Formel 1: «Darauf kann man nicht stolz sein»

Riesa: Walker schenkte Billy Bolt nächsten GP-Sieg

Von Thorsten Horn
Walker, Bolt und Lettenbichler (v.l.n.r) in Riesa

Walker, Bolt und Lettenbichler (v.l.n.r) in Riesa

Billy Bolt hat in Riesa den SuperEnduro Grand Prix Germany gewonnen. Das ist eigentlich normal, doch diesmal schenkte ihm Jonny Walker den nächsten GP-Sieg förmlich.

Der Sieger des dritten SuperEnduro-WM-Laufes der Saison 2023/2024 heißt erneut Billy Bolt. Der britische Husqvarna-Pilot gewann zwei von drei Heats und wurde einmal Zweiter, womit er sich seinen 15. GP-Sieg in Folge holte. So, wie der Renntag im sächsischen Riesa lief, wäre er im Normalfall allerdings nur drei Mal Zweiter und dadurch auch in der Tageswertung Zweiter geworden. Aber der Reihe nach.

Im Zeittraining am Samstagnachmittag sprang Bolt einmal zu kurz und stürzte spektakulär. Dabei schlug er sich sein linkes Knie so heftig an, dass er mit dem Gedanken spielte, auf das Hauptevent zu verzichten. Am Ende entschied er sich, zunächst die Superpole zu bestreiten, doch nach Platz 2 hinter seinem Dauerrivalen und Landsmann Jonny Walker (Beta) rollte er schließlich auch zu den Heats ans Startgatter.

Im ersten Lauf führte er anfangs, doch auf die Distanz war Walker schneller und verdrängte Bolt. Kurz vor Ablauf der obligatorischen Distanz über sechs Minuten plus einer Runde blieb der Beta-Pilot allerdings an einem Stein hängen und verbog dabei seinen Fußbremshebel, der fortan unbrauchbar war. So wurden seine Rundenzeiten schlechter und Bolt zog an ihm vorbei zum Sieg.

Im mittleren Heat, der mit dem «Reverse Grid» gestartet wurde, eilte Walker schneller an die Spitze als Bolt. Wieder fuhr er einem sicheren Sieg entgegen und wieder hieß der Sieger am Ende Billy Bolt. Diesmal hatte Walker in Führung liegend an einem Hindernis einen unnötigen «Hänger», womit er persönlich Bolt den Heat-Sieg auf dem Silbertablett überreichte.

Im dritten Lauf führte Walker bereits früh, doch in der Schlussphase holte Bolt noch einmal auf. Obwohl ihm auch der zweite Platz zum nächsten Tagessieg gereicht hätte, riskierte der dreifache Weltmeister alles und strauchelte prompt. Somit schaffte Walker doch noch zumindest einen Laufsieg.

Auf der obersten Stufe des Podests stand am Ende aber wieder einmal Billy Bolt, der dazu später sagte: «Heute Abend auf der obersten Stufe des Podiums zu stehen, übertrifft meine Erwartungen. Es war eine schwierige Strecke, aber ich habe versucht, so geduldig zu fahren, wie ich konnte. Der Sieg im ersten Rennen war großartig und gab mir die Motivation, in jedem Rennen weiter zu pushen. Zwei von drei Rennen zu gewinnen und den Gesamtsieg zu erringen, ist großartig für die Meisterschaft. Der Plan ist nun, mich durchchecken zu lassen und in Rumänien für den vierten Lauf wieder bereit zu sein.»

Auf seinen, trotz der Umstände, unbändigen Siegeswillen im dritten Heat angesprochen, meinte er gegenüber SPEEDWEEK.com: «Ich kämpfe um die Weltmeisterschaft, da kann am Ende jeder Punkt wichtig sein. Ich habe mich in dem Moment stark genug gefühlt, es zu versuchen. Ich will immer gewinnen. Nun ist der Abend vorüber und ich werde ganz schnell schlafen gehen, denn es war ein hartes Stück Arbeit. Aber mit dem Ergebnis war es die Mühe wert.»

