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Zum Hubbert-Tod: So wichtig war die DTM für Mercedes

Von Andreas Reiners
Jürgen Hubbert ist tot

Jürgen Hubbert ist tot

Jürgen Hubbert ist tot, «Mister Mercedes» verstarb im Alter von 81 Jahren in Sindelfingen. Er war stets ein Verfechter des Motorsports und damit auch der DTM.

Der frühere Daimler-Vorstand Professor Jürgen Hubbert ist tot. Wie die Daimler AG mitgeteilt hat, starb «Mister Mercedes» am 12. Januar 2021, im Alter von 81 Jahren in Sindelfingen.

Hubbert war bei der Mercedes-Benz AG und später bei Daimler-Benz und der DaimlerChrysler AG als Vorstandsmitglied fast die gesamte Zeit von 1989 bis 2005 für die publikumswirksame Pkw-Produktion verantwortlich. Das brachte ihm den Beinamen «Mister Mercedes» ein.

Ola Källenius, Vorstandsvorsitzender der Daimler AG und der Mercedes-Benz AG: «Jürgen Hubbert war ‚Mister Mercedes’. Mit Integrität, Innovationsgeist und grossem Erfolg hat er Mercedes-Benz für immer geprägt. Unter seiner Verantwortung startete eine historische Produktoffensive mit wegweisenden Fahrzeugen wie der A- und der M-Klasse.»

«Als Führungspersönlichkeit vermochte er es, integrierend zu wirken und mit Technikbegeisterung sowie höchstem Anspruch an sich selbst seine Teams zu motivieren. Die Wertschätzung der gesamten Mercedes-Familie ist ihm für immer sicher. In Dankbarkeit für viele Jahre guter Zusammenarbeit bewahren wir ihm ein ehrendes Andenken. Im Namen des gesamten Vorstands der Daimler AG gilt unsere Anteilnahme seiner Familie und seinen Angehörigen. Wir trauern um eine grosse Persönlichkeit und einen grossartigen Menschen.»

Jürgen Hubbert war immer ein Verfechter des Motorsports, Mercedes betätigte sich mit seiner Unterstützung ab 1988 in der DTM und kehrte zudem in die Formel 1 zurück.

2018, zum Anlass von 30 Jahren Mercedes-AMG-Motorsport, hat er über die Wichtigkeit der DTM für die Entwicklung von Mercedes und AMG erklärt: «Zunächst ging es hauptsächlich darum, der Marke und vor allem dem 190er ein positiveres, auch sportliches Image zu geben. Wir sind mit dem 190er 1982 in ein neues Segment eingestiegen. Wir sind dann – lange vor meiner Vorstandszeit – mit dem 190er Rennen gefahren. Beispielsweise mit Senna auf dem Nürburgring, nur um zu zeigen, dass sich die Autos auch dafür eigneten. Dann gab es die Weltrekordversuche in Nardo. Aber der größte Push kam dann mit dem Einstieg in die DTM und den ersten Erfolgen. Parallel stieg das Interesse an leistungsgesteigerten Fahrzeugen unter dem Label Mercedes AMG.»

Die Erfolge in der DTM haben der Marke ohne Frage geholfen. «Wo kommen Menschen, die eine gewisse Ambition für schnelle Autos haben, so nah an das Thema heran? In der DTM stehen die Fans neben den Rennautos. Dafür haben wir schon immer gesorgt. Norbert Haug war immer auch ein Marketing-Mann, dem es darum ging, Kunden einzubinden. Wir haben sehr früh, sehr großzügige Betreuungsbereiche gehabt, in die wir Kunden eingeladen haben. Und Norbert hat dafür gesorgt, dass auch die Fahrer dorthin kamen. Die Leute konnten die Fahrer, aber auch die Autos gewissermaßen anfassen. Dann kam die Idee mit dem Renntaxi auf. Das sind alles Dinge, die ihre Wirkung nicht verfehlt haben. Ich bin beispielsweise mit meiner ganzen Mannschaft nach Hockenheim gefahren und alle meine Abteilungsleiter und Hauptabteilungsleiter sind in einem Rennauto gefahren. Die sind alle mit glänzenden Augen zurückgekommen. Das war eine Motivation nach innen und nach außen. Die Wirkung, die wir am Anfang erzielen wollten, für die wir gekämpft haben, haben wir am Ende auch erreicht.»

Wie wichtig war die DTM in dieser Zeit für die Serienentwicklung? «Im Motorsport geht es um den Test bestimmter Entwicklungen unter extremen Bedingungen in extrem kurzer Zeit. Das, was im normalen Test Monate, manchmal Jahre dauert, kannst du unter Rennbedingungen innerhalb von wenigen Wochen austesten, um zu sagen, ob es funktioniert oder nicht. Der Stresstest im Motorsport kann durchaus hilfreich sein.»

Das kurioseste Rennen für ihn? «AVUS! Weil ein Auto auf dem Kopf über die Ziellinie gerutscht ist. Das war irre. Das war Dieter Quester im BMW. Er kam aus der Steilkurve heraus. ist nach einer Berührung in den Reifenstapel eingeschlagen und hat sich aufs Dach gedreht. Da war ich live vor Ort. Wir hatten ja auch immer irgendwo Angst vor schweren Verletzungen oder Toten. Insofern haben wir zwei Aspekte richtig gemacht. Dass wir von Anfang an das Thema Sicherheit propagiert haben, sowohl bei der Entwicklung der Tourenwagen als auch in der Formel 1. Mercedes hat bei vielen technischen Entwicklungen mitgewirkt, zum Beispiel beim HANS-System und auch vorher schon bei vielen anderen Dingen, die immer dazu geführt haben, dass FIA und ITR zuerst mit Mercedes gesprochen haben, wenn man etwas Neues zum Thema Sicherheit brauchte.»

Was war aus seiner Sicht die goldene Zeit der DTM? «Der Anfang war großartig, aber mit Schwerpunkt auf ,groß‘. Es fuhren in der ersten Saison über 50 Fahrer mit und es ging wild durcheinander. Es waren Talente dabei, die sich zu Weltklassefahrern entwickelt haben und es waren Amateure dabei, die auch mitgefahren sind. Es war eine Findungsphase. Es gab in dem Sinne auch keine breite Öffentlichkeit. Dann haben die Hersteller ein umfangreiches Rahmenprogramm entwickelt. Auch das Erste Deutsche Fernsehen hat mit den Liveübertragungen dazu beigetragen, dass die DTM an Bedeutung gewonnen hat. Dass Formel 1-Fahrer in die DTM eingestiegen sind, sagt ja etwas aus über die Qualität der Rennen und deren Bedeutung für den Motorsport.»


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