Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

SuperEnduro: Manuel Lettenbichler erobert WM-Bronze

Von Thorsten Horn
Die Top-3 der WM (v.l.): Jonny Walker, Billy Bolt und Manuel Lettenbichler

Die Top-3 der WM (v.l.): Jonny Walker, Billy Bolt und Manuel Lettenbichler

Erwartungsgemäß sicherte sich Billy Bolt beim Saisonfinale vor heimischem Publikum in Newcastle seinen vierten SuperEnduro-WM-Titel. Manuel Lettenbichler präsentierte sich erneut stark und wurde Gesamtdritter.

Beim letzten Auftritt des scheidenden SuperEnduro-WM-Promotors ABC Communication aus Frankreich mit Vater und Sohn Blanchard an der Spitze gastierte die Serie erstmals in Großbritannien. In der Utilita Arena Newcastle konnte und wollte Billy Bolt nur wenige Meter von seinem direkt angrenzenden Geburtsort Wallsend seinen vierten SuperEnduro-WM-Titel unter Dach und Fach bringen. Trotz seiner 59 Punkte Vorsprung bei noch 63 zu vergebenden gedachte der britische Husqvarna-Factory-Rider dies nicht mit gemächlichen Fahrten zu tun, sondern wollte vor heimischem Publikum in der Top-Klasse Prestige eine weitere One-Man-Show abziehen.

Dies wurde für ihn umso leichter, als er sich mit seiner schnellsten Superpole-Runde erneut die drei Zusatz-WM-Punkte sicherte, die ihn vorzeitig zum Weltmeister der Saison 2023/2024 machten.

Sein Landsmann Jonny Walker zeigte sich nach seiner Lebensmittelvergiftung in der Vorwoche in Sofia wiedererstarkt und hätte Bolts Meisterfeier noch etwas hinauszögern können. Doch der Champion ließ erneut nichts anbrennen.

Ohne jeglichen Restdruck übernahm er im ersten Heat umgehend die Führung, die er lediglich nach einem kleinen Fehler kurzzeitig an Walker abgeben musste. Am Ende siegte er mit über elf Sekunden Vorsprung vor Walker. Hinter dem weiteren Briten Mitch Brightmore, dem Junioren-Weltmeister des letzten Jahres, wurde Manuel Lettenbichler Vierter, womit der Bayer vom Team Red Bull KTM Factory Racing zunächst erneut in seinem persönlichen Grobfahrplan lag. Es sollte noch besser kommen.

Während sich Bolt im zweiten (Reverse-Grid-)Lauf aus der zweiten Reihe heraus anfangs wieder vornehm zurückhielt, stürmte Walker rasch an die Spitze, von der er erst noch Lettenbichler verdrängen musste. Nach einem Fehler von Bolt vergrößerte sich Walkers Vorsprung, doch auch diesmal blieb der Beta-Semi-Privatfahrer, einem sicheren Heat-Sieg entgegenfahrend, selbst nicht ohne Fehler. Das eröffnete Bolt die Möglichkeit, wieder aufzuschließen und schließlich doch wieder zu gewinnen.

Dass auch Lettenbichler noch an Walker vorbeiziehen konnte, war symptomatisch für dessen regelmäßige Inkonstanz.

Im dritten Heat hatte Bolt erneut den besten Start und setzte alles daran, zum dritten Mal in dieser Saison das Punktemaximum zu erreichen, was ihm schließlich auch gelang. Somit hat er nun saisonübergreifend 19 Grands Prix in Folge gewonnen und war anschließend entsprechend glücklich. So sagte er: «Vor lauter Freude über den Titel hatte ich all die Schmerzen durch meine Beinverletzung und alles, was ich durchgemacht habe, vergessen. Das ist nun das Thema der nächsten Wochen. Ich habe den Titel wieder gewonnen, was das Ziel war und worüber ich überglücklich bin. Ein großes Lob an Veranstalter ABC Communications, denn der Sport hat sich seit meinem Start sehr weiterentwickelt, und zu Hause vor einem ausverkauften Haus (6500 Zuschauer – der Autor) mit super Fans zu gewinnen, ist ein Traum für mich.»

