Alfa Romeo-Sauber: Der Renner von Kimi Räikkönen

Von Mathias Brunner
​Ein halbes Dutzend Rennställe hat sich zum Ziel gesetzt, 2020 am vorderern Ende des Mittelfelds aufzutauchen, um gegen die Top-Teams zu kämpfen. Auch Alfa Romeo-Sauber traut sich das zu.

Ausgerechnet am Valentins-Tag hat Alfa Romeo-Sauber das Roll-out mit dem neuen C39 absolviert, mit Kimi Räikkönen am Steuer auf einer Bahn, die ihm wohlvertraut ist – auf der Ferrari-Teststrecke Fiorano. Passend zum Tag wurde der Wagen mit Herzchen auf die Bahn geschickt, überdies mit einem schicken Schlangenmuster, als Anlehnung an das Markentier von Alfa Romeo.

Sauber heisst seit 2019 Alfa Romeo. Im Emblem der Mailänder gut zu erkennen – die Schlange. Das Alfa-Markenzeichen ist seit gut hundert Jahren unverändert: In der linken Seite ein rotes Kreuz auf weissem Grund (die Farben der Stadt Mailand), rechts eine grüne Schlange mit Drachenkopf und Krone, auf blauem Grund, auch dies Teil des Mailänder Stadtwappens. Die Schlange mit einem Kind im Mund geht auf eine Legende aus den Kreuzzügen zurück, als ein Mitglied der Mailänder Familie Visconti bei Rom einen Sarazenenfürsten tötete und dessen Wappenschild an sich nahm. Auf das Schild war angeblich eine Schlange mit Kind im Mund gemalt.

Fünf Tage später ist es vorbei mit Herzchen, denn nun wird es ernst: Am Circuit de Barcelona-Catalunya hat Alfa Romeo-Sauber das Auto in der 2020er Lackierung präsentiert, mit dem Fahrertrio Kimi Räikkönen und Antonio Giovinazzi (GP-Piloten) sowie Robert Kubica (Test- und Ersatzfahrer); der Pole hat auch seinen Sponsor Orlen zu den Zürcher Oberländern mitgebracht.

Vor einem Jahr ist Alfa Romeo-Sauber sehr gut in die Saison gestartet, Altmeister Räikkönen hielt sich eine ganze Weile in den Top-Ten der Weltmeisterschaft, aber dann rutschte das Team zurück. Die Gegner entwickelten intensiver, zudem wurde nicht aus allen Rennen das Beste geholt. Giovinazzi brauchte neun Rennen, um seine ersten Saisonpunkte einzufahren. Zum Schluss der Saison lief es wieder besser, mit den Rängen 4 und 5 im Chaos-GP von Brasilien konnte der Rennstalls sein Highlight setzen.

Teamchef Fred Vasseur: «Wir hatten von der Saison mehr erwartet, keine Frage, es war ein stetes Auf und Ab. Wir schwankten als Team zwischen den Rängen 4 und 9 im Konstrukteurs-Pokal, das ist eine gute Lektion. Wir haben es in einigen Rennen versäumt, üppig Punkte einzufahren, in Hockenheim und in Baku, in Monza und in Spa-Francorchamps. In diesem Mittelfeld musst die Chancen nutzen, wenn sie sich dir bieten, und das haben wir bei einigen Gelegenheiten verpasst.»

Der Franzose sagt weiter: «In der ersten Saisonhälfte haben wir konstanter gearbeitet, wir haben wenig Fehler gemacht und zugeschlagen, wenn die Konkurrenz geschwächelt hat. Danach war es quasi umgekehrt.»

Vasseur lässt den Vorwurf nicht auf sich sitzen, die Gegner hätten besser entwickelt. «Unsere punktelose Serie hatte nichts mit mangelnder Entwicklung zu tun. Es ging vielmehr darum, dass wir es nicht geschafft haben, das Beste aus unseren Möglichkeiten zu machen. Der Speed im Auto ist da. Aber in diesem Mittelfeld musst du im freien Training, im Qualifying und dann im Rennen perfekt arbeiten, wenn du dich durchsetzen willst. Sonst wird das nichts.»

«In der Quali pendeln wir zwischen Rang 9 und Platz 16. Punkte holst du nur dann, wenn du eine makellose Leistung zeigst. Und das war eben zu selten der Fall. Das meine ich mit der Lektion, die wir lernen müssen. Das ging allen Rennställen gleich ausser McLaren, die haben sich vom restlichen Mittelfeld ein wenig abgesetzt.»

«Mit dem 2020er Auto bauen wir auf dem letztjährigen Modell auf, das ist naheliegende, wenn das Reglement stabil ist. Wir müssen in der Lage sein, am vorderen Ende des Mittelfelds aufzutauchen. Das Auto ist ist komplett neu. Das Ziel muss darin bestehen, konstantere Leistungen zu zeigen. Gleichzeitig will ich nichts alles schlechtreden. Wir haben uns gemessen am Auto von 2018 um 4,8 Prozent verbessert. Wir sind davon überzeugt, dass wir für 2020 eine solide Basis hatten.»

Der ursprüngliche Vertrag mit Alfa Romeo läuft Ende 2020 aus. Fred Vasseur ist davon überzeugt, dass es weitergehen wird. «Als wir die Partnerschaft mit Alfa Romeo eingegangen sind, war für beide Seiten klar – das ist eine langfristige Kiste.»

Langfristig ist auch Sauber: Die Schweizer sind viertältester Rennstall der Formel 1, nach Ferrari, McLaren und Williams. Sauber Motorsport feiert 2020 fünfzig Jahre und wird beim kommenden Italien-GP in Monza 500 Formel-1-WM-Läufe alt.

Heute sind in Spanien im Testeinsatz:
Robert Kubica (PL), Alfa Romeo-Sauber C39-Ferrari
Antonio Giovinazzi (I), Alfa Romeo-Sauber C39-Ferrari
Daniil Kvyat (RU), AlphaTauri AT01-Honda
Charles Leclerc (MC), Ferrari SF1000
Kevin Magnussen (DK), Haas VF-20-Ferrari
Carlos Sainz (E), McLaren MCL35-Renault
Valtteri Bottas (FIN), Mercedes W11
Lewis Hamilton (GB), Mercedes W11
Sergio Pérez (MEX), Racing Point RP20-Mercedes
Lance Stroll (CDN), Racing Point RP20-Mercedes
Max Verstappen (NL), Red Bull Racing RB16-Honda
Esteban Ocon (F), Renault RS20
Daniel Ricciardo (AUS), Renault RS20
George Russell (GB), Williams FW43-Mercedes
Nicholas Latifi (CDN), Williams FW43-Mercedes


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