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Yamaha-Teamchef: Schwere Vorwürfe gegen MV Agusta

Von Ivo Schützbach
Zum zweiten Mal innerhalb neun Monaten wurde Jules Cluzel in Aragon in Führung liegend von einem Fahrer auf einer MV Agusta abgeschossen. Sein GMT94-Teamchef Christophe Guyot war anschließend nicht mehr zu bremsen.

Jules Cluzel hat in seiner 16-jährigen internationalen Karriere bereits viele Verletzungen einstecken müssen. Sein linker Fuß ist derart ramponiert, dass er die Gangschaltung mit dem rechten Fuß betätigt und längst nicht mehr ohne hinken laufen kann. Der Yamaha-Pilot ist dennoch immer für Siege und Podestplätze gut, hat das Pech aber gepachtet.

Am 6. September 2020 wurde er im zweiten Rennen des zweiten Aragon-Events Ende der Start-Ziel-Geraden von Raffaele De Rosa torpediert, als ihm der Italiener mit seiner MV Agusta ins Heck krachte. Damals brach sich Cluzel im linken Unterschenkel das Schien- und Wadenbein.

Am vergangenen Samstag ein Déjà-vu: Cluzel führte das erste Supersport-Rennen bis zur siebten Runde an, als er beim Anbremsen auf Kurve 12 von MV-Agusta-Pilot Niki Tuuli abgeräumt wurde. Während Cluzel ohne größere Verletzung davon kam, wurde der Finne mit Gehirnerschütterung und Nackenschmerzen ins Krankenhaus nach Alcaniz gebracht und musste die Nacht von Samstag auf Sonntag zur Beobachtung dort verbringen.

Verständlich, dass GMT94-Teamchef Christophe Guyot seiner Frustration in der Schrecksekunde freien Lauf ließ, zum zweiten Mal innerhalb neun Monaten wurde sein Titelkandidat von einer MV Agusta aus dem Weg geräumt. Doch mit seinem anschließenden Verhalten dürfte er sich weder bei Promoter Dorna noch beim Motorrad-Weltverband FIM Freunde gemacht haben. Guyot ging zur Rennleitung und beschwerte sich lauthals über MV Agusta, anschließend schrie er im Büro der technischen Kommissare der FIM herum und war nur schwer zu beruhigen. Für den 58-Jährigen ist das sehr untypisch, er gehört normal zu den ruhigen, bedachten und intelligenten Zeitgenossen.

«Das einzige Problem ist, dass MV Agusta in der Meisterschaft dabei ist», hielt Guyot im persönlichen Gespräch mit SPEEDWEEK.com fest. «In der Supersport-WM sind Standardbremsen vorgeschrieben, MV Agusta startet aber mit speziellen Bremsen von Brembo. Frag Tuuli. Er war sicher genauso überrascht wie De Rosa letztes Jahr. Mit diesen Bremsen können sie viel später bremsen. Die MV Agusta ist zu gefährlich. Oder vielmehr die Regeln, die in ihre Hände spielen. Ich habe das Scott Smart von der FIM mehrfach erzählt. Am Samstagmorgen ging Jules zu Tuuli und seinem Teamchef Quadranti und bat ihn darum, vorsichtig zu sein. Man muss sich nur das Rennen anschauen. Bevor er in Jules krachte, hätte er schon Odendaal verletzen können. Und alles nur, weil er bessere Bremsen hat, weil er Brembo hat. Das geht nicht gegen Tuuli, er machte nichts falsch. Ich habe mich auch letztes Jahr dafür eingesetzt, dass De Rosa keine Strafe bekommt, das Motorrad war schuld. Und nächstes Jahr sollen auch noch Ducati und Triumph mitfahren, das ist dumm. Das sind nicht dieselben Motorräder, sie passen nicht in diese Kategorie.»

Guyot wirft MV Agusta vor, dass deren Bremssystem nicht legal sei, doch es entspricht exakt jenem der homologierten Maschine. Mit der Ausnahme der Hand-Hinterradbremse, die Tuuli verwendet und für welche er eine der seltenen Ausnahmegenehmigungen von der FIM hat – ebenso wie Cluzel.

Tuulis Motorrad wurde nach dem Crash noch einmal von der FIM in Augenschein genommen, auf seine Legalität überprüft und für gut befunden.

Dass Tuuli die Schuld am Unfall uneingeschränkt auf sich nahm, beweist seine sofortige öffentliche Entschuldigung bei Cluzel und dessen Team. Der Finne wurde auch vom FIM WorldSBK Stewards Panel gemäß Artikel 1.21.2 des Sportgesetzes als Sturzverursacher identifiziert und muss deswegen im ersten Rennen in Estoril am kommenden Samstag aus der Boxengasse starten.

Guyot bekommt für seinen Kreuzzug gegen das Reglement und MV Agusta wenig Unterstützung. «Die Bremse trägt nur fünf Prozent zu dem Problem bei», sagte ein sehr erfolgreicher Yamaha-Teameigentümer gegenüber SPEEDWEEK.com, der nicht genannt werden will. «Der Rest sind die Gabel, das Chassis und der Fahrer. Nach dem letzten Rennen 2020 bekam MV Agusta kleine Zugeständnisse, wie etwa die Vakuumpumpe, gleich wie Kawasaki. Diese Änderungen zahlen sich jetzt aus. MV Agusta hat viel gearbeitet und Tuuli ist ein sehr guter Fahrer. Außerdem dürfen wir nicht vergessen, dass die Yamaha zwar von 2017 ist, die Bremsen stammen aber vom Modell 2009. Die aktuell homologierte MV Agusta hat sicher bessere Bremsen, aber das ist völlig legal.»

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