Siegfried Spiess: Zum Tod eines begnadeten Technikers

Kolumne von Rainer Braun
Siegfried Spiess ist verstorben

Siegfried Spiess ist verstorben

Einer der erfolgreichsten Motoren-Tuner von Deutschland ist nicht mehr unter uns. Siegfried Spiess ist am vergangenen Samstag im Alter von 86 Jahren nach geduldig ertragenem Leiden gestorben.

Viele Motorsportler aus dem Tourenwagensport und der Formel 3 werden sich dankbar an die Dienste des schwäbischen PS-Zauberers Siegfried Spiess erinnern. Spiess-Motoren garantierten nicht nur Siege, sondern hatten in aller Welt einen ausgezeichneten Ruf. Und als aktiver Rennfahrer war Siegfried Spiess in der 1960er-Jahren ebenfalls ein Qualitätsbegriff.

Sein Tuning-Betrieb in Ditzingen bei Leonberg hatte stets erlesene Kundschaft. Zu den größten und wichtigsten Auftraggebern gehörten Opel und Volkswagen Motorsport. Für das Rüsselsheimer Unternehmen hauchte Spiess-Tuning seit vielen Jahren Formel 3- und Tourenwagen-Triebwerken reichlich Power zum Siegen ein. Dies galt auch für die Opel V8-Aggregate in der neuen DTM ab 2000.

Obwohl die Söhne Holger (54) und Jürgen (51) schon lange die Führung des Tuning-Betriebs übernommen haben, ließ sich der Senior-Chef bis zum Schluss über alles informieren. Noch bis ins hohe Alter war er jeden Tag bis zu zehn Stunden in seinem Büro, kümmerte sich um technische Weiterentwicklungen und Qualitätskontrolle.

Schlamperei bei den Materialzulieferungen haben ihn oft genug zur Verzweiflung gebracht. Irgendwann hat er mir mal sein diesbezügliches Leid geklagt: «Was da manchmal so an Teilen ins Haus kommt, ist eine Frechheit. Vor allem die Zulieferer aus England sind da leider ganz vorne.»

Siegfried Spiess hat sich nie verbiegen lassen und immer seine Meinung gesagt, weil ihm Qualität und der gute Ruf seines Unternehmens wichtig waren. Perfektionist war der schwäbische Parade-Techniker schon Zeit seines Lebens. So erreichten seine eigenen Rennautos mit den selbst getunten, infernalisch gehenden Spiess-Triebwerken fast immer das Ziel, die Ausfallquote war verschwindend gering.

Zwischen 1962 und 1973 ist er der Marke NSU stets treu geblieben. Ob Prinz I, TT, TTS oder Wankel-Spider – Sigi Spiess trieb alle NSU-Modelle zu Siegen und Titelgewinnen. Allein vier Deutsche Bergmeisterschaften und an die 140 Einzelsiege sprechen da eine klare Sprache. Etwa 70 Prozent seiner Erfolge erzielte er am Berg, aber auch auf der Rundstrecke wurde NSU-Pilot Spiess mit seinen allseits gefürchteten Motoren zum Schrecken der Konkurrenz. Am liebsten fuhr er in Spa (beim 24 h Rennen gewann er 1967 hier mal mit elf Runden Vorsprung seine Klasse und das NSU-Team den begehrten Königspokal).

Von den Bergpisten mochte er den Schauinsland (11 km lang, 170 Kurven) am liebsten. «Die Bergrennen in Freiburg und am Rossfeld bei Berchtesgaden gehörten zu meinen schönsten Erinnerungen an diese Zeit», blickte Spiess vor vielen Jahren bei einem Gespräch zurück, «da konntest du mit dem kleinen und wendigen 1000er NSU TT auch mal alle GT-Porsche abhängen. Das hat mir unheimlich getaugt.»

Die Motorsport-Gemeinde trauert um einen ganz Großen ihrer Zunft.

Unser Mitgefühl gilt vor allem seiner Familie, seiner Frau, den Söhnen und Enkelkindern.

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