Der Zweite Jonny Walker gab schließend zu Protokoll: «Ich habe mich gut gefühlt und hatte eine gute Pace. Aber am Rennende war ich immer ziemlich müde und habe einfach ein paar Fehler zu viel gemacht. Der Abend hätte sehr gut werden können, aber unterm Strich war er Shit. Es ist nicht gut, wenn man Zweiter wird, obwohl man Erster hätte werden können. Im Endeffekt bin ich aber froh, dass ich wieder mit Billy mithalten und ihn ein wenig ärgern konnte. Ich muss aber dazusagen, dass Billy ein echtes Werks-Bike hat und dieses ziemlich gut erprobt ist. Ich habe nur ein Standard-Bike. Aber das ist mein Problem. Insgesamt bin ich aber mit meiner Situation glücklich.»

Tagesdritter wurde Manuel Lettenbichler, womit er beim dritten Lauf nach seinem SuperEnduro-Comeback, bei dem er von der Vier- auf die ihm vom Hard Enduro vertraute Zweitakt-KTM wechselte, endlich das erste Mal auf dem Podest stand. Dennoch war er nach seinen Heat-Plätzen 4, 3 und 5 ziemlich angefressen, was er so erklärte: «Das Ergebnis ist gut, aber wie ich gefahren bin, damit bin ich nicht zufrieden. Ich habe einfach zu viele eigene Fehler gemacht, teilweise lag es aber auch an übermotivierten Konkurrenten. Aber das will ich nicht weiter kommentieren.»

Angetan war der Bayer vom Team Red Bull KTM Factory Racing von seinem Heimrennen dennoch. «Die Stimmung in der Halle war wieder echt mega. Von daher hat es riesig Spaß gemacht, hier zu fahren. Der Support von den Fans ist wirklich unglaublich. So stellt man sich ein Heimrennen vor», fasste er zusammen.

Grund zur Freude hatte Tim Apolle. Der zweite Deutsche Meister in der Top-Klasse Prestige belegte die Plätze 8, 4 und noch einmal 8, wobei ihm vor allem der mittlere Heat noch Stunden später auf der After-Race-Party unter die Haut ging. «Ich habe aus der ersten Startreihe heraus den Start gewonnen und konnte danach sogar ein paar Runden führen. Das hatte ich in der großen Klasse noch nie gepackt und war natürlich ein echt tolles Gefühl», beschrieb er seinen glücklichsten Moment des Abends und adelte zugleich die Fans: «Die Zuschauer waren unnormal. Die haben die ganze Zeit geschrien und ich habe immer wieder meinen Namen gehört. Das war ein geiles Erlebnis.»

In der kleinen Juniro-WM-Klasse holte sich der Israeli Suff Sella mit einem zweiten Platz und danach zwei Heat-Siegen den Tagessieg. Zweiter wurde der als WM-Leader angereiste Brite Ashton Brightmore, der die Plätze 1, 3 und 2 belegte. Der Norddeutsche Milan Schmüser schaffte nach seiner Verletzungspause die Plätze 3, 4 und 3, mit denen er als Dritter zum vierten Mal in Folge in Riesa aufs Podest kam. Und dass, obwohl er sich im zweiten Lauf eine schmerzhafte starke Handgelenksprellung zugezogen hatte. Genaueres will er die nächsten Tage eruieren lassen. «Meinem Körper geht es aktuell nicht so gut, aber das war es vor diesen tollen Fans auf jeden Fall wert. Ich habe mein Ziel erreicht, denn ich wollte aufs Podium», bilanzierte er nach seiner Leidenstour.

WM-Stand Prestige nach 3 von 7 Läufen:

1. Billy Bolt (GB), Husqvarna, 182
2. Jonny Walker (GB), Beta, 166 (-16)
3. William Hoare (GB), Beta, 117 (-65)
4. Manuel Lettenbichler (D), KTM, 110 (-72)
5. Dominik Olszowy (PL), Rieju, 95 (-87)
6. Mitchell Brightmore (GB), GASGAS, 85 (-97)
7. Tim Apolle (D), Beta, 73 (-109)
8. Diogo Vieira (P), GASGAS, 70 (-112)
9. Eddie KARLSSON (S), Husqvarna, 69 (-113)
10. Alfredo Gomez (E), Rieju, 63 (-119)

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