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Hyundai crasht mit Doppelsieg Toyotas Heimparty

Von Toni Hoffmann
Toyota wollte seine Meisterschaften beim WM-Heimspiel im Japan mit einer glanzvollen Vorstellung zum Saisonende feiern, daraus wurde nichts, die Siegerkorken knallten beim Rivalen Hyundai.

Das war nun die Jubiläumssaison zu 50 Jahre Rallye-Weltmeisterschaft, das das erste Meisterschaftsjahr mit den neuen Hybrid-Fahrzeugen. Toyota heimste schon vor dem Finale vorzeitig alle Titel (Hersteller-, Fahrer- und Beifahrer-Wertung) ein. Das Finale aber ging siegtechnisch an den Rivalen Hyundai aus dem unterfränkischen Alzenau mit dem fünften Saison-Triumph für die Südkoreaner und dem zweiten Jahres-Volltreffer von Thierry Neuville vor Ott Tänak. Die Alzenauer crashten mit dem Doppelsieg die Yaris-Heimparty in Toyota City, was eigentlich so nicht in der finalen Agenda von Toyota-Teamchef Jari-Matti Latvala stand.

Wenigstens die letzten Lorbeeren durften so Hyundai und Thierry Neuville mit Unterstützung des Zweiten Ott Tänak einheimsten. Tänak kam 2020 als Weltmeister zum Alzenauer Team und verlässt die Südkoreaner als Vizechampion mit vorerst unbekanntem Ziel. Damit gab es für Hyundai bei dessen ersten asiatischen WM-Auftritt noch ein versöhnliches Ende einer mehr durchwachsenen Saison, in die das Team mit etlichen Anfangsschwierigkeiten gestartet war und erst mehr in der zweiten Saisonhälfte die Performance fand.

Nach 16 gewerteten der 19 geplanten Prüfungen lief Neuville im Hyundai i20 Rally1 als Sieger in Toyota City ein, genau 1:11,1 Minuten vor Tänak. Etwas Ehrenrettung betrieb der Einheimische Takamoto Katsuta mit dem dritten Platz im besten Toyota GR Yaris Rally1 (+ 2:11,3). Noch ist nicht bekannt, wer definitiv Tänaks Platz 2023 einnimmt. Neben Andreas Mikkelsen ist auch stark Esapekka Lappi im Gespräch. Zudem muss auch der entlassene Teilzeitfahrer Oliver Solberg für den dritten i20 neben Dani Sordo ersetzt werden, durch Teemu Suninen?

Hyundai feierte nicht nur den fünften Saisonsieg sondern auch den 25. Triumph insgesamt, Neuville seinen zweiten Erfolg 2022 und seinen insgesamt 17. Volltreffer in der Weltmeisterschaft.

Große Freude und sichtbare Erlösung bei Neuville: «Es fühlt sich toll an! Es war kein einfaches Wochenende oder ein einfaches Jahr, aber um mit einem Sieg zu enden und das ganze Wochenende über eine gute Geschwindigkeit zu zeigen, ist einfach super. Unsere Wetterexperten haben wieder einen guten Job gemacht und danke an alle.»

Der scheidende Tänak meinte zu seinem achten Podiumsbesuch 2022: «Es ist gut, auf dem Podium zu beenden. Wir haben trotzdem einige Rallyes gewonnen und wir hatten einige Podien. Mal sehen, was die Zukunft bringt. Wie ich bereits sagte, habe ich im Moment für das nächste Jahr keinen Vertrag. Ich werde nach Hause zurückkehren und wir werden sehen, was in den nächsten Wochen passiert.»

Für Katsuta war der dritte Platz sein Wunschergebnis beim ersten WM-Heimspiel: «Ein dickes Dankeschön dem Team und allen Unterstützern an den Prüfungen und auch an den Straßen. Leider hatten meine Teamkollegen viele Probleme, aber ich finde nicht die richtigen Worte. Es war ein sehr schwieriges Wetter, aber wir sind hier.»

Erkenntnis am Rande: Toyota blieb auch beim WM-Comeback von Japan ohne Heimsieg seit dem japanischen WM-Debüt 2005 der Rallye.

Toyota und die Reifen

Die Reifen wurden Toyota zum Verhängnis. Nach den Reifenschäden von Sébastien Ogier in der zweiten Prüfung und von Kalle Rovanperä in der achten Entscheidung am Samstag erwischte es auf der viertletzten Entscheidung am Sonntag auch Elfyn Evans, der von der fünften bis zur elften Prüfung geführt hatte. Er verlor nicht nur mehr als 90 Sekunden, sondern er fiel vom zweiten auf den fünften Platz (+ 4:05,1) zurück, 1:41,5 Minuten hinter Ogier, womit die Toyota-Hoffnung auf den Heimsieg endgültig geplatzt war. Rovanperä beendete nach dem Reifenpech seine Meistersaison nach dem Sturzregen auf der Power Stage auf den zwölften Rang (+ 10:04,8).

Der Fahrer der Saison war ohne Frage Kalle Rovanperä, der schon etwas cool 2022 sechs Mal siegte und vorzeitig beim drittletzten Lauf in Neuseeland nur einen Tag nach seinem 22. Geburtstag als jüngster Weltmeister aller Zeiten gefeiert wurde. Sein Felsenvolltreffer auf der achten Entscheidung warf ihn vom dritten vorerst auf den elften Rang zurück. Am Ende aber war es für den neuen Champion Platz zwölf. Er erklärte: «Wir sind hier und das ist die Hauptsache. Es ist gut, die Saison zu beenden - ich habe lange darauf gewartet! Es braucht viel Kraft, um dafür zu kämpfen Der Titel und ich bin jetzt bereit für den Urlaub!»

