Ist Elektro-Speedway die einzige Überlebenschance?
Egon Müller 2012 auf einem E-Speedwaybike
Es ist eine Abwärtsspirale im Eisspeedway-Sport, die Franz Zorn zuletzt auf SPEEDWEEK.com beschrieben hat. Der 51-jährige Salzburger hat noch Zeiten mitgemacht, in denen neben WM- und EM-Veranstaltungen zahlreiche offene Rennen stattfanden. Auch die Fans in Westeuropa hatten die Chance, ihre Lokalhelden auf Natureis zu sehen. Die klimatischen Bedingungen mit milden Wintern haben dazu geführt, dass mehr und mehr Veranstaltungen wegbrachen und so mancher Spikeritter nicht mehr fährt. Junge Fahrer haben ohne Reisen nach Schweden oder Russland keine Chance den Sport zu betreiben. Beschleunigt wird der Niedergang der atemraubenden Sportart durch die Nicht-Vermarktung des Motorrad-Weltverbands FIM.
Die Entwicklungen im Eisspeedway müssen in Deutschland eine Warnung für die Sommerdisziplinen sein, denn auch dort schrumpfen die Fahrerfelder und es gibt immer weniger Veranstalter. Allein auf den DMSB zu schimpfen, der es aller Voraussicht nach auch 2022 zum dritten Mal in Folge nicht schaffen wird eine Speedway-Bundesliga als Aushängeschild zu organisieren, wäre zu kurz gegriffen. Denn die Clubs brauchen dringend eine Verjüngung der anpackenden Mitglieder. Und die Kosten für die Reisen zu den Rennen sowie das Material lassen sich auch nicht über Nacht senken.
Um die Jahrtausendwende hatten wir in Deutschland das Projekt Bahnsport 2000 – viele Jugendrennen waren die Folge, eine dreistufige Liga entstand. Aus diesem Engagement gingen heutige Spitzenfahrer wie Martin Smolinski, Max Dilger und Co. hervor. Es gab viele Rennen für die B-Lizenz und U21-Piloten, nicht alle schafften den Sprung ins internationale Geschäft. Mit dem Nachlassen der Nachwuchsarbeit und dem Rückgang bei den Veranstaltungen lässt auch der Fahrerpool immer mehr zu wünschen übrig.
Doch wie stoppen wir diesen Trend? Was könnte dem Sport wieder eine breite Basis an Fahrern geben, aus welcher in Folge mehr hoffnungsvolle Talente erwachsen? Eine Möglichkeit wäre, über den Tellerrand nach Dänemark zu schauen. Dort kommen elektrisch betriebene Speedwaybikes zum Einsatz, die einen günstigen Einstieg in den Sport ermöglichen. Denn oftmals liegt es an den finanziellen Mitteln, dass ein Fahrer aufhören muss – oder gar nicht erst anfängt.
Training ohne Motorenlärm, der für mich definitiv zum Speedway dazu gehört, könnte es manchen Clubs erleichtern, ihrem Nachwuchs Fahrmöglichkeiten anzubieten. Eine Chance, auf die Deutschlands einziger Speedway-Weltmeister Egon Müller schon vor zehn Jahren hinwies.
Dass sich in Deutschland auch positive Dinge tun, zeigen das German Speedway Masters und die Speedway-Veranstalter-Gemeinschaft, die sich selbst organisieren und dem DMSB vormachen, wie es geht.