Eisspeedway-EM in Polen: Eine ungewöhnliche Erfahrung

Von Thorsten Horn
Konstatin Kolenkin

Konstatin Kolenkin

Das Training für das Eisspeedway-EM-Finale im polnischen Tomaszow Mazowieki wurde von Stürzen geprägt. Erstaunlicherweise crashten Fahrer, die bereits über Fahrpraxis in dieser Saison verfügen.

Die Entjungferung der hochmodernen Arena Lodowa (Deutsch: Eisberg) in Sachen Eisspeedway war dem Schweden Martin Haarahiltunen, dem Bayer Luca Bauer, dem Russen Konstantin Kolenkin und dem Tschechen Lukas Hutla vorbehalten. Von denen hatten Bauer und Hutla noch keine Fahrpraxis in diesem Winter und Haarahultinen nicht allzu viel. Mit dem größten Erfahrungsschatz diesbezüglich testete ausgerechnet Kolenkin die Weichheit des Sturzraumes, zum Glück ohne sich ernsthaft zu verletzen.

Im weiteren Verlauf legte sich auch Hans Weber einmal unsanft aufs Eis. «Irgendwie hatte ich einen Hakler. Dann musste ich schauen, dass ich nicht vom Motorradl überfahren werde. Dabei habe ich mir am Rücken und Ellenbogen ein bisschen weh getan. Das Rennen ist aber nicht in Gefahr, doch muss ich schauen, was noch geht. Ehrlich gesagt, bin ich jetzt nicht mehr ganz so optimistisch. Mal sehen, wie es sich Sonntagmorgen anfühlt. Wenn man ein Rennen fährt, wird man das erfahrungsgemäß nicht mehr spüren», meinte der «Icehans», der in diesem Jahr ein neues Wortspiel auf seinem Rennanzug stehen hat. «Ich wollte das mal auf Englisch machen, aber wahrscheinlich kehre ich wieder zu Eishans zurück», erklärte Johann Weber, so sein bürgerlicher Name. «Die Halle ist schön, aber mit der Bahn bin ich nicht hundertprozentig zurechtgekommen. Mir kommt es vor, als wenn das Eis ziemlich hart und spröde ist. Gut, der polnische Veranstalter macht das zum ersten Mal. Da möchte und kann ich nichts Böses sagen.»

Voll des Lobes über die Veranstaltung insgesamt war Franky Zorn. Der Europameister von 2008 im ebenfalls polnischen Sanok sagte nach seinen ersten Runden in Tomaszow Mazowieki: «Das Stadion finde ich super. Ich finde es auch gut, dass unser Sport durch solche Veranstalter und solche Enthusiasten wie hier in Polen aufrechterhalten wird. Es ist ganz sicher nicht einfach, so etwas auf die Füße zu stellen. Das ist die erste Veranstaltung hier und von daher hapert es hier und da noch ein bisschen bei der Abwicklung. Am Sonntag haben wir einen Race-Koordinator, dann wird auch das passen.»

Auch weil das EM-Finale als Geisterrennen ausgetragen wird, fühlt der 50-jährige Routinier Zorn mit dem Organisationsteam mit. «Es ist sehr, sehr schade. Das wird eine richtige Begräbnisstimmung. Auch für uns Fahrer wird es das erste Rennen ganz ohne Zuschauer sein. Es wird wahrscheinlich im negativen Sinn sehr emotional werden. Aber die Fahrerkollegen sind alle happy, dass es einen Veranstalter gibt, der so etwas durchzieht. Das ist hier sicherlich eine gute Ausgangsposition für die Zukunft.» Auf sich selbst gemünzt, kommt der Österreicher zu folgender Einschätzung: «Man hat natürlich viel Routine und rollt sich ein bisschen ein. Um richtig auf Betriebstemperatur zu kommen, brauchen die älteren Fahrer offensichtlich ein bisschen länger.»

Am anderen Ende der Altersskala agiert Luca Bauer: «Dafür, dass ich in diesem Winter noch gar nicht gefahren bin, war es recht zufriedenstellend. Es war alles so, wie wir es uns vorgestellt haben. Vom Tempo her war es eigentlich sehr gut. Damit bin ich zufrieden. Auch mit der Technik, denn es hat alles gepasst. Von der Bahn her ist es auch gut gegangen, darauf kann man aufbauen.»

Nachdem er im vorigen Winter mit der WM-Quali-Runde in Schweden und danach ein weiteres kleineres Rennen, ebenfalls im Elch-Test-Land, nur zwei Rennen bestreiten konnte, befürchtet er eine weitere verlorene Saison. «Ich plane, in diesem Winter noch einmal nach Schweden zum Trainieren zu fahren. Wir müssen aber abwarten, wie sich das Wetter entwickelt. Wir sind da flexibel und fahren, wenn es passt. Ich befürchte, dass die EM das einzige Rennen für uns in diesem Winter sein wird», so der 22-Jährige.

In Sachen Sturz tat es der Miesbacher Benedikt Monn seinem Lehrmeister Hans Weber gleich. «Zu schnell war ich eigentlich nicht. Ich habe wohl etwas zu spät umgelegt. Mir und der Technik ist zum Glück nichts passiert. Nur der Kotflügel hat etwas abbekommen, aber das ist kein Problem. Eigentlich lief es bis dahin nicht schlecht. Ich denke, es passt. Vielleicht war es gar nicht schlecht, dass es mich einmal geschmissen hat. Da weiß man, wie weit man gehen kann», mutmaßte der Fast-Novize. Die Europameisterschaft in Polen wird erst sein drittes Rennen sein.

Während sich im Line-up drei deutsche Fahrer befinden, ist Franky Zorn der einzige Vertreter der Alpenrepublik. Der Weißenbacher Philip Lageder reiste nicht an, sodass der als Bahnreserve geplante Tscheche Jiri Wild nun als fester Bestandteil des Fahrerfelds an dessen Stelle treten wird. Ob sich am Sonntag 16 Fahrer auf dem Eisoval tummeln, ist ungewiss. Denn nach einem harmlos anmutenden Sturz von Haarahiltunen trug der 30-Jährige seinen linken Arm in einer Schlinge und verabschiedete sich ins Krankenhaus.

Das Fahrerfeld für die Eisspeedway-EM 2020:

1 Martin HAARAHILTUNEN (S)
2 Luca BAUER (D)
3 Konstantin KOLENKIN (RUS)
4 Lukas HUTLA (CZ)
5 Michal KNAPP (PL)
6 Johann WEBER (D)
7 Franz ZORN (A)
8 Dmitrij SOLIANNIKOV (RUS)
9 Jasper IWEMA (NL)
10 Benedikt MONN (D)
11 Andrej DIVIS (CZ)
12 Stefan SVENSSON (S)
13 Atte SUOLAMMI (FIN)
17 Jiri WILDT (CZ)
15 Nikita TOLOKNOV (RUS)
16 Aki ALA-RIIHIMÄKI (FIN)

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