Vernichtendes Urteil: KTM-Rennchef über Supercross-WM

KTM-Rennchef Pit Beirer
Am 18. Oktober beginnt in Malaysia die Supercross-WM 2025 mit vier weiteren Veranstaltungen in Argentinien, Kanada, Australien und Südafrika. Am 13. Dezember ist das Spektakel bereits wieder vorbei.
Auch wenn dieses Jahr Stars wie Ken Roczen, Eli Tomac, Tom Vialle, Cooper Webb, Jason Anderson oder Justin Cooper als Wildcard-Piloten an ausgewählten Rennen teilnehmen, hält sich das Interesse an dieser Weltmeisterschaft weiterhin in engen Grenzen.
Denn auch ohne Supercross-WM haben die Profis einen vollgepackten Kalender und kaum Pausen, auch deswegen zeigen die Hersteller Serienpromoter SX Global weiterhin die kalte Schulter.
KTM-Rennchef Pit Beirer bezeichnete diese Weltmeisterschaft einst als «überflüssig», an dieser Einschätzung hat sich nichts geändert.
«Wenn beim letzten Mal ein Ausrufezeichen war, dann kannst du jetzt drei dahinter schreiben», erzählte der ehemalige 250er-Vizeweltmeister im Exklusiv-Interview von SPEEDWEEK.com. «Es ist nicht so, dass die Werke nicht mitmachen wollen, sondern nicht mitmachen können. Die Anforderungen pro Meisterschaft sind zu groß und es gibt keinen zweiten Satz Topfahrer, mit denen du im Supercross Weltmeisterschaft machen kannst, während die andere Saison vorbei ist. Ich schütze unserer Fahrer und melde deswegen keinen an. Aus, Amen, fertig – wenn die Saison vorbei ist, dann ist sie vorbei. Dann brauchen wir Pause und dann fangen wir wieder an fürs nächste Jahr.»
«Das größte Problem bezüglich Verletzungen ist die Überlastung der Fahrer», hob Beirer hervor. «Die Supercross-Saison in Amerika ist mit 17 Rennen gefüllt, dann kommt die Outdoor-Meisterschaft mit 11. Dann gibt es diese neuen Play-offs mit noch mal drei Rennen und die Fahrer sollen auch beim Motocross der Nationen antreten. Zwischendrin sollen sie ihr Supercross-Motorrad testen, und Anfang Januar schaut die ganze Welt nach Anaheim.»
«Das ist eine körperliche Belastung», unterstrich der Badener vom Bodensee. «Ein Motocrossfahrer fährt aus dem Startgitter und hat die erste Runde einen Puls von 180. Wenn er im Ziel abgewunken wird, dann hat er immer noch 180. Der zieht das durch, hat eine Stunde Pause und macht das wieder. Das macht er jede Woche. Mit dem Endergebnis, dass es kaum eine Handvoll Fahrer gibt, die vom ersten Supercross-Rennen bis zum Ende der Play-offs in der Serie sind. Was passiert: Die Fahrer nehmen sich ihre Freizeiten über Verletzungen. Das ist absurd. Der MXGP-Kalender ist sinnvoll, er hat einen Beginn und ein Ende und dazwischen vier Wochen Ferien für die Fahrer. Sie haben genügend Zeit zu testen, sich vorzubereiten und körperlich aufzubauen und dann wieder in die Saison zu gehen. Das macht Sinn, deshalb heißt es Saison. Was in Amerika passiert, ist eine Zwölf-Monate-Saison. Ich habe das dort an den richtigen Stellen angebracht, aber es wird nicht wirklich aufgenommen.»
Beirer weiter: «Die Fahrer liefern uns die Antworten. Ich habe Fahrern in die Augen geschaut, die bei einer kleinen Verletzung, da steckt eine Schraube im Schlüsselbein und alles ist gut, eine vierwöchige Pause machen. Das ist ja nicht normal, dass man sich etwas brechen muss, um mal vier Wochen Pause zu haben. In Amerika kommen auch noch die Zeitunterschiede hinzu. Die Flieger sind alle voll, Anschlussflüge werden verpasst, die Leute können nicht schlafen. Das muss man selbst erlebt haben, was die dort machen, wie anstrengend das ist.»
«Wenn es ein Saisonende gibt, dann haben die Fahrer auch noch die Energie, dass wir die Besten zum Motocross der Nationen schicken können, das ist ein richtig cooler Abschluss», betonte der KTM-Rennchef. «Das hat große Tradition und ein super Flair. Du fährst fürs Land und nicht nur für die Marke, das ist ein genialer Saisonabschluss. Einmal treffen die Besten der Besten aus Amerika und Europa aufeinander, danach braucht es aber auch mal eine Pause.»