Mit dem ersten Teil seines Resümees ging er nach Wochen der Geheimhaltung etwas näher auf seine beim dritten von sieben Events Anfang Januar in Riesa zugezogene Verletzung ein. Dazu führte der Ausnahmekönner aus: «Als ich in Deutschland auf dem Boden lag, nachdem ich mich im Training verletzt hatte, war ich, neben der Verletzung, auch vom Kopf her in einem schlechten Zustand. Aber ich habe ein starkes Team um mich herum, wir haben gemeinsam gute Entscheidungen getroffen und überlebt.»

Grund zur uneingeschränkten Freude hatte auch Lettenbichler. Nicht zuletzt, weil Walker zu Beginn des dritten Heats eine Weile im Mittelfeld festhing, konnte der Bayer hinter Bolt einen Vorsprung auf die restlichen Verfolger herausfahren und so ein gewisses Polster aufbauen. Doch am Ende hatte er als Zweiter sechs Sekunden auf Bolt verloren und deren sieben Vorsprung auf den drittplatzierten Walker. In der Tageswertung fehlen ihm zwei Punkte zu Walker auf Platz 2. Festzuhalten ist, dass er im Finale näher an der Spitze dran war als die Rennen zuvor und sich mit WM-Bronze in diesem Winter hervorragend aus der Affäre gezogen hat.

Letti meinte abschließend: «Ich bin mit meiner Leistung sehr zufrieden. Auf einer schwierigen Strecke hatte ich das Gefühl, dass ich eine meiner besten Fahrten in dieser Saison hingelegt habe. Auch meine Starts waren solide, und ich habe den Holeshot-Award gewonnen. Im letzten Rennen war ich in der Lage an Billy dranzubleiben, was großartig ist. Es war eine wilde Saison mit vielen Höhen und Tiefen, aber im Großen und Ganzen war es eine gute Saison. Ich bin glücklich, die Meisterschaft als Dritter beendet zu haben, denn wir haben als Team hart dafür gearbeitet. Ich möchte jetzt eine kleine Pause einlegen und mich dann auf die Hard-Enduro-Saison konzentrieren und mich darauf vorbereiten, meinen Titel dort erfolgreich zu verteidigen.»

Der zweite Deutsche im Prestige-Feld, Tim Apolle aus Sachsen-Anhalt, wurde diesmal Neunter und somit Vorletzter. Den gleichen Platz nimmt er in der WM-Abschlusstabelle ein.

Bei den Junioren holte sich Ashton Brightmore mit zwei Heat-Siegen und einem vierten Platz den fünften Tagessieg der Saison und trat somit souverän und direkt in die Fußstapfen seines älteren Bruders Mitch.

Den letzten Heat-Sieg der Saison holte sich der Israeli Suff Sella, der ebenso souverän Vizeweltmeister wurde.

Der Norddeutsche Milan Schmüser fuhr zum vierten Mal in dieser Saison aufs Podest, diesmal nach drei Holeshots wieder als Dritter. Die WM beendete er mit einem Rennen weniger wegen einer Verletzung auf dem fünften Platz.

WM-Endstand Prestige nach 7 Läufen:

1. Billy Bolt (GB), Husqvarna, 427 Punkte
2. Jonny Walker (GB), Beta, 354 (-73)
3. Manuel Lettenbichler (D), KTM, 287 (-160)
4. William Hoare (GB), Beta/Rijeu, 240 (-187)
5. Mitchell Brightmore (GB), GASGAS, 230 (-197)
6. Dominik Olszowy (PL), Rieju, 221 (-206)
7. Diogo Vieira (P), GASGAS, 193 (-234)
8. Eddie Karlsson (S), Husqvarna, 178 (-249)
9. Tim Apolle (D), Beta, 171 (-256)
10. Alonso Trigo Fernandez (E), Sherco, 111 (-316)

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