Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Umstrittene Formel-E-Tests: Jorda und Calderón dabei

Von Andreas Reiners
Tatiana Calderón

Tatiana Calderón

Sauber-Testfahrerin Tatiana Calderón bekommt eine weitere Chance, ihr Talent zu zeigen. Nach den Formel-1-Tests nimmt sie auch an den Formel-E-Testfahrten in Riad teil. Sieben Frauen sind dabei.

Es ist ein besonderes Wochenende. Oder ein spezielles. Ein schwieriges. Wie man ein Formel-E-Rennen in Saudi-Arabien mit anschließenden Testfahrten auch immer bezeichnen mag. Die Intention ist klar: Man will sich in Riad in ein besseres, offeneres Licht rücken. Ob das gelingt, ist mehr als fraglich.

Limitierte Frauenrechte? Egal. Die Ermordung des saudischen Journalisten Jamal Khashoggi? Ändert an den Plänen auch nichts. Das Königreich sei «das neue Zuhause der Formel E», erklärte Formel-E-Chef Alejandro Agag.

«Dank der Vision von Kronprinz Mohammed bin Salman wird hier zum ersten Mal ein internationales Motorsport-Event ausgetragen. Saudi-Arabien entwickelt sich in die richtige Richtung und macht gute Fortschritte. Das ist es, was uns angezogen hat.» Die angeblichen guten Fortschritte und natürlich das Geld aus dem mehrjährigen Millionen-Deal.

Es wirkt höchstens bemüht, eher falsch, wenn die Testfahrten am 16. Dezember, einen Tag nach dem Auftaktrennen, vor allem für Frauen angedacht sind. Angesichts der Verhältnisse in dem Wüstenstaat eine Farce denn ein Schritt in die richtige Richtung. Bittere Ironie.

Doch was auch immer man davon halten mag: Sieben Damen kommen an dem Tag zum Einsatz.

Tatiana Calderón zum Beispiel, die gerade erst aus einem Formel-1-Renner gestiegen ist: Die Kolumbianerin hatte bereits im Oktober – zwei Tage nah dem Mexiko-GP – auf dem Autódromo Hermanos Rodriguez ihre ersten Formel-1-Kilometer im aktuellen 2018er-Renner Sauber C37-Ferrari hinter sich gebracht. Dies geschah im Rahmen eines erlaubten Filmtags der Schweizer. In Italien standen jüngst zwei aufeinanderfolgende Testtage an – und zwar im C32, mit dem Esteban Gutiérrez und Nico Hülkenberg die Saison 2013 bestritten haben.

«Es war ein wirklich tolles Erlebnis, zum ersten Mal in Fiorano zu fahren. Die Strecke ist interessant, und es herrscht eine ganz besondere Atmosphäre», sagte sie nach ihrem Einsatz: «Den Sauber C32-Ferrari zu fahren fühlt sich unglaublich an. Der V8-Motor beeindruckt durch seine Leistung sowie seinen Klang.»

Calderón ist in den vergangenen sieben GP3-Läufen der laufenden Saison, ihrer dritten in der Nachwuchsserie, fünf Mal in die Punkte gefahren, mit Rang 6 in Monza als Top-Ergebnis. Die beiden letzten Saisonrennen in dieser Nachwuchsserie wird die aktuell 16. der Gesamtwertung im Rahmen des WM-Finales in Abu Dhabi bestreiten. In Riad testet sie für DS Techeetah.

Auch dabei ist Carmen Jorda, die in der Vergangenheit mit ihrer Meinung über Frauen im Motorsport bei vielen anderen Frauen ordentlich aneckte und Kritik und Spott erntete. Die Spaniern, ehemalige Formel-1-Entwicklungsfahrerin, sitzt in einem Gen2-Boliden von Nissan e.dams.

Die frühere DTM-Pilotin Katherine Legge testet für Mahindra, für Virgin Racing Amna Al Qubaisi, die erste Rennfahrerin aus den Vereinigten Arabischen Emiraten. Die britische Formel-3-Pilotin Jamie Chadwick wiederum testet für NIO. BMW setzt auf den eigenen Nachwuchs: Die Niederländerin Beitske Visser sitzt im Cockpit.

Nicht für alle Fahrerinnen sind die Einsätze vorerst einmalige Angelegenheiten. Denn: Simona de Silvestro testet ebenfalls, kehrt aber in die Elektroserie zurück, sie fungiert als Testfahrerin für das Venturi-Team.

Die Schweizerin fuhr bereits in der Vergangenheit in der Formel E, beim Saisonfinale 2014/2015 und anschließend 2015/2016 war sie für Andretti im Einsatz. Die Schweizerin war zudem vier Jahre in der IndyCar-Serie unterwegs und erreichte 2013 einen zweiten Platz in Houston sowie Gesamtrang 13. 2014 durfte sie als Entwicklungsfahrerin für den Sauber-Rennstall im GP-Renner testen.

«Ich freue mich, auf diese Weise als Fahrerin in die Formel E zurückzukehren. Ihre habe ihre Entwicklung stets genau verfolgt und kann es kaum erwarten, mit dem Gen2-Auto zu fahren. Die nächsten zwölf Monate mit dem Parallelprogramm in Australien und der Formel E werden für mich ziemlich intensiv», sagte die 30-Jährige.

Teamchefin Susie Wolff: «In ihrer Rolle als Testfahrerin hat Simona eine wichtige Rolle bei unseren Vorbereitungen. Simona ist eine echte Teamplayerin und Fahrerin, mit der ich gerne arbeiten wollte.»


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