Supercross: Alterslimit aufgehoben, Niveau angehoben

Von Thorsten Horn
Lucas Imbert: «Prinz von Stuttgart»

Lucas Imbert: «Prinz von Stuttgart»

Nach der Zwangspause war beim Supercross Stuttgart vieles, vor allem Bewährtes, gleich. Der große Unterschied war die Aufhebung des Alterslimits von 21 Jahren für die Klasse SX2. Das Pro gegen das Kontra endete eindeutig

Zwei Jahre kein Supercross in Deutschland. Die letzten Events in Stuttgart, Chemnitz und Dortmund im November 2019 bzw. Januar 2020 lagen demzufolge schon knapp drei Jahre zurück. Damit war das Supercross hierzulande die am stärksten gebeutelte Motorsport-Disziplin.

Ungeachtet dessen fühlte man sich am vergangenen Wochenende in der Hanns-Martin-Schleyer-Halle Stuttgarts schnell wieder wie zu Hause, denn alles Gute wurde nahezu nahtlos fortgeführt und auch das Fahrerfeld der Top-Klasse SX1 kam denen der letzten Jahre sehr nahe. Einzig die Anzahl der US-Amerikaner war sehr überschaubar, was daran lag, dass nur noch Stuttgart und Dortmund als deutsche SX-Tempel übriggeblieben sind und sich die Teams schwertun, für nur zwei Rennen jemanden zu verpflichten. Chemnitz hätte unabhängig des zur Berühmtheit gelangten Virus 2020 pausiert und wird wahrscheinlich auf absehbare Zeit nicht in den Kalender zurückkehren. Außerdem hatte man wenig Vertrauen in die Stabilität der des Öfteren wechselnden Rahmenbedingungen für den Transfer der Amis über den großen Teich.

Stattdessen bedienten sich die Teams noch stärker des französischen Fahrermarkts, sodass man sich fast wie bei einem Rennen zur French Championship wähnte. Die Qualität dieser Fahrer ist allerdings unbestritten, sodass die Auswahl der Teams nachvollziehbar ist.

Neben ein paar marginalen Änderungen betraf die größte die Klasse SX2. Hierfür wurde nämlich das Alterslimit von 21 Jahren aufgehoben, sodass die einst ebenso von jungen Franzosen dominierte Klasse einen weiteren Qualitätssprung erfuhr. «Die Teams sind schon im Frühjahr beim Motocross auf mich zugekommen und haben angeregt, das Alterslimit aufzuheben», erklärte Sprecherlegende Tommy Deitenbach.

«Deutschland war eines der letzten Länder, in denen das noch so gehandhabt wurde. Ich habe das dann mal in eine Vorbesprechung des ADAC Westfalen hinsichtlich des Supercross’ in Dortmund mitgenommen und auch den Verantwortlichen beim ADAC Württemberg für Stuttgart vorgeschlagen. Gemeinsam mit den zuständigen Leuten vom DMSB kamen wird schnell zum Entschluss, das auch so zu handhaben», so noch einmal Deitenbach, dessen Worte nicht nur an Rennstrecken und in Supercross-Hallen, sondern auch hinter den Kulissen Gewicht haben.

Verfechtern der veralteten Regelung, die dagegenhalten, dass es dadurch der deutsche Nachwuchs noch schwerer gegen gestandene (französische) SX2-Profis hat, hält Teamchef Harald Pfeil, seit jeher in Mann klarer und manchmal unbequemer Worte entgegen: «Wen soll man denn schützen? Es ist doch, bis auf ganz wenige Ausnahmen, kaum jemand da, der das Thema ernsthaft angeht. Ich bin absolut dafür gewesen, weil es immer wieder viele Fahrer gab und gibt, die das kleine Motorrad (beim SX 250 ccm statt bis zu 450 ccm Viertakt in der SX1 – der Autor) lieben und es besser fahren können als das große. Warum soll man diese rauskicken? Zum Beispiel ist Mickael Maschio bis ins hohe Cross-Alter 125er gefahren und noch Weltmeister geworden. Einfach geil. Deshalb finde ich es gut, dass das nun auch beim deutschen Supercross so gemacht wurde. Wenn die guten Franzosen der kleinen Klasse nicht dabei sind, wird das Level so weit runtergefahren, dass es uninteressant ist.»

Genannter Mickael Maschio wurde 2002 der letzte 125er-Weltmeister, bevor die kleinste Klasse von der MX2 abgelöst wurde. Der Franzose war damals 29.

In Stuttgart teilten sich in der SX2 der 25-jährige Julien Lebaeu und der ein Jahr jüngere Lucas Imbert, beide aus Frankreich, die Finalsiege und wechselten sich auf Rang 2 ab. Als Sieger des zweiten Abends wurde Lucas Imbert der neue «Prinz von Stuttgart». Ihnen folgten in der Gesamtwertung ihre Landsleute Yannis Irsuti, Brice Maylin, Mickael Lamarque, Thomas Do, Hugo Manzato und Kevin Ballanger, die zwischen 23 und 30 Jahre alt sind und es am kommenden Wochenende in Paris mit den weltbesten SX2-Piloten aufnehmen werden.

Zum Thema Qualität sei angemerkt, dass Lebeaus schnellste Runde im SX2-Finale am Freitag nur 0,035 Sekunden über jener von Cedric Sobeyras, dem späteren «König von Stuttgart», und noch vor der des zweitplatzierten Gregory Aranda lag. Tags darauf hätte Imbert im rundenbezogenen Gesamtranking den sechsten Platz eingenommen. Ähnlich verhält es sich bei den Durchschnittsgeschwindigkeiten für die Rennen, wobei die Anzahl der gefahrenen Runden differiert. Während die SX2 im Finale 15 Runden fährt, müssen die SX1-Piloten fünf Runden länger durchhalten.


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