Aprilia in MotoGP: Startschuss für 850er ist gefallen

Audi Vorsprung durch Technik, Rückschlag wg. Mechanik

Von Toni Hoffmann
Wüsten-Debütant Audi muss bei seiner ersten Rallye Dakar mit den drei Audi RS Q e-tron viel Lehrgeld zahlen, bester «Audianer» zur Halbzeit ist Mattias Ekström auf dem 14. Gesamtrang.

Insider erinnern sich: Audi hat mit seiner Allrad-Technik die Rallye-Weltmeisterschaft in den 80er Jahre wie kaum eine andere Automobilmarke revolutioniert und geprägt. Die Herren der vier Ringe wurden 1982 und 1984 Marken-Weltmeister, 1983 gewann Hannu Mikkola dir Fahrerwertung und Stiq Blomqvist 1984. Audi gewann 24 WM-Rallyes. Dann wurde es still, bis Audi in der DTM auftauchte.

2022 soll wieder der berühmte Audi-Slogan «Vorsprung durch Technik» im Automobilsport gelten. Die Truppe aus Neuburg an der Donau stieg erstmals bei Rallye Dakar mit dem Audi RS Q e-tron ein, der in nur 18 Monaten bis zur Wettbewerbsreife entwickelt worden ist. Um auch fahrerisch mit dem neuen Konzeptcar in der arabischen Wüste eventuell zu glänzen, heuerte Audi das Dakar-Dreamteam mit dem 14-fachen Rekord-Sieger Stéphane Peterhansel und dem dreimaligen Gewinner Carlos Sainz zwei schon etwas ältere Piloten aber mit einer Riesen-Erfahrung an. Zudem holte man noch den «hauseigenen» Mattias Ekström, zweifacher DTM-Champion, Rallycross-Weltmeister und Motorsport-Tausendsassa, an Bord. Den Einsatz leitet Sven Quandt mit dem neuen Team Q Motorsport. Quandt, Mitglied der BMW-Familie, Eigner des bei der Rallye Dakar erfolgreichen Teams von X-raid, Sportchef bei Mitsubishi von 2002 bis 2004 und ehemaliger Rallyefahrer, dürfte somit für diese Funktion der beste Mann zu sein.

Rückschlag durch Mechanik

Die erste Halbzeit der Wüsten-Jungfernfahrt war aber von etlichen Tiefschlägen geprägt. Diese sind mehr auf die weniger robuste Standfestigkeit und auf die Navigationsfehler zurückzuführen. Besonders hart traf es «Mr. Dakar» Peterhansel, der durch den Hinterradschaden auf der ersten Etappe und Aufhängungsschaden am Dienstag und wegen Inanspruchnahme des Service-Trucks viel Zeit verlor. Letztlich summierte sich sein Rückstand auf den führenden Nasser Al-Attiyah (Toyota) auf inzwischen 68:16:20 (!!!!) Stunden. Peterhansel fungiert nun als Testträger und Notservice für seine Kollegen Sainz und Ekström. Sainz und Ekström verloren auf der ersten Etappe wegen Navigationsfehler viel Zeit, Sainz zudem noch durch Aufhängungsschaden. Rückstand von Ekström 2:41:22 Stunden, von Sainz auf dem 25. Gesamtrang auf 3:56:21 Stunden.

Das Hybrid-Konzept scheint aber von der Performance zu stimmen. Sainz erzielte auf der dritten Prüfung den ersten Offroad-Tagessieg für Audi und mit einem Hybrid-Fahrzeug. Peterhansel wurde dort Dritter, Ekström Fünfter. Für das nächste Ausrufezeichen sorgte Ekström mit der zweitbesten Tageszeit auf der sechsten Entscheidung.

Doch was macht den Audi RS Q e-tron so einzigartig? Ein Allradler mit elektrischem Antrieb in der Wüste bei Etappen über fast 800 km, ohne Strom? Passt das?

Den Antrieb liefert ein ausgeklügeltes und maximal 680 PS starkes Hybridsystem im zwei Tonnen schweren Audi. Dabei werden 340 PS jeweils auf die Vorder- und auf die Hinterradachse geleitet. Zudem gibt es hinter dem Fahrer einen herkömmlichen Verbrennungsmotor mit Turbolader, der 275 PS für einen Generator, der die Batterie für die Antriebsmotoren lädt, leistet. Dieser stammt aus alten DTM-Zieten und wurde von 600 auf 275 PS gedrosselt, sein Drehzahlbereich von einst 9000 um/min auf 4500 bis 6000 um/min reduziert.

Das Herz des RS Q e-tron ist ein maximal 680 PS (500 kW) starkes Hybridsystem. Vorder- und Hinterachse werden von je einem 250 kW (340 PS) starken Elektromotor aus der Formel E angetrieben. Dazu sitzt hinterm Fahrer ein Zweiliter-Vierzylinder-Verbrennungsmotor mit Turboaufladung. Der wiederum treibt einen Generator an, der die 370 kg schwere Batterie für die Antriebsmotoren lädt. Dieser Motor verbraucht pro Kilowattstunde 200 Gramm fossilen Kraftstoff.