Das Sorgenkind war wieder einmal M-Sport Ford. Nach dem Raketenstart von Neuling Sébastien Loeb im Ford Puma Rally1 beim Saisonauftakt in Monte Carlo häuften sich mehr die negativen Meldungen mit Ausfällen und Unfällen der anderen Teammitglieder, allen voran Adrien Fourmaux, der deswegen drei Rallyes pausieren musste, oder die eigentliche Speerspitze Craig Breen, der selbst hinter seinen eigenen Erwartungen blieb und an Ausfällen mit Fourmaux konkurrierte, wie jetzt auch am Freitag in Japan. Und Gus Greensmith ist bestimmt nicht der Mann, der in der Lage ist, Bäume auszureißen. M-Sport Ford ist und bleibt der manchmal bissige Underdog mit dem kleinsten Etat. Der beste der beiden Puma-Piloten war erneut Greensmith mit dem sechsten Platz (+ 4:07,4).

Lindholm WRC2-Champion

Mit seinem dritten Platz in der WRC2 sicherte sich Emil Lindholm in Skoda Fabia Rally2 nach der Juniorenmeisterschaft nun auch den WRC2-Titel, sieben Punkte vor dem entthronten Titelverteidiger und Teamkollegen Andreas Mikkelsen, der schon sein Kontingent von sieben Einsätzen aufgebraucht hatte. Seinen ersten WRC2-Sieg feierte der Luxemburger Grégoire Munster im Hyundai i20 Rally2 21,6 Sekunden vor seinem Markenkollegen Teemu Suninen, der als Teilzeitarbeiter für den dritten offiziellen i20 neben Dani Sordo gehandelt wird. Hyundai feierte damit auch in der WRC2 einen Doppelsieg.

Die neue ausgeschriebene Master-Wertung für Fahrer über 50 Jahre sicherte sich 66 Jahre alte Italiener Mauro Miele im Skoda Fabia Rallye mit seinem dritten Sieg, vier Punkte vor dem lange Zeit führenden Deutschen Armin Kremer, der es zwar auf fünf Siege, aber auch auf zwei Nullergebnisse brachte.

Für ein persönliches Highlight sorgte der ehemalige Mercedes Formel 1-Pilot Heikki Kovalainen, der bei seiner WM-Premiere in seiner japanischen Wahlheimat im Skoda Fabia Rally2 den zehnten Gesamtrang (+ 8:59,8) erreichte.

Das glanzvolle Finale war Japan nicht. Nach der zweijährigen Verspätung bedingt durch die Pandemie hatte man sich eigentlich etwas mehr gewünscht, auf jeden Fall mehr Teilnehmer, deren Zahl mit 31 Teams doch sehr überschaubar war. Das dann drei der 19 geplanten Asphaltprüfungen abgesagt wurden, ehrt die Organisation gewiss nicht, und schon gar nicht, dass die letzte Prüfung am Samstag von den auf äußerste Pünktlichkeit bedachten Japanern mit 45 Minuten Verspätung gestartet wurde. Die japanischen Hochgeschwindigkeitszüge hatten im ganzen Jahr 2021 insgesamt 38 Sekunden (!!!) Verspätung. Keine Frage, Japan hat einen WM-Lauf verdient wie kaum ein anderes Land, schließlich waren neben Toyota auch Mitsubishi, Subaru und etwas weniger Erfolg auch Suzuki in der Königsklasse vertreten.

 

Endstand nach 16 gewerteten Prüfungen

 

Pos.

Team/Nat/Fahrzeug

Zeit

1

Neuville/Wydaeghe (B), Hyundai

2:43:52,3

2

Tänak/Järveoja (EE), Hyundai

+ 1:11,1

3

Katsuta/Johnston (J/IRL), Toyota

+ 2:11,3

4

Ogier/Landais (F), Toyota

+ 2:23,6

5

Evans/Martin (GB), Toyota

+ 4:05,1

6

Greensmith/Andersson (GB/S), Ford

+ 4:07,4

7

Munster/Louka (L/B), Hyundai

+ 7:50,8

8

Suninen/Markkula (FIN), Hyundai

+ 8:12,4

9

Lindholm/Hämäläinen (FIN), Skoda

+ 8:25,6

10

Kovanlainen/Kitagawa (FIN/J), Skoda

+ 8:59,8

                       

 

Fahrer-WM Endstand 13 Läufen***

 

Pos.

Team/Nat/Fahrzeug

Punkte

1

Kalle Rovanperä (FIN), Toyota (Champion)

255

2

Ott Tänak (EE), Hyundai

205

3

Thierry Neuville (B), Hyundai

193

4

Elfyn Evans (GB), Toyota

134

5

Takamoto Katsuta (J), Toyota

122

6

Sébastien Ogier (F), Toyota

97

7

Craig Breen (GB), Ford

84

8

Dani Sordo (E), Hyundai

59

9

Esapekka Lappi (FIN), Toyota

58

10

Gus Greensmith (GB), Ford

44

                                      

 

Hersteller-WM Endstand nach 13 Läufen***

 

Pos.

Team/Nat/Fahrzeug

Punkte

1

Toyota Gazoo Racing WRT (Champion)

525

2

Hyundai Shell Mobis WRT

457

3

M-Sport Ford WRT

257

4

Toyota Gazoo Racing WRT NG

138

*** vorbehaltlich der Bestätigung durch die FIA

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