Kalkül: Tänak fährt nicht mehr um Herstellerpunkte
Mit dem Beschluss kann Tänak somit ohne Einschränkungen hinsichtlich der Verwendung von Fahrzeugkomponenten seine mittlerweile aber eher geringen Chancen auf den WM-Fahrertitel besser wahren.
Die Entscheidung, die durch die Veröffentlichung der Teilnehmerliste für die Central European Rally bestätigt wurde, bedeutet, dass nur Thierry Neuville und Adrien Fourmaux für Herstellerpunkte bei der CER, in Japan und Saudi-Arabien nominiert werden.
In einer Erklärung von Hyundai Motorsport heißt es: «Für die letzten drei Runden der FIA-Rallye-Weltmeisterschaft 2025 wird das Hyundai-Team nur Thierry Neuville und Adrien Fourmaux für Herstellerpunkte nominieren».
«Diese strategische Entscheidung ermöglicht es Ott Tänak ohne Hersteller-Nominierung anzutreten. Durch die vollständige Ausnutzung der sportlichen Vorschriften stellt so das Team sicher, dass Tänak und sein Navigator Martin Järveoja in der bestmöglichen Position sind, um den Kampf um die Fahrer- und Beifahrer-Titel fortzusetzen».
Tänak erlitt am ersten Tag der Rallye Chile einen Motorschaden. Gemäß den Vorschriften wechselte er für Samstag und Sonntag zum anderen Motor aus seinem Zweier-Kontingent. Allerdings offenbarten sich auch an diesem Triebwerk gleichfalls Überhitzungsprobleme zu kämpfen, sodass Tänak weiter mit Leistungseinbußen konfrontiert sah.
Angesichts einer Fünf-Minuten-Strafe für einen neuen Motor bei der Rallye Mitteleuropa oder eines Fahrzeugwechsels mit einem Teamkollegen, der diese Strafe dann hätte in Kauf nehmen müssen, entschied sich Hyundai stattdessen jetzt für eine weitaus radikalere Lösung.
Durch die Streichung von Tänak für die Herstellerwertung ist er von vielen Einschränkungen des Artikels 17 der WRC-Sportvorschriften befreit, der die Grenzen für die Verwendung mechanischer Komponenten für punkteberechtigte Herstellerfahrzeuge festlegt.
Die Versiegelung des Motors gilt für «Fahrzeugnamen» in den Vorschriften. Bei Fahrzeugen, die nicht für die Wertung nominiert sind, muss der Fahrer allerdings nicht mit einem Fahrzeugnamen gepaart sein und vor Anmeldeschluss bei der FIA gemeldet werden - somit gilt die Begrenzung auf zwei Motoren nicht mehr.
Dadurch werden auch andere Elemente der Komponentenverwendung freigegeben. Tänaks Fahrzeug muss nicht mehr die Regeln für «verbundene Teile» einhalten, die eigetnlich vorschreiben, dass für CER und Japan das gleiche Getriebe und die gleichen Differentiale verwendet werden müssen.
Diese Regel galt auch für das Doppelrennen in Südamerika und führte dazu, dass Tänak den Motor von Adrien Fourmaux aus Paraguay übernahm, der in Chile ausgefallen war - der Wechsel sollte Tänak dank Fourmaux' Ausfall bei der Rallye zuvor ein neues Getriebe ohne Strafpunkte verschaffen.
Tänak bleibt weiterhin auf ein Ersatzgetriebe und einen Satz Ersatzdifferenziale pro Veranstaltung beschränkt. Für den Esten ergeben sich noch weitere Vorteile: Sein Auto fällt nicht mehr unter die Begrenzung von Hyundai auf neun Chassis für die Saison 2025. Somit ist auch keine Versiegelung von Hilfsrahmen oder Lenkgetrieben erforderlich.
Seine Teilnahme fällt nun auch nicht unter die Begrenzung der Anzahl der Mitarbeiter, die während der Wartungsarbeiten an den punkteberechtigten Autos arbeiten dürfen - bei Hyundai waren dies bisher 12 Mechaniker für drei Autos.
Tänak liegt derzeit 43 Punkte hinter dem Toyota-Fahrer Sebastien Ogier, der die Fahrer-WM anführt. Tänak ist jedoch der aktuell bestplatzierte Hyundai-Fahrer.
In der Herstellerwertung liegt Hyundai 125 Punkte hinter Toyota. Toyota kann den Hersteller-Titel bereits bei der Central European Rally vorzeitig gewinnen, wenn die Japaner nach dem WM-Lauf einen Vorsprung von 120 Punkten vor Hyundai eingefahren haben.