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Evans jagt nach Finnland-Sieg Kollegen Rovanperä

Von Toni Hoffmann
Elfyn Evans macht das Titelrennen in der Rallye-Weltmeisterschaft (WRC) nach seinem zweiten Finnland-Sieg wieder etwas spannender, er kommt dem weiterhin führenden Toyota-Kollegen Kalle Rovanperä näher.

Elfyn Evans fühlte sich bei den feuchten und damit auch ziemlich schmierigen Schotterpisten in den mittelfinnischen Wäldern beim neunten Lauf zur Rallye-Weltmeisterschaft an die einst berühmte britische WRC-Runde in den Wäldern seiner Heimat Wales erinnert und das passte ihm perfekt. Nach dem Ausfall des Lokalhelden Kalle Rovanperä, dem ernsten Widersacher im Rennen um den Sieg in der Rallye-Hochburg Jyväskylä, ließ der WM-Zweite Evans keinen Zweifel aufkommen, dass sein Sieg 2021 keine Eintagsfliege war. Der Samstag war sein Tag, er gewann im Toyota GR Yaris Rally1 sieben der acht Tagesentscheidungen und baute so seine Führung kontinuierlich zu seinem siebten WRC-Triumph aus.

Nach 22 Prüfungen feierte der 34-jährige Waliser seinen zweiten Saisonsieg und bewies seine Vielseitigkeit, nach kroatischem Asphalt nun auf finnischem Schotter. Bei der Zielankunft in Jyväskylä schenkte er Thierry Neuville (Hyundai i20 Rally1) 39,1 Sekunden und seinem Yaris-Kollegen und Wahl-Finnen Takamoto Katsuta 1:36,1 Minuten ein. Doch Traurigkeit war weder bei Neuville noch bei Katsuta zu spüren. Neuville wurde nach 2013 (Ford Fiesta WRC) zum zweiten Mal beim finnischen Mächtigkeitsspringen Zweiter. Katsuta erreichte in seiner Wahlheimat mit P3 erstmals 2023 das Podium.

Der ansonsten gerne kritisierende Evans konnte sich auch einmal freuen: «Es war ein ziemlich gutes Wochenende. Natürlich tut es uns leid für den Verlust von Kalle zu Beginn der Rallye, aber danach war es wirklich fantastisch, dieses Auto zu fahren Und wir sind sehr zufrieden mit diesem. Es war eine fantastische Atmosphäre und großartig, die Unterstützung hinter uns zu haben. Natürlich ist es in Bezug auf die Meisterschaft auch nicht schlecht und wir schließen die Lücke.»

Thierry Neuville holte zum zweiten Mal in Folge bei den ultraschnellen Rallyes in Estland und Finnland den Ehrenrang: «Es ist eine große Erleichterung, nach zehn Jahren wieder auf dem Podium in Finnland zu sein. Ich bin jetzt happy. Jetzt ist es vorbei und wir machen eine kleine Pause, weil dieses Wochenende wirklich anstrengend war.»

Katsuta setzte sich im fast die ganze Rallye währenden Duell mit wechselnden Positionen gegen Teemu Suninen bei dessen zweiten Hybrid-Einsatz um 4,3 Sekunden durch. Katsuta strahlte über das ganze Gesicht und meinte: «Mein erstes Podium in Europa und ich habe es in Finnland nicht erwartet! Ich bin sehr glücklich, danke für all die Unterstützung, insbesondere durch meine Familie. Akido Toyoda ist dieses Wochenende hier und es war etwas ganz Besonderes für mich, weil er mich von Anfang an unterstützt.»

Happy Latvala

Und noch einer dürfte sich im Ziel gefreut haben. Das war Jari-Matti Latvala bei seiner Hybrid-Jungfernfahrt im Toyota GR Yaris Rally1. Der dreifache Finnland-Gewinner (2010, 2014, 2015) tauschte den Dirigentenstab als Toyota-Teamchef gegen das Yaris-Steuer. Bei seiner ersten Rallye seit Februar 2020 im privaten Toyota in Schweden war er wieder bei seinem 210. Rekordstart als Aktiver dabei, mit dem fünften Platz (+ 4:09.4), auf dem ihn sein Testfahrer Juho Hänninen als Co-Pilot navigierte.

Mit einem breiten Lächeln erklärte Latvala: «Es hat erstaunlich Spaß gemacht, dank Toyota, die mir diese großartige Gelegenheit gegeben haben. Diese Phase war genau das, was wir wollten. Es war ein sauberer Lauf ohne Fehler. Selbst Juho sagte, dass ich ihn überrascht habe, und wir haben einen WM-Punkt in der Power Stage geholt, das war perfekt.»

Noch einen Grund zur Freude hatte Latvala. Sein Toyota-Team baute als Titelverteidiger beim Heimspiel die Hersteller-Führung weiter auf 378 Punkte aus, 67 Zähler vor Hyundai, auch ohne Kalle Rovanperä, der sich am Freitagnachmittag als Leader nach einem zu gewagten Salto über eine der vielen Kuppen verabschiedete. Doch der jüngste Titelgewinner aller Zeiten führt in der WRC weiter mit 170 Punkten, statt 55 nur noch 25 Zähler vor Evans und 36 Punkte vor Neuville.

Problemfall M-Sport Ford

Es ist wie es ist, Problemfall M-Sport Ford. Das Schmalkostteam von Malcolm Wilson ist jetzt schon der Gewinner der Goldenen Zitrone mit seinem Pech. Schauplatz dritte Prüfung: Der Vorjahressieger Ott Tänak lässt seinen Ford Puma mit Motorschaden ausrollen, nachdem wohl ein Stein den Unterbodenschutz aufgerissen und der Anlasser ein Loch in den Motorblock geschlagen hat. Dort zerstörte Pierre-Louis Loubet brutal die hintere linke Aufhängung. Tänak blieb Zuschauer und Loubet durfte mit einem saftigen Rückstand von fast 90 Minuten wieder am Samstag starten.

Die Rallye2-Kategorie gewann auf P6 der 21 Jahre junge Schwede Oliver Solberg im Škoda Fabia RS Rally2 30,1 Sekunden vor seinem einheimischen Markenkollegen Sami Pajeri und 1:03,9 Minuten vor Adrien Fourmaux im Ford Fiesta MK II. Solberg ärgerte sich nach seinem Sieg, dass er in Finnland nicht für die offizielle WRC2-Wertung genannt hatte. Die sicherte sich nun Pajeri vor Foumaux. Mit dritten WRC2-Rang übernahm Škoda-Pilot Andreas Mikkelsen die Tabellenführung vor Yohan Rossel (Citroën),

Der finnische Schotter-Grand Prix war in diesem Jahr nur bedingt das Highlight des Jahres, was wohl weniger an der Veranstaltung selbst oder den teils durch Regen schmierigen Schotterpisten in den Wäldern Mittelfinnlands lag, die Creme de la Creme hat sich am Freitag durch einige Ausfälle in der Spitzengruppe selbst eliminiert. Der haushohe Lokalmatador und Titelverteidiger Kalle Rovanperä wird nach seinem selbst verschuldeten Unfall im Toyota am Freitagnachmittag weiter auf seinen ersten Heimsieg warten müssen. Den Vorjahressieger Ott Tänak, der unter Berücksichtigung seines Lappland-Sieges 2021 schon dreimal beim Ostseenachbarn gewonnen hatte, setzte ein Motorschaden am Ford Puma außer Gefecht. Esapekka Lappi wurde im Hyundai i20 am zweiten Heimsieg nach 2017 – letzter finnischer Sieger - durch einen Baum gehindert. Damit waren ab Samstagmorgen nur noch fünf Rally1-Fahrzeuge in der Spitzengruppe am Start, etwas zu wenig für einen ansonsten absoluten Rallye-Klassiker in Finnland, was aber die Motorsport verrückten Finnen nicht von einer erneut überaus starken Präsenz bei ihrem Rallyefest abhielt.

 

Endstand nach 22 Prüfungen

 

Pos.

Team/Nat/Fahrzeug

Zeit

1

Evans/Martin (GB), Toyota

2:31:11,3

2

Neuville/Wydaeghe (B), Hyundai

+ 39,1

3

Katsuta/Johnston (J/IRL), Toyota

+ 1:36,7

4

Suninen/Markkula (FIN), Hyundai

+ 1:41,0

5

Latvala/Hänninen (FIN), Toyota

+ 4:09,4

6

Solberg/Edmondson (S/GB), Škoda

+ 9:33,6

7

Pajeri/Mälkönen (FIN) Škoda

+ 10:03,7

8

Fourmaux/Coria (F), Ford Fiesta

+ 10:37,5

9

Gryazin/Aleksandrov (LT), Škoda

+ 11:11,5

10

Mikkelsen/Eriksen (N), Skoda

+ 11:35,2

           

 

Fahrer-WM Stand nach 9 von 13 Läufen

 

Pos.

Team/Nat/Fahrzeug

Punkte

1

Kalle Rovanperä (FIN), Toyota

170

2

Elfyn Evans (GB), Toyota

145

3

Thierry Neuville (B), Hyundai

134

4

Ott Tänak (EE), Ford

104

5

Sébastien Ogier (F), Toyota

98

6

Esapekka Lappi (FIN), Hyundai

87

7

Takamoto Katsuta (J), Toyota

58

8

Dani Sordo (E), Hyundai

46

9

Teemu Suninen (FIN), Hyundai

34

10

Pierre-Louis Loubet (F), Ford

28

                                                          

 

Hersteller-WM Stand nach 9 von 13 Läufen

 

Pos.

Team/Nat/Fahrzeug

Punkte

1

Toyota Gazoo Racing WRT

378

2

Hyundai Shell Mobis WRT

311

3

M-Sport Ford WRT

205

Rallye Finnland bei Red Bull TV

Red Bull TV wird auch den Rallye-Klassiker in Finnland (03. – 06. August 2023) mit Live-Streams verfolgen. Jeweils um 21 Uhr MESZ sind bei Red Bull TV am Freitag (04. August), am Samstag (05. August) und am Sonntag (06. August) die Highlights des jeweiligen Tages zu sehen.

Die Rallye Finnland auf ServusTV:

Video-Aufzeichnungen

Siehe auch

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