History: Weltmeister heute, chancenlos morgen

Von Mathias Brunner
​Sebastian Vettel wurde von 2010 bis 2013 mit Red Bull Racing vier Mal in Folge Weltmeister, aber 2014 gewann er kein einziges Rennen. Der jähe Sturz des Champions kommt immer wieder vor.

Der Heppenheimer Sebastian Vettel war nach der Sommerpause 2013 nicht mehr aufzuhalten: Von Belgien bis Brasilien gewann der Red Bull Racing-Pilot neun Rennen in Folge, die Konkurrenz verzweifelte. Dann aber wurde alles anders. Die Formel 1 trat Anfang 2014 in die neue Turbohybrid-Ära, und Vettel wurde ein Opfer der mangelhaften Vorbereitung von Renault – kein einziger Sieg. Allerdings muss der vierfache Champion einen Teil der Erfolglosigkeit auf die eigene Kappe nehmen: Denn sein Stallgefährte Daniel Ricciardo gewann im gleichen Jahr drei Mal.

Ein Blick in die Formel-1-Historie zeigt: Weltmeister heute, chancenlos morgen – das kommt öfter vor als wir erwartet hätten, genau genommen satte zehn Mal. Und die Gründe dafür sind sehr vielfältig, wie unser Blick in den Rückspiegel zeigt.

Der Argentinier Juan Manuel Fangio blieb 1952 ohne Triumph, weil er sich fast die ganze Saison über von den Folgen eines schweren Unfalls in Monza erholen musste. Der Champion von 1951 holte dann von 1954 bis 1957 vier weitere Titel – und dies mit drei verschiedenen Marken!

Alberto Ascari ging nach seinen beiden WM-Titeln 1952 und 1953 in der Saison 1954 leer aus, weil nach dem Bruch mit Ferrari die neuen Lancia-Renner ewig nicht fertig wurden. Der übergangsmässig verwendete Maserati war nicht konkurrenzfähig.

Die Rennwagenmarke Cooper wurde 1961 von den neuen Ferrari förmlich überrollt, so dass der zweifache Weltmeister Jack Brabham (Champion 1959 und 1960) in der WM auf Rang 11 absackte.

Doch die Ferrari ihrerseits wurden für 1962 zu wenig weiterentwickelt, um die tolle Serie von 1961 fortzusetzen (acht Rennen, fünf Siege), zudem hatte die Konkurrenz in Riesenschritten aufgeholt, vor allem BRM und Lotus. Ergebnis: Der 1961er Champion Phil Hill gewann 1962 keinen einzigen Grand Prix.

John Surtees schaffte es nach der WM-Krone 1964 im folgenden Jahr zwar drei Mal aufs Siegerpodest (einmal Zweiter, zwei Mal Dritter), doch nicht ganz nach oben.

Ein weiteres Team, das nach einer Dominanz im Folgejahr in die Mittelmässigkeit absackte: Lotus. Der Flügelauto-Renner vom Typ 79 war in der GP-Saison 1978 mit Mario Andretti (Weltmeister) und Ronnie Peterson das Mass der Dinge (und bis heute ein Vorbild an Ästhetik), doch mit dem Lotus 80 ging der geniale Lotus-Gründer und –Konstrukteur Colin Chapman zu weit. Die komplexe Aerodynamik des Fahrzeugs funktionierte nie wie geplant. Der Lotus 80 – grundsätzlich ein einziger Flügel als Auto – war zwei Schritte zu weit gedacht und funktionierte nicht, weil sich die Anpresszone nicht sauber versiegeln liess, die seitlichen Schützen verbogen sind und blieben hängen. Andretti wurde lediglich WM-Zehnter.

Noch schlimmer stürzte Jody Scheckter ab: Weltmeister 1979 mit Ferrari, in der Saison 1980 mit dem zu wenig entwickelten Ferrari 312T5 nur noch WM-19., mit ganzen zwei jämmerlichen Punkten – worauf der Südafrikaner zurücktrat.

Nelson Piquet heuerte nach seinem dritten WM-Titel 1987 (mit Williams) beim Lotus-Rennstall an. Trotz Honda-Motoren lagen nur noch drei dritte Ränge drin, WM-Rang 6.

Als Damon Hill von Williams trotz WM-Gewinns 1996 vor die Tür gestellt wurde, konnte er sich nur einen Platz bei Arrows sichern. Dank ideal haftender Bridgestone-Reifen hätte er um ein Haar in Ungarn eine Sensation geschafft und gewonnen, aber eben nur um ein Haar.

Hills Nachfolger bei Williams als Champion 1997 ging 1998 ebenfalls leer aus. Um genau zu sein, gewann Jacques Villeneuve nach seinem WM-Jahr nie wieder einen Grand Prix.

Von Villeneuve 1998 bis Vettel 2014 dauerte es dann stattliche 16 Jahre, bis wieder ein Champion am Ende der Saison ohne Siegerpokal dastand.

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