Ian Hutchinson: Nach drittem Platz zu Tränen gerührt
Dieses Jahr hatte Ian Hutchinson (re.) wieder Grund zum Lachen
2010 schlug die große Stunde von Ian Hutchinson. Außer der Klasse der Elektromotorräder gewann er bei der Tourist Trophy alle fünf Solo-Rennen. Ein Rekord, den nicht einmal Road-Racing-Legenden wie Joey Dunlop oder Phillip McCallen gelungen war. Nur wenige Monate danach stand seine Karriere nach einem Sturz in Silverstone auf der Kippe.
Hutchinson war im Nassen unmittelbar nach dem Start des Superstock-Rennens zu Sturz gekommen. In der unübersichtlichen Situation wurde der Unglücksrabe von einem Konkurrenten überrollt. Der komplizierte Beinbruch machte zahlreiche Operationen erforderlich. Nur mit viel Glück entging der Brite der Amputation seines linken Unterschenkels.
Gerade als er wieder auf dem Weg der Besserung war, kam 2012 die nächste Hiobsbotschaft. Im Training für eine Motorrad Show stürzte er mit einem Geländemotorrad und brach sich erneut das schwer in Mitleidenschaft gezogene Bein. Hutchinson ließ sich nicht unterkriegen und absolvierte geduldig eine monatelange Rehabilitationsphase.
Seine Rückkehr auf die Rennstrecke war eine Geschichte, die sich Drehbuchautoren in Hollywood nicht besser ausdenken hätten können. Beim Macau Motorcycle Grand Prix 2013 stand er nicht nur wieder in der Startaufstellung, er gewann das Einladungsrennen in Chinas Spielermetropole vor Rekordsieger Michael Rutter und Gary Johnson.
Nachdem er 2015 und 2016 bei der Tourist Trophy dreimal triumphierte, wurde er 2017 brutal von seiner Pechsträhne eingeholt. Gerade er sein Siegeskonto um zwei weitere Erfolge aufgestockt hatte, brach er sich bei einem Highspeedcrash den Oberschenkel. Hutchinson kam zwar auch danach wieder zurück, aber Top-3-Plätze sollten ihm nicht mehr gelingen.
Als wäre das nicht ohnedies genug, erlitt der 16-fache TT-Sieger Anfang 2023 einen Schlaganfall, den er nur durch die rasche Hilfe seines Rennfahrerkollegen Jason O´Halloran überlebte, mit dem er gemeinsam eine Trainingseinheit mit dem Fahrrad unternommen hatte. Aus Sicherheitsgründen wurde ihm für die gesamte Saison die Rennlizenz entzogen.
Aufgeben gibt’s nicht, zumindest nicht beim Engländer aus der Grafschaft Yorkshire. Hutchinson bewies unvorstellbares Durchhaltevermögen und wurde beim diesjährigen North West 200 dafür belohnt. Im ersten Superstock-Rennen musste er sich auf seiner MLav-Racing-BMW nur Lokalmatador Michael Dunlop und Dean Harrison geschlagen geben.
«Es war ein echter Albtraum. Acht Jahre lang war ich weit weg von meiner früheren Form. Trotzdem habe ich immer an mich geglaubt. Ich habe weitergemacht und hart trainiert. Ich hoffe, dass meine Tochter hat zuschaut und gesehen, dass Daddy immer noch fahren kann», kämpfte Hutchinson im Interview mit BBC Sport NI mit den Tränen.
Dass der dritte Platz kein Zufall war, zeigen seine weiteren Ergebnisse beim North West 200. Die drei Superbike-Rennen beendete Hutchy auf den Plätzen 6, 4 und 5. Dazu kommen ein fünfter Platz im zweiten Superstock-Rennen und Rang 9 im zweiten Supersport-Lauf.