbereitet. Wir genossen einen wirklich netten Abend bei Schmitzes im Zelt. Lauter lecker Dinge gab es da auf der grossen Tafel zu finden. Danke nochmals von hier an unsere Gastgeber.

Das Warm up am Sonntagmorgen fand um 11.00 statt. Sehr vernünftige Zeiten für Gespannfahrer. Der Avon Vorderreifen zeigte die erhoffte Verbesserung. Grip ab der ersten Kurve. Das Fahrverhalten hat sich nochmals in eine schnellere Zeit umsetzen lassen. Für das Rennen haben wir auch hinten auf einen Avon Reifen vertraut. Dies war die einzige Änderung zu dem 14 Runden dauernden Rennen am Mittag. Der Start verlief super. Wir kamen gut weg und verloren beim Sprint zur ersten Kurve nur einen Platz den wir aber direkt wieder gut machen konnten. Im Windschatten der schnelleren Formel-1-Gespanne ging es zu ersten Schikane. Schmitze war etwas übermütig beim Anbremsen im Pulk, bretterte dann durch den Kies und direkt vor uns zurück auf die Strecke. Wir nutzen den Schwung und überholten die Beiden. Der Gegenangriff kam direkt eine halbe Runde später. Wir dachten bei dem erneuten Anbremsen der Schikane gehen unsere Freunde etwas verhaltener ans Werk. Da lagen wir aber falsch. Etwa die Hälfte des Rennens konnten wir dem grünen Gespann mit Respektabstand folgen. Dann fielen wir etwa 4-5 Sekunden zurück. Die Reifen begannen stark zu rutschen. Ich nahm in den langen Rechtskurven den Druck etwas raus und fuhr diese Passagen einen Gang höher. Unsere Paradekurve, die superschnelle Links vor Start und Ziel, ging aber weiterhin fast voll im «Sechsten». Das Heck war wie beschrieben mit der geänderten Abstimmung deutlich stabiler. Es sind diese schnellen bis superschnellen Kurven, die uns so liegen, in denen wir unsere Zeit holen. Andy hat sowohl rechst wie links überall noch eine «Zugabe» gegeben.

Nach dem Rennen konnten wir sehen, was dies gebracht hat. Mit einer «schnellsten Runde» von 1:56,204 waren wir fast 2,5 Sekunden schneller als 2009, und das ohne den Quickshifter der im Normalfall zwischen 0,5 und einer Sekunde bringt. Selbst die verhalten gefahren letzten Runden (ja etwas müde war ich auch) waren alle im 57ger Bereich. Schön war, das das Rennen bereits um 13.15 zu Ende war. So konnten wir gemütlich abbauen und zu vernünftigen Zeiten die Heimreise antreten. Als Resümee: Ein erfolgreiches Wochenende mit wichtigen Erkenntnissen. Entspannt im Fahrerlager, aber mit der nötigen Härte auf der Strecke. Holland - immer wieder gerne.
 

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