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Sebastian Vettel: Hat Ferrari Siegchance verschenkt?

Von Mathias Brunner
Sebastian Vettel

Sebastian Vettel

​Ferrari-Star Sebastian Vettel macht nach der Qualifikation von Singapur positive Stimmung: «Auch von Startplatz 3 ist hier noch alles drin.» Die Wahrheit sieht für ihn und Ferrari leider anders aus.

Dreissig Punkte sind eine schwere Last, die Sebastian Vettel durch die Nacht von Singapur schleppt. Und Ferrari hat ihm die Aufgabe im Abschlusstraining zum Grossen Preis von Singapur nicht leichter gemacht. Der Kommandostand der Italiener versäumte es, seinen Star-Fahrer darauf aufmerksam zu machen, dass Lewis Hamilton und Valtteri Bottas ihre Reifen ganz anders aufwärmen – viel gemächlicher. Abgesehen davon, dass dies den italienischen Ingenieuren vielleicht auch ohne Vorbild hätte einfallen können. Es war Vettel selber, dem das auffiel, was er sofort an die Box funkte. Zudem schaffte es Ferrari wieder einmal nicht, für die Fahrer eine gute Lücke zu finden. Ich gebe zu, das ist im Stossverkehr von Singapur nicht einfach, aber der Eindruck nagt: Andere machen das besser.

Es kam alles ein wenig zusammen: Keine optimale Reifenstrategie (ein Experiment mit härteren Pirelli in der zweiten Quali ging auch schief), kein ideales Timing, keine perfekte Runde von Vettel selber, der resümiert: «Die Anderen haben am Samstag besser gearbeitet, Hamilton als Fahrer und sein Team auch.»

Vettel macht auf gute Laune: «Auch von Startplatz 3 liegt in diesem Rennen alles drin.» Die Realität sieht anders aus: Er muss auf einer schwierigen Bahn an Max Verstappen vorbei, der nicht dafür bekannt ist, seine Gegner höflich vorbei zu winken. Und vor allem: Das Chassis von Red Bull Racing geht mit den Reifen behutsamer um als die Wagen von Ferrari und Mercedes. Und dann ist da vorne noch WM-Rivale Lewis Hamilton. Der wird völlig sorgenfrei dagegenhalten – eine weitere Kollision kann der Brite dank seines stattlichen Vorsprungs durchaus riskieren, Vettel nicht.

Sebastian in der Nacht von Singapur: «Das war einfach kein gutes Qualifying. Wir hatten uns mehr ausgerechnet. Es war von Anfang bis Ende unruhig, es gibt halt Qualifyings, in welchen der Wurm drinsteckt, das war heute so eines. Der Ferrari gehört an die Spitze, es liegt an uns, dass er eben nicht dort steht. Wenn wir uns die Zeiten anschauen, dann ist der Abstand nach vorne zu gross, das widerspiegelt nicht das wahre Kräfteverhältnis. Aber wenn du nicht alles auf den Punkt bringst, dann macht das in der modernen Formel 1 einen grossen Unterschied.»

«Ich will nicht herunterspielen, was Hamilton heute geleistet hat, das war schon eine klasse Leistung. Aber ich weiss: Wenn wir alles richtigmachen, dann ist diese Zeit nicht unschlagbar. Wir müssen halt einen besseren Job abliefern. Was ich damit meine, kann sich jeder selber zusammenreimen.»

«Wir haben 61 Runden Zeit oder zwei Stunden, um das zu wenden. Ich bin überzeugt, da ergibt sich die eine oder andere Möglichkeit, an die Spitze zu schlüpfen. Schade, dass es mit der anderen Reifenstrategie nicht geklappt hat. Da waren zu viele Autos, die vor mir auf die Bahn kamen. Sonst bin ich überzeugt, dass dieser Plan durchaus aufgegangen wäre. Nun fahren wir alle auf dem gleichen Reifentyp los, das finde ich ein wenig langweilig. Gerade von Startplatz 3 wäre das eine sehr gute Ausgangslage gewesen.»

Wie vorsichtig muss Vettel am Sonntag fahren? «Am Sonntag findet hier nicht mein erster Start statt, und Monza war auch nicht mein erster. Wenn die Lücke da ist, dann probierst du es als Fahrer eben. Leider ging die Lücke dann wieder zu, da schaust du als Fahrer dann eben blöd aus. Sorgen mache ich mir keine. Wenn sich am Start eine Möglichkeit ergibt, einen Platz gutzumachen, dann ist es gut. Wenn das nicht möglich ist, dann bleibt genügend Zeit, um nachher noch Attacke zu machen.»

«Singapur ist immer ein langes Rennen, wir erleben jedes Mal mindestens eine Safety-Car-Phase, das eröffnet Möglichkeiten. Noch ist nicht alles verloren. Heute bin ich enttäuscht, gewiss, aber dann drehe ich die Seite um und freue mich auf die nächste. Wunder kann von uns keiner erwarten, aber unser Auto ist schnell genug, um das Rennen zu gewinnen.»

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