Valtteri Bottas: Australien-Sieg bleibt fragwürdig

Von Mathias Brunner
​Am 17. März beginnt im Albert-Park von Melbourne die neue Grand-Prix-Saison. Wir wollten wissen: Welche statistische Relevanz hat für die späteren Formel-1-Champions ein Sieg beim Auftaktrennen?

1996 wurde erstmals ein Grosser Preis von Australien im Albert-Park von Melbourne ausgetragen. Seither hat bis auf zwei Ausnahmen der WM-Beginn dort stattgefunden (2006 und 2010 ging die WM in Bahrain los). Ich erinnere mich gut daran, wie umstritten das Rennen im Albert-Park zunächst war. Umweltschützer nahmen den Sportanlass ins Visier. Vor Jahren heckten die Aktivisten von «Rettet den Albert Park» (Save Albert Park = SAP) jedes Jahr etwas Neues aus: Renngegner blockierten den Weg zur Rennstrecke, brüllten Protestparolen, verteilten Flugblätter, ketteten sich ans Geländer der Boxengasse, schütteten tote Fische auf die Start/Ziel-Gerade, der Phantasie waren keine Grenzen gesetzt. Immerhin wurde ich nicht angespuckt, wie es mit in Indianapolis mal passiert ist, nach dem Reifenskandal um Michelin 2005.

Später behaupteten die SAP-Aktivisten: Die Grand-Prix-Organisatoren fälschen die Zuschauerzahlen. Zudem begünstige der Anlass übermässigen Alkoholkonsum und zu schnelles Autofahren. Die Polizei blieb gleichmütig und verwies auf die Statistik: An einem durchschnittlichen GP-Wochenende gibt es auf dem Gelände bei 300.000 bis 350.000 Besuchern kein halbes Dutzend Festnahmen. Das ist jetzt kein besorgniserregender Prozentsatz.

Heute ist es um die Gruppe ziemlich ruhig geworden: Der Grand Prix gehört zum Leben der Melbournians wie das Tennis-Turnier «Australian Open» oder ein Ausflug an den Strand von St. Kilda, von Protest ist weit und breit nichts mehr zu sehen. Die Kritik an den hohen Kosten des Rennens ist bis heute geblieben, hat sich aber in den Wirtschaftsteil der Zeitungen verschoben.

Aber zurück zur Frage. Wir wollten einmal wissen: Wie oft ist seit 1996 ein Australien- oder Bahrain-Sieger später Weltmeister geworden? Hier die verblüffende Bilanz.

1996
Sieger: Damon Hill (GB), Williams
Weltmeister: Damon Hill (GB), Williams

1997
Sieger: David Coulthard (GB), McLaren
Weltmeister: Jacques Villeneuve (CDN), Williams

1998
Sieger: Mika Häkkinen (FIN), McLaren
Weltmeister: Mika Häkkinen (FIN), McLaren

1999
Sieger: Eddie Irvine (GB), Ferrari
Weltmeister: Mika Häkkinen (FIN), McLaren

2000
Sieger: Michael Schumacher (D), Ferrari
Weltmeister: Michael Schumacher (D), Ferrari

2001
Sieger: Michael Schumacher (D), Ferrari
Weltmeister: Michael Schumacher (D), Ferrari

2002
Sieger: Michael Schumacher (D), Ferrari
Weltmeister: Michael Schumacher (D), Ferrari

2003
Sieger: David Coulthard (GB), McLaren
Weltmeister: Michael Schumacher (D), Ferrari

2004
Sieger: Michael Schumacher (D), Ferrari
Weltmeister: Michael Schumacher (D), Ferrari

2005
Sieger: Giancarlo Fisichella (I), Renault
Weltmeister: Fernando Alonso (E), Renault

2006
Sieger: Fernando Alonso (E), Renault
Weltmeister: Fernando Alonso (E), Renault

2007
Sieger: Kimi Räikkönen (FIN), Ferrari
Weltmeister: Kimi Räikkönen (FIN), Ferrari

2008
Sieger: Lewis Hamilton (GB), McLaren
Weltmeister: Lewis Hamilton (GB), McLaren

2009
Sieger: Jenson Button (GB), BrawnGP
Weltmeister: Jenson Button (GB), BrawnGP

2010
Sieger: Fernando Alonso (E), Ferrari
Weltmeister: Sebastian Vettel (D), Red Bull Racing

2011
Sieger: Sebastian Vettel (D), Red Bull Racing
Weltmeister: Sebastian Vettel (D), Red Bull Racing

2012
Sieger: Jenson Button (GB), McLaren
Weltmeister: Sebastian Vettel (D), Red Bull Racing

2013
Sieger: Kimi Räikkönen (FIN), Lotus
Weltmeister: Sebastian Vettel (D), Red Bull Racing

2014
Sieger: Nico Rosberg (D), Mercedes
Weltmeister: Lewis Hamilton (GB), Mercedes

2015
Sieger: Lewis Hamilton (GB), Mercedes
Weltmeister: Lewis Hamilton (GB), Mercedes

2016
Sieger: Nico Rosberg (D), Mercedes
Weltmeister: Nico Rosberg (D), Mercedes

2017
Sieger: Sebastian Vettel (D), Ferrari
Weltmeister: Lewis Hamilton (GB), Mercedes

2018
Sieger: Sebastian Vettel (D), Ferrari
Weltmeister: Lewis Hamilton (GB), Mercedes

Fazit: 23 Auftaktrennen, 12 Mal wurde der Sieger des ersten WM-Laufs in der gleichen Saison Weltmeister. Damit liegt die Wahrscheinlichkeit also statistisch bei 52,2 Prozent, beinahe fifty-fifty. Damit ist klar: Ein Sieg in Bahrain ist statistisch gleich viel wert, oder gleich wenig, wie jener in Australien.

Der frühere Formel-1-Pilot Marc Surer hält fest: «Weltmeister wird in der Regel nicht, wer am Anfang der Saison am schnellsten ist, sondern wer auf hohem Niveau beginnt, das ganze Jahr über sein Auto effizient weiterentwickelt und am wenigsten Fehler macht.»

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