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Ken Roczen zu Suzuki? «KTM hat das letzte Wort»

Von Matthias Dubach
Exklusives Interview mit Pit Beirer: Der KTM-Motorsportchef über den drohenden Abgang von Ken Roczen, wie der US-Supercross-Star mit Millionengagen abgeworben werden soll und wie weit KTM gehen wird.

Ken Roczen erlebte zwar zuletzt bei der Supercross-WM-Runde in Detroit wegen eines in der Hinterbremse eingeklemmten Steins ein enttäuschendes Rennen, in der Gesamtwertung fiel der KTM-Werkspilot auf Rang 4 zurück. Aber zwei Siege und weitere starke Auftritte machen den 450-ccm-Rookie in der von Amerikanern dominierten Meisterschaft zum Mann der Stunde und zum begehrtesten Objekt auf dem Transfermarkt.

Der Vertrag von Roczen mit KTM läuft Ende der Saison 2014 aus, also nach der US-Outdoor-Motocross-Meisterschaft. Im Hinblick auf die Zukunft ist der bald 20-Jährige für jeden Hersteller hochinteressant, denn die grossen Stars Ryan Villopoto (Kawasaki), James Stewart (Suzuki), Chad Reed (Kawasaki) und Ryan Dungey (KTM) sind dem Karrierenende näher als dem Anfang. Unter den jüngeren Piloten braucht Roczen den Vergleich mit Justin Barcia, Wil Hahn, Eli Tomac (alle Honda), Marvin Musquin (KTM, noch 250 ccm) oder Blake Baggett (Kawasaki, noch 250 ccm) nicht zu scheuen und scheint von allen das grösste Potential zu haben.

Zuletzt nahmen die Gerüchte zu, dass die Verhandlungen von Roczen mit RCH Suzuki, dem Team von SX-Legende Ricky Carmichael, schon weit fortgeschritten seien, der Deutsche würde damit zur Marke seiner Kindheit, Jugend und GP-Anfangszeit zurückkehren. Er verliess Ende 2010 Suzuki und wurde 2011 mit KTM MX2-Weltmeister, danach zog er in die USA, wo er 2013 Meister in der Westküstenserie der 250-ccm-Supercross-Meisterschaft wurde.

Wir haben am Rande der Moto3-Testfahrten in Jerez exklusiv mit KTM-Motorsportchef Pit Beirer gesprochen.

Pit, die Meldungen häufen sich: Droht KTM Roczen zu verlieren?

Diese Drohung steht im Raum… Und zwar in Form von unglaublichen Angeboten von verschiedenen Teams. Wir versuchen, mit sehr guten Red Bull KTM-Angeboten dagegen zu halten. Aber der Kampf ist nicht ausgestanden, das muss ich ganz klar sagen. Die Fakten sind klar, Kens Vertrag läuft am Saisonende aus.
Er ist in Amerika der Mann, den alle haben wollen. Er hat Angebote von Kawasaki, von Honda, von KTM und von Suzuki. Die sind im Prinzip alle in der engeren Auswahl. Ich kann versprechen, dass sich der Kampf noch eine Weile hinziehen wird. Mehr wissen wir momentan nicht, wir haben auch keine Sicherheiten, dass er bleibt. Es ist alles offen.

Wie gross ist der Wunsch, mit Roczen den Mann der Stunde bei KTM halten zu wollen?

Ken ist mit uns Weltmeister geworden, er ist mit uns Supercross-Champion in den USA geworden. Er hat in der 450-ccm-Klasse nun mit uns schon Rennen gewonnen, wir haben mit ihm eine unglaubliche Entwicklung hingelegt. Wir fühlen uns als Teil seines Erfolgs, er ist Teil unseres Erfolges.
Wir würden ihn extrem ungern verlieren. Nur geht es hier mittlerweile um Zahlen, bei denen es einem schwindlig wird. Sollte es irgendwann eine Entscheidung gegen uns sein, werden wir das akzeptieren. Die Karten liegen offen auf dem Tisch, wir haben ein total freundschaftliches Verhältnis zu ihm. Wir wissen, was die anderen Leute ihm anbieten, er weiss, wie weit wir wohl gehen werden. Es wäre aber auf jeden Fall ein extremer Verlust, wenn Ken weg gehen würde. Er ist einer von uns und wir werden darum kämpfen, damit er bleibt.

Werden Roczen Jahresgehälter von mehreren Millionen Euro pro Jahr angeboten?

Naja, es ist auf jeden Fall siebenstellig!

Anders gefragt: Wäre Roczen der bestbezahlte KTM-Angestellte, wenn er einen neuen Vertrag unterschreiben würde?

Ja, da kann man davon ausgehen.

Dann würde er auch mehr als der siebenfache Weltmeister Tony Cairoli verdienen? Der Italiener unterschrieb ja 2013 bei euch für weitere drei Jahre in der Motocross-WM…

Was in Amerika an der Spitze angeboten wird, ist sicher aussergewöhnlich. Ich muss aber schon sagen, dass Tony auch auf einem sehr hohen Niveau ist. Durch die vielen WM-Titel hat er sich da auch hochgesteigert. Ich vermute, dass Tony wohl das Doppelte verdient wie der am zweitbesten bezahlte Pilot in Europa. Tony nimmt in Europa eine Sonderstellung ein.
Genauso, wie sie nun Ken in den USA erreichen kann. Dort hast du Villopoto, er ist der Überflieger. Dahinter bringst du aber nicht einmal mehr eine Handvoll Fahrer zusammen, die ihn angreifen können. Da gibt es Stewart, Ken; da ist Reed, wobei bei ihm abgewartet werden muss, ob er nach der Verletzung wieder zurückkommt. Wenn du also Villopoto schlagen willst, musst du fast schon auf Roczen setzen, das macht ihn so begehrt.
Fairerweise muss man noch dazusagen, dass in den USA die Boni extrem hoch sind. Die Basisgehälter sind eigentlich im Rahmen, aber bei einem Fahrer wie Ken musst du dir das genau überlegen, denn du wirst mit ihm Rennen und wahrscheinlich auch Titel gewinnen. Also musst du das auch einkalkulieren, das ist dann schon schmerzhaft. Da geht es dann um richtig viel Geld. Wir befinden uns da auf sehr hohem Niveau. Da würde sich manch Road Racer (Anm.: Serien wie MotoGP) auch die Finger danach lecken.

Werden die Verhandlungen bis in den Herbst hinein andauern?

Bis in den Herbst wohl nicht, aber Ken wird sich sicherlich bis im Sommer Zeit lassen. Denn vorher zu entscheiden wäre verrückt, weil die Preise fast wöchentlich mit jedem Sieg steigen! Er hat absolut keinen Zeitdruck, denn er hat Angebote von allen Seiten. Momentan reden viele Leute hektisch darüber, aber in der Verhandlung selber ist absolut keine Hektik drin.
Wir haben einen Vertrag mit ihm, dass wir sowieso das letzte Wort hätten mit einer Option für nächstes Jahr. Deshalb wird es sicherlich keine schnelle Entscheidung geben. Ich möchte aber unterstreichen, wenn er denn wegen des Geldes wegwollte, werden wir ihn nicht mit der Option bei KTM behalten. Es muss dann schon eine freie Entscheidung von Ken sein, sonst kann er die Leistung nicht abrufen, die er sollte. Aber es werden noch einige Rennen gefahren, bis es zu einer Entscheidung kommen wird.

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