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Weshalb Philipp Öttl aus dem GP-Paddock flüchtete

Von Günther Wiesinger
Philipp Öttl auf Kawasaki

Philipp Öttl auf Kawasaki

Philipp Öttl erzählt, wieso er das Angebot ablehnte, 2020 im Husqvarna-Werksteam von Max Biaggi und Papa Peter die Moto3-WM zu fahren. Der 23-Jährige zieht die Supersport-WM für Puccetti Kawasaki vor.

Nach der punktelosen Moto2-WM-Saison des letztjährigen Red Bull Tech3-KTM-Piloten Philipp Öttl wurde über die meist schwachen Darbietungen des Moto3-GP-Siegers von Jerez 2018 gerätselt. Fehlte es am Talent? Machte sich der 23-jährige Bayer nach dem Weggang aus dem väterlichen Südmetall-Schedl-Moto3-Racing-Team zu viel Druck?

Bisher gibt es keine einleuchtende Erklärung für das Versagen. Philipp Öttl sagt heute, ihm sei das Selbstvertrauen bereits in der zweiten Saisonhälfte 2018 weitgehend abhandengekommen, als er in 15 Grand Prix nur 23 Punkte einkassierte und in der Moto3-WM auf Rang 16 zurückfiel.

«Ich bin in der Saison 2018 von Erkenntnis zur Erkenntnis gerannt», hält Öttl fest. «Alle Erkenntnisse hatten einen Kern Wahrheit, aber es hat einfach nichts mehr zusammengepasst. Das Team meines Vaters Peter ist auseinandergebrochen, als in Brünn klar wurde, dass ich zu Tech3 in die Moto2-Klasse wechsele. Es hat intern keine gute Stimmung mehr geherrscht, und dann sind die Resultate als Kleber, der das Team zusammenhält, auch weggebrochen. Wenn sich ein Fahrer im Team nicht mehr wohl fühlt, dann ist alles doppelt schlecht. Ich bin nicht mehr gut gefahren, die Stimmung hat sich verschlechtert. Ich habe es einfach nicht mehr zusammengebracht. Es ist eine Situation entstanden, in der man als Fahrer keine Leistung mehr bringen konnte. Rückklickend kann ich sagen, dass die Zeit nach dem Jerez-GP 2018 die schwierigste in meinem Leben war.»

In der Moto2-Saison 2019 zeichnete sich bereits im Juli ab, dass Öttl in dieser Kategorie keinen Platz mehr bekommen kann. Papa Peter Öttl, persönlicher Manager des Juniors, schaute sich bereits frühzeitig in der Supersport-WM um, hielt für Philipp aber den ganzen August hindurch auch die Option «Rückkehr in die Moto3-WM» offen. Eigentlich bis zum Aragón-GP Ende September.

«Als sich im Team vom Papa noch einmal die Möglichkeit für einen Moto3-Vertrag 2020 ergeben hat, bin ich mit meinen Supersport-Plänen ins Grübeln gekommen. Das hat mich noch einmal umgedreht», sagte Philipp. «Das diesjährige Husqvarna-Team hat ewig einen Fahrer gesucht und keinen gefunden. Es gab nur Kandidaten, die keiner im Team wollte. Dann hat sich das Team meine Daten von 2018 angeschaut. Das war eine Idee von Aron Canets Crew-Chief Lelle. Er hat meine Daten mit jenen von Aron verglichen und gesehen, dass sie mich eigentlich brauchen könnten, weil meine Daten brutal gut waren. Mein Papa hatte ursprünglich nicht die Idee, dass ich wieder Moto3 fahren soll. Ich habe vorher, wenn ich ehrlich bin, nur einmal kurz daran gedacht. Aber dann hat auch Teamteilhaber Max Biaggi Gefallen an der Idee gefunden. Denn meine Daten waren in vielen Fällen besser als die von Aron.»

«Doch irgendwann habe ich das Angebot ausgeschlagen. Ich weiß, das war vielleicht blöd», meinte Philipp. «Aber ich konnte es nicht mehr annehmen. Den Grund kann ich schwer erklären. Ich hatte einfach das Gefühl, dass die Supersport-WM im Moment das Richtige für mich ist – und ich weg muss aus dem GP-Paddock.»

Am letzten Februar-Wochenende beginnt für Öttl in Südaustralien ein neuer Karriereabschnitt: Dann wird er als Teamkollege von Ex-Weltmeister Lucas Mahias eine Kawasaki ZX-6R für das Puccetti-Team pilotieren und sein erstes Supersport-Rennen bestreiten.

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