Lithium-Ionen-Hochvoltbatterie

Die Energie und damit die Antriebskraft aber bezieht der Hybrid-Audi aus der 370 kg schweren Lithium-Ionen-Hochvoltbatterie mit einer Kapazität von 52 kWh. Da kann Audi auf die Erfahrung und Erkenntnisse aus der Zeit in der Formel E zurückblicken und anwenden. Doch in Marathonsport müssen noch andere Faktore einfließen als in der Formel E. Da spielt die Tagesentfernung bis 800 km eine sehr starke Rolle Auch die Charakteristik der Pisten, weicher Wüstensand, Dünen, hohe Außentemperaturen muss berücksichtigt werden. Das Mindestgewicht muss 2000 kg betragen, mehr als doppelt so viel wie im Rennsport.

Balance zwischen Verbrauch und Aufladung

Während der Rallye, die elektrisch bestritten wird, setzt eine sehr komplexe Motorsteuerung ein, für die die Ingenieure Algorithmen programmiert haben, damit die Energieabnahme und das Wiederaufladen der Batterie immer in der richtigen Balance sind. Kurzfristig kann auf einer Prüfung, wie zum Beispiel das Überqueren der Dünen, die maximale Energie von 288 kW abgerufen werden, auch wenn die Ladeleistung höchstens 220 kW beträgt. Mit dem Energieumwandler ist aber ein kurzfristige Erhöhung, wenn also der Verbrauch höher als die Energieerzeung ist möglich. Laut Lukas Folie, dem zuständigen Ingenieur für die Batterie, «muss die an Bord vorhandene Energiemenge ausreichen, um die Tagesetappe zu bewältigen.»

Der Audi RS Q e-tron gewinnt aber dabei die Energie zurück. Die MGU-Generator-Einheiten an der Vorder- und Hinterachse verwandeln dabei durch die Drehbewegung der Räder während der Fahrt in elektrische Energie zurück. Dank dieser Konzeption trägt der Audi RS Q e-tron zu mehr Nachhaltigkeit bei, weil mit diesem System weniger Energie als die Konkurrenz verbraucht.

Technische Daten

Motor: Hybrid (E-Antrieb, Akku geladen durch Turbomotor)
Hubraum Turbomotor: 2000 cm3
Maximale Systemleistung: 500 kW (680 PS)
Antrieb: Elektro-Allrad
L/B/H 4500/2300/1950 mm
Leergewicht: 2000 kg
0–100 km/h: unter 4,5 so
Tpspeed: 170 km/h
Benzinverbrauch: 200 g/kWh
Batterie: Lithium-Ionen, 52 kWh, 370 kg
Reifen: BF Goodrich vorn/hinten 37×12,5R17gT
Tankinhalt:  max. 295 Liter

Links:

https://www.speedweek.com//dakarauto/news/186128/Volle-Ladung-Hochvoltbatterie-im-Audi-RS-Q-e-tron.html

https://www.speedweek.com//dakarauto/news/186295/Audi-RS-Q-e-tron-vor-seiner-ersten-Rallye-Dakar.html

https://www.speedweek.com//dakarauto/news/185906/Dakar-Das-Kuehlsystem-von-Audi-in-der-Wueste.html

www.audi.com/dakar

https://www.audi-mediacenter.com/de/pressemappen/rallye-dakar-2022-14458

Diesen Artikel teilen auf...

Mehr über...

Siehe auch

Kommentare

Bitte melden Sie sich an, um einen Kommentar zu schreiben.

Dr. Helmut Marko: «So ist Max Verstappen unschlagbar»

Dr. Helmut Marko
​Exklusiv auf SPEEDWEEK.com: Dr. Helmut Marko, Motorsport-Berater von Red Bull, analysiert den jüngsten Grand Prix. Max Verstappen mit Saisonsieg No. 4, auf dem Weg zur erfolgreichen Titelverteidigung.
» weiterlesen
 

TV-Programm

  • Mi.. 01.05., 09:10, Motorvision TV
    Top Speed Classic
  • Mi.. 01.05., 10:00, Hamburg 1
    car port
  • Mi.. 01.05., 11:00, Eurosport 2
    Formel E: FIA-Weltmeisterschaft
  • Mi.. 01.05., 12:00, ORF Sport+
    Formel 1 Motorhome
  • Mi.. 01.05., 12:00, Motorvision TV
    Bike World
  • Mi.. 01.05., 14:15, Motorvision TV
    Car History
  • Mi.. 01.05., 14:45, Motorvision TV
    Extreme E: Electric Odyssey
  • Mi.. 01.05., 16:00, Motorvision TV
    Gearing Up
  • Mi.. 01.05., 16:15, DMAX
    Helden - Wir liefern ab
  • Mi.. 01.05., 16:30, Motorvision TV
    Motocross: FIM-Weltmeisterschaft
» zum TV-Programm
5