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Toto Wolff: «Als Sebastian Vettel wäre ich wütend»

Von Mathias Brunner
An Vettel Ferrari gut zu erkennen: der kaputte Frontflügel

An Vettel Ferrari gut zu erkennen: der kaputte Frontflügel

​Sebastian Vettel lag nach wenigen Runden in Kanada auf dem 18. Und letzten Platz. Dann ellbögelte er sich auf Platz 4 vor. Leider ist uns wegen Max Verstappen das Königsduell Hamilton gegen Vettel entgangen.

Max Verstappen hat den Formel-1-Fans in Kanada das Königsduell von Lewis Hamilton gegen Sebastian Vettel versemmelt. Wir werden nie erfahren, ob WM-Leader Vettel dem starken Mercedes-Piloten die Führung hätte streitig machen können.

Denn in der ersten Kurve suchte der junge Niederländer sein Glück auf der Aussenbahn, der Red Bull Racing-Pilot fand dort Haftung, wo weniger clevere Fahrer es gar nicht versuchen würden. Aber auch ein so talentierter Fahrer muss früher oder später mal in eine Kurve einlenken. Und da war eben Vettel. Der war damit beschäftigt, sich gegen Bottas zu wehren.

Mercedes-Teamchef Toto Wolff im Anschluss an den turbulenten Kanada-GP: «Wenn ich am Ferrari-Kommandostand stehen oder Vettel heissen würde, dann wäre ich verärgert. Aber Max fährt beinhart. Und die Formel 1 ist nun mal so.»

Nun mal so, das bedeutet, dass jederzeit das Unerwartete erwartet werden muss, in diesem speziellen Fall, dass Verstappen dem Ferrari-Fahrer über den Frontflügel ratterte. Sky-GP-Experte Martin Brundle: «Es liegt in der Natur Verstappens, so einen Angriff zu versuchen. Und er ging volles Risiko, er hätte sich dabei leicht einen Platten einhandeln können.»

Von Glück können wir nicht sprechen: Nach zehn Runden war Max aus dem Rennen, die Batterie hatte schlappgemacht.

Toto Wolff nimmt den Faden auf: «Wenn es in einer Saison zwischen zwei Rennställen und zwei Top-Stars so eng zu- und hergeht, dann ist es ganz wichtig, dass du auch in Rennen, in welchen es halt nicht so gut läuft, so viele Punkte holst wie nur möglich. Ferrari hat ein wenig davon profitiert, dass sich die beiden Force-India-Fahrer gebalgt haben.»

Nochmals die Frage: Wer hätte im Königsduell die Nase vorn gehabt? Toto Wolff selbstbewusst: «Wir hatten heute ein sehr starkes Auto.»

Dieses Mal war bei Ferrari zu hören, was in anderen Rennen von den Mercedes-Fahrern moniert wurde: Im Windschatten der Gegner sind die Reifen kaum im optimalen Betriebsfenster zu halten. Zudem wurden Motor und Bremsen zu heiss. Das passierte auch Valtteri Bottas hinter Max Verstappen – der Finne musste sich zurückfallen lassen, weil die Bremsen ohne genügend Kühlluft zum Überhitzen neigten.

Der Leader eines Rennens hat es in Sachen Reifen- und Bordtemperatur-Management am einfachsten. Sebastian Vettel weiss: «Wenn du einen Grand Prix von vorne kontrollieren kannst, dann ist immer eine andere Geschichte.»

Was Vettel dann nach der Kollision mit Verstappens Red Bull Racing-Pilot passierte, daraus kann dem Kommandostand von Ferrari kein Strick gedreht werden: Das langsame Fahren hinter dem Safety-Car (nach dem Unfall von Grosjean, Sainz, Massa) verfälschte die Daten. Die Techniker konnten erkennen, dass eine Beschädigung vorlag. Sie konnten aber nicht vorhersehen, dass der Flügel kurz darauf bei voller Fahrt, als das Feld vom Führungswagen freigegeben wurde, teilweise abbrechen würde.
Der Frontflügelwechsel dauerte in der Folge länger, weil sich das alte Teil ein wenig gegen das Entfernen sperrte. Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene betonte später, dass auch die Barge-Boards (die seitlichen Luftleitelemente im Bereich des Seitenkasteneingangs) sowie der Unterboden beschädigt worden waren. Das kostete über die Renndistanz rund 15 Sekunden.
Betrachten wir all das in Summe, so ist Rang 4 für Vettel eine schöne Schadensbegrenzung.

Gegen Schluss des Rennens legte Lewis Hamilton nochmals Tempo zu und holte sich die schnellste Rennrunde. Früher hat das Sebastian Vettel sehr zur Verzweiflung seiner Techniker regelmässig getan. Aber es ging nicht darum, die eigene Formel-1-Statistik aufzuhübschen. Hamilton konnte es sich erlauben, längst auf Schongang umgestellt zu haben. Aber in der technischen Nachbesprechung wollen die Ingenieure immer wissen, wie sich der Wagen in verschiedenen Phasen des Grand Prix angefühlt hat.

Exakte Aussagen erhalten sie nur, wenn ein Fahrer macht, wozu er geboren ist: Seinen Rennwagen am Limit bewegen.

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