Wie ein Trottel: Schwierige PR für Zakowski und Flohr

Kolumne von Uwe Mahla
Erich Zakowski 2006 mit Willi Weber (li.)

Erich Zakowski 2006 mit Willi Weber (li.)

Uwe Mahla hat in fast 50 Jahren ungezählte Artikel veröffentlicht. Als SPEEDWEEK-Kolumnist meldet er sich regelmäßig zu Wort.

Mein beruflicher Werdegang führte auch über eine kurze Station beim berühmten Erich Zakowski. Rainer Braun hat einmal in Anspielung auf meine beiden Staatsexamina als Jurist und die damit verbundene «Befähigung zum Richteramt» und meine kurze Anstellung bei Erich Zakowski behauptet, diese sei kein «Idealfall»gewesen.

Wir beide sind seinerzeit nicht nur in bestem Einvernehmen, sondern als wahre Freunde geschieden. Wir hatten allerdings nach einem knappen Schnupperjahr festgestellt, dass unsere gemeinsame Vorstellung, die juristischen und PR-Angelegenheiten von Zakspeed in meiner Hand zu bündeln, sich nicht in der gedachten Weise umsetzen ließen.

Menschenfreundliches Naturell

Wie Erich diese Situation handhabte, ist bezeichnend für sein menschenfreundliches Naturell: «Ich stell Dir frei, Dich nach einem passenden Job um zu tun, und bis Du was Passendes gefunden hast, so lange freue ich mich, wenn Du bei uns arbeitest.» So einen Chef kann man lange suchen.

Natürlich habe ich während meiner Zeit von September 1980 bis Juli 1981 in Niederzissen viel gelernt. Interessierte Sponsoren und potenzielle Geschäftspartner, Berater, Fahrer, Rechtsanwälte und weitere wichtige Leute gaben sich die Klinke in die Hand. Geheime bi-, tri- und multilaterale Besprechungen hetzten sich in der heißen Phase vor der kommenden Saison. Strategische und technische Themen waren abzuarbeiten.

So fiel in jene Zeit auch die Entscheidung, mit dem Know-how des Gruppe 5-Capri entsprechende Ford Mustang aufzubauen, um damit in den USA Furore zu machen (was Zakspeed dann auch perfekt hinkriegte). Ich erhielt den Auftrag, mich um entsprechende «Alt»-Autos zu kümmern. Aber wo kriegst Du im überschaubaren Umkreis von Niederzissen möglichst billige gebrauchte Mustangs her, denn wir brauchten ja kaum mehr als die Fahrgastzelle und die Papiere. Alles andere war vom Reglement frei gestellt. Wenn ich wirklich in Niederzissen ein paar Spuren hinterlassen haben sollte, dann waren es jene zwei Mustangs, aus denen dann die heißen Renner für die IMSA-Serie wurden.

Wie angedeutet, so ganz einfach war es nicht, für Zakspeed Public Relations zu machen. Daran war aber mehr noch als das Ford-Hauptquartier der gute Erich selber schuld: Ein so markanter Kopf, mit so viel Charisma und so vielen Ideen – der muss seine PR einfach selber gestalten. Und das hat er immer mit Bravour verstanden.

Als ich dann 1981 zu BMW wechselte, kreuzten sich Erichs und meine Wege immer wieder. Und diese Treffen waren stets von jener Herzlichkeit geprägt, um derentwillen so viele Leute den Erich so gern mögen. Er hatte sich ja nach seiner außergewöhnlich erfolgreichen Zeit im Touren- und Produktionswagen-Sport zu seinem Formel 1-Abenteuer entschlossen, und da «wir Deutschen»natürlich zusammen hielten, kamen die BMWler häufig mit ihm zusammen.

Und so war ich einer von denen, die den Zak mit Wolfgang-Peter Flohr in Kontakt brachten. Vielleicht war das eine der wenigen Taten, die Flohr mir dankte, denn ansonsten war der allgewaltige BMW Motorsportboss nicht unbedingt ein Fan von mir. Auf jeden Fall wurde die Zusammenarbeit der beiden auf der Rennpiste eine ausgesprochen segensreiche: Die Zakspeed BMW M3 waren in den Jahren 1987 bis 1989 nicht aus dem Spitzengeschehen der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft hinweg zu denken. Flohr war dann später selbst eine Zeitlang mitverantwortlich für die Geschäfte der Zakspeed Racing GmbH.

Väterlicher Freund

So also komme ich zum Schluss von meinem fast väterlichen Freund Erich Zakowski, für den es schon schwer fiel, PR zu machen, zu Wolfgang-Peter Flohr, bei dem das manchmal eine noch sehr viel größere Herausforderung war. Ein Beispiel: In meiner Funktion als BMW Motorsport-Pressesprecher hatte ich so gegen Ende 1986 zu einem Hintergrundgespräch in kleinem Journalistenkreis bei einem schönen Abendessen eingeladen.

Wir saßen, jeweils zwei BMWler und sechs Vertreter der berichtenden Zünfte, an zwei Achter-Tischen und plauderten über dies und das. Grundsätzliches. Wie unter uns BMWlern ausgemacht, nichts wirklich Neues. Ich beobachtete, wie sich am Nebentisch um Flohr die Köpfe zusammen steckten, aber dachte mir nichts dabei. Vielleicht ein Witz, den nicht alle hören sollten. Irgendwann änderten wir die Sitzordnung, andere Journalisten kamen bei Flohr zu sitzen.

Nach einiger Zeit wieder dieses Bild der zusammengesteckten Köpfe. Der Abend endete gegen Mitternacht, man verschwand in alle Richtungen, Flohr in den Urlaub. Am nächsten Morgen ein Kollege am Rohr: «So, jetzt erklär mir noch mal genau, wie sich der Herr Flohr das mit dem eigenen BMW Formel 1-Team vorstellt.»

«Wie, eigenes Formel 1-Team, ich habe keine Ahnung», war meine ehrliche Antwort – und nicht nur ich hatte keine Ahnung: Auch bei BMW gab es zu der Zeit keinerlei Pläne in dieser Richtung. «Ja, aber der Herr Flohr hat doch gesagt…»

Schlagartig war mir klar, was die Tuschelei am Vorabend bedeutet hatte. Die Medienwelt stand Kopf, ich wie der Trottel da, der von nichts eine Ahnung hatte, und im Unternehmen wurde ein strenges Dementi gefordert. Flohr war im Urlaub, und ich durfte wild dementieren, dass er es so nicht und wie er es gemeint haben könnte…

Uwe Mahla hat als Reporter, Pressesprecher und Buchautor vieles erlebt, was bisher nicht erzählt wurde. Der aus Marburg/Lahn stammende 76-Jährige hat für Fachmagazine wie «Sportfahrer» und «rallye racing» über den Motorsport und Autos berichtet, ehe er 1981 zu BMW wechselte und dort zunächst die Motorsport- und später die Inlandspresse betreute. Er erlebte die Erfolge in der Tourenwagenszene mit und in der Formel 1. Als SPEEDWEEK.com-Kolumnist meldet sich Uwe Mahla mit lesenswerten Storys aus seinem Blickwinkel zu Wort.

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