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DTM: Rossi, Kubica und Co? - Eigene Stars aufbauen

Von Andreas Reiners
Jean Alesi und Mika Häkkinen

Jean Alesi und Mika Häkkinen

Valentino Rossi hat sich selbst ins Gespräch gebracht. Doch wie sehr braucht die DTM externe Stars? Eine Voraussetzung: Die Leistung muss stimmen.

David Coulthard? Hat seine Karriere beendet. Ralf Schumacher? Steht bei Mercedes jetzt an der Boxenmauer. Robert Kubica? Fährt vorerst lieber in einem Rallye-Auto auf Schotterpisten. Valentino Rossi? Ist erst einmal nur ein Gerücht. In Timo Glock hat vor der Saison zumindest ein ehemaliger Formel-1-Pilot den Weg in den Tourenwagen gefunden. Und in Spielberg erstmals auch sein Glück, denn der 31-Jährige landete nach Startschwierigkeiten in Österreich als Dritter erstmals auf dem Podium.

Doch die Tendenz ist deutlich: Die externen Stars haben der DTM den Rücken gekehrt. Fehlen der DTM die Publikumsmagnete? «Das kann man nicht ignorieren. Die Leistung muss aber auch stimmen. Da muss man sich anschauen, was das für Auswirkungen hat. Für den Wettbewerb ist es sehr gut. Wie es in der Öffentlichkeit aussieht, muss man sich anschauen», sagte Audis DTM-Chef Dieter Gass SPEEDWEEK.com. Zum Saisonauftakt in Hockenheim wiesen die Tribünen deutliche Lücken auf und die TV-Quoten liegen derzeit bei etwas mehr als einer Million Zuschauer. In Spielberg kamen trotz des bescheidenen Wetters immerhin 44.000 Zuschauer an die Strecke. Mit den Neuerungen DRS und Optionsreifen hat sich die DTM bei der Formel 1 bedient und die gewünschte Action bekommen, jetzt muss nur noch der von der Motorsport-Königsklasse verwöhnte Fan anbeißen.

So einfach also? Nicht ganz, denn auch in der DTM macht es die Mischung aus Jungspunden, erfahrenen und erfolgreichen DTM-Piloten und den Stars, die nicht unbedingt aus dem Tourenwagen-Geschäft kommen. Und auch für DTM-Chef Hans Werner Aufrecht ist es «ein ganz wichtiges Thema, dass wir solche Leute haben. Wir mussten aber auch erkennen, dass diese Fahrer einen gewissen Bonus haben. Doch wenn sie dann die Leistung nicht bringen, ist der sehr schnell verspielt». Beispiele, dass ehemalige F1-Fahrer dem Feld nur hinterher fuhren und ihre Karriere für gutes Geld ausklingen ließen, gibt es zuhauf. Aber auch die positiven Beispiele wie Jean Alesi oder Mika Häkkinen, die um Siege mitfahren konnten.

Glock eine Bereicherung

«Es ist ganz wichtig, dass sich unsere jungen Fahrer mit arrivierten Fahrern messen. Gerade jetzt haben wir eine Menge junge Fahrer dabei, die das Zeug dazu haben, Stars zu werden», so Aufrecht. Fehlen der DTM denn nun die Stars? «Nein, wir haben Timo Glock, der sehr gut beim Zuschauer ankommt. Das ist für mich eine Bereicherung. Wir sind da gut aufgestellt», so der DTM-Boss.

Für Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff ist der schmale Grat, auf der einen Seite junge Leute ausbilden zu wollen und auf der anderen Seite mit Stars die Zuschauer an die Strecke zu locken, «schwer. Ich glaube, wir müssen mutig sein. Wir wollen nicht irgendwelche Stars zukaufen. Wir müssen uns die Zeit und die Geduld geben, die eigenen Stars aufzubauen.» Man wolle keine Fahrer, die ihre Karriere in der DTM ausklingen lassen, so der Österreicher. Wie man Stars aufbaut, zeigt das Beispiel Paul di Resta, der für Mercedes 2010 den DTM-Titel gewann und so den Sprung in die Formel 1 schaffte.

Laut BMW-Motorsportdirektor Jens Marquardt ist die DTM selbst gefordert, mehr aus den aktuellen DTM-Fahrern herauszuholen. «Die DTM hat Typen und tolle Charakter. Da ist mehr in denen drin als wir alle zusammen aus ihnen herausholen. Das ist ein Job, den wir erledigen müssen», sagte der BMW-Chef und wählte ein Beispiel aus dem Fußball. «Ich bin kein Verfechter der Strategie wie zum Beispiel im Fußball Real Madrid früher: Die allerbesten zusammenkaufen und dann wird schon irgendwie ein Team draus werden. Wir haben unser Team mit Bedacht gewählt. Das ist für mich eine tolle Mischung, und genauso müssen wir weitermachen. Wir müssen aus unseren Jungs die Stars machen.»

Der Erfolg muss kommen

Einig sind sich die Motorsportbosse, dass mit dem großen Namen auch der Erfolg kommen muss. «Wenn ein toller Name Erfolg hat, dann ist das natürlich toll. Aber wenn ein toller Name keinen Erfolg hat, dann ist er auch ganz schnell verbrannt. Insofern ist es wichtig, die richtigen Leute zum richtigen Zeitpunkt zu haben», so Marquardt. «Die Namen alleine bringen es nicht, wenn das Ergebnis nicht kommt. Wir haben mehr davon, wenn wir starke Fahrer haben, die die Meisterschaft gewinnen können. Das ist letztendlich das Wichtigste», sagte Gass.

Die DTM ist zwar kein Wunschkonzert, doch wenn Hans Werner Aufrecht die Möglichkeit hätte, sich einen Fahrer auszusuchen? Aufrecht denkt kurz nach und legt sich dann fest. «Valentino Rossi ist sicher ein toller Name. Es gibt viele Fahrer: Sebastièn Loeb oder Michael Schumacher - es gibt wunderbare Namen», sagte Aufrecht. Doch dann kommt das «Aber». Denn «im Moment bin ich glücklich, wenn unsere jungen Fahrer so weitermachen. Ich bin sicher, dass die DTM ein wichtiger Meilenstein ist, dass die guten Fahrer in die Formel 1 gehen können. Wenn diese Chance da ist, ist es ein Ansporn, hier zu zeigen, was man kann. Das hat das Beispiel Paul Di Resta gezeigt. Das hohe Niveau hat nur einen Nachteil: Es macht die Fahrer teuer.